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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen
Autoren: Christina Dodd
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Kapitel 1
    England, 1840
    Lady Charlotte Dalrumple, Miss Pamela Lockhart und
    Miss Hannah Setterington
    (haben es endgültig satt, für ihre erfolgreiche Arbeit ständig
    mit Entlassung belohnt zu werden)
    laden Sie ein,
    Die Vornehme Akademie der Gouvernanten
    zu konsultieren,
    (die wir im festem Entschluss, unser Leben endlich selbst in die
    Hand zu nehmen, gegründet haben)
    die Ihnen qualifizierteste Gouvernanten, Gesellschaftsdamen
    und Lehrkräfte vermittelt, welche jeder Aufgabe gerecht
    werden.
    Wir stehen seit
(gestern)
dem ersten März 1840 in Diensten
    der allerersten Kreise.
    Adorna, Viscountess Ruskin, nahm die Visitenkarte mit den verschnörkelten Lettern in ihre Hand und blickte die Sandsteinfassade des mächtigen Stadthauses hinauf. In der trüben Londoner Frühlingssonne wirkte das Anwesen solide, wenn auch etwas heruntergekommen. Zu Adornas Jugendzeit vor dreißig Jahren hatte das Viertel zu den vornehmsten gezählt, aber auch jetzt lebten noch einige der besten Familien Englands hier. Daran knüpfte sie all ihre Hoffnungen.
    Sie steckte die Visitenkarte in ihre Handtasche zurück, stieg die Haustreppe hinauf und läutete an der Tür, die augenblicklich geöffnet wurde.
    Sie sah sich einem Butler gegenüber, einem korrekten Butler der alten Schule mit gepuderter Perücke und Kniehosen. Er taxierte sie mit geschultem Blick und ließ schließlich eine derartig tiefe Verbeugung folgen, dass sein Stützkorsett knarrte. Sein Tonfall war fast noch vornehmer als der der jungen Königin Victoria: »Womit kann ich dienen, Madam?«
    »Ich bin Viscountess Ruskin.«
    Sie sah ihm an, dass ihm der Titel ein Begriff war, sei es wegen Adornas Reichtum, ihren gesellschaftlichen Verbindungen oder ihrem legendären Ruf. Wie auch immer. Adorna hatte sich längst daran gewöhnt, als schönste Frau Englands zu gelten.
    Er trat einen Schritt zurück, um sie einzulassen. »Lady Ruskin, Miss Setteringtons Vornehme Akademie für Gouvernanten fühlt sich geehrt.«
    Sie trat ein und schenkte ihm jenes verbindliche Lächeln, das sie jedem Mann zeigte, ganz gleich wie alt er war oder welche gesellschaftliche Stellung er innehatte. »Und mit wem habe ich das Vergnügen?«
    Er errötete vom Krawattenknoten zum Perückenrand hinauf, bewahrte aber unerschütterlich Haltung.
    »Ich bin Cusheon, Mylady.«
    »Cusheon. Was für ein
bezaubernder
Name.«
    Der gebrechliche alte Butler deutete ein Lächeln an. »Danke, Mylady.«
    »Sehen Sie. Ich wusste doch, Cusheon, dass Sie lächeln können.« Adorna konnte auch noch der sauertöpfischsten Miene ein Lachen entlocken. »Cusheon, ich bin gekommen, um mit den Inhaberinnen dieses Instituts zu sprechen.«
    Cusheon schnippte mit den Fingern einen jungen Dienstboten herbei, der gesenkten Hauptes Adornas Hut und Mantel entgegennahm. Sie rieb ihm mit dem Daumen einen Fleck vom Kinn. »Du siehst ganz aus wie mein Sohn, als er in deinem Alter war, bis hin zum Mehl an deinem Kinn.«
    »Ich hab dem Koch beim Backen geholfen.«
    »Wynter hat das auch immer getan«, bestätigte Adorna und ließ ihn widerstrebend gehen. Ihr Leben hatte sich in letzter Zeit sehr verändert. Veränderungen hatten immer auch ihr Gutes. Ganz bestimmt.
    »Miss Hannah Setterington berät gerade eine Gräfin«, sagte Cusheon. »Aber wenn Sie gestatten, werde ich nachsehen, ob die Unterredung beendet ist.«
    »Danke. Das käme mir sehr entgegen.« Während der Butler würdevoll durch das Foyer schritt, nahm Adorna die Einrichtung in Augenschein. Die Möbel waren zwar altmodisch, aber alles war auf Hochglanz poliert und duftete nach Bienenwachs. Imposant und aufs Beste gepflegt. Adorna entspannte sich ein ganz klein wenig.
    Cusheon klopfte an eine wuchtige Doppeltür und wurde hereingerufen. Nur einen Augenblick später kehrte er zurück. »Miss Hannah Setterington und die Gräfin haben ihr Gespräch beendet. Wenn Mylady mir folgen möchten?« Eine ältliche, gebeugte und tief verschleierte Dame, die dick gegen die kühle Märzluft vermummt war, kam Adorna am Arm einer hochgewachsenen Frau entgegen.
    »Miss Setterington, ich bin überaus zufrieden mit der Gesellschaftsdame, die Sie mir vermittelt haben. Sie dürfen sich auch in Zukunft meiner Gewogenheit sicher sein«, krächzte die Gräfin.
    Das war Miss Setterington? Erstaunt musterte Adorna die junge Frau in der schwarzen Taftrobe. Sie hatte jemand Älteren erwartet, doch immerhin zeugte Miss Setteringtons gelassene Art von einer gewissen Erfahrung im Umgang mit gereizten und
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