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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen
Autoren: Christina Dodd
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wurde im Nacken von einem schwarzen Band zusammengehalten. Sie hatte sich sehr bemüht, ihren voll jugendlicher Frische strahlenden Teint zu überpudern. Doch jeglicher Versuch, ihrem Gesicht Strenge zu verleihen, scheiterte unweigerlich an dem lustigen Grübchen in ihrem Kinn.
    Erst als die junge Frau das mit Kuchen und Gebäck beladene Tablett absetzte und den Blick ihrer unbewegten grünen Augen hob, verstand Adorna, warum Miss Setterington ausgerechnet sie vorgeschlagen hatte.
    Lady Charlotte war kaltherzig. Menschliche Regungen rührten sie nicht. Sie würde ungeachtet aller Gnadengesuche und aufmüpfiger Fragen ihre Pflicht tun.
    Ja. Sie war vielleicht die Richtige.
    »Lady Ruskin, welch eine Freude, Sie kennen zu lernen.«
    Die dunkle Stimme war perfekt akzentuiert, und ihr Knicks war, wie Adorna feststellen musste, der Inbegriff all dessen, was ein Knicks zu sein hatte. Sie blieb stehen und erwartete Adornas Erlaubnis, sich setzen zu dürfen. Adorna betrachtete die streng aufgerichtete Gestalt und hätte am liebsten ihrer Laune nachgegeben, Lady Charlotte auf immer so stehen zu lassen.
    Aber dann streckte sie ihr die Hand entgegen, um herauszufinden, ob sich Lady Charlottes Kälte bis in die Fingerspitzen erstreckte. Doch ihr Händedruck war fest und warm, und Adornas nicht enden wollender Handschlag brachte sie nicht aus der Ruhe.
    Adorna vermutete, dass es wenig gab, was diese Frau erschüttern konnte. »Nehmen Sie doch bitte Platz und trinken eine Tasse Tee mit uns, Lady Charlotte.«
    Charlotte setzte sich. Und zwar so aufrecht, dass ihr Rücken nicht eine Sekunde lang mit der Lehne des Stuhles in Berührung kam.
    Miss Setterington schenkte den Tee ein. »Miss Setterington hat mir berichtet, Sie seien bereits seit neun Jahren Gouvernante, aber Sie wirken viel zu jung, um über so viel Erfahrung zu verfügen«, sagte Adorna.
    »Ich habe im Alter von siebzehn Jahren begonnen. Miss Setterington wird Ihnen gerne meine Referenzen vorlegen.«
    Lady Charlotte war also sechsundzwanzig und älter als sie aussah. jung und hübsch, aber energisch und streng. Ja, sie war vielleicht wirklich die Richtige. »Sie sind also die berühmte Miss Priss, die unsere jungen Herrschaften auf ihr gesellschaftliches Debüt vorbereitet. Ich frage mich, ob Sie wohl daran interessiert wären, es mit meinen Enkeln zu versuchen. Robbie ist zehn und Leila acht. Wenn Sie natürlich lieber mit etwas älteren …«
    »Zehn und acht! Robbie und Leila, was für entzückende Namen.« Lady Charlotte lächelte und Adorna entdeckte an ihr zum ersten Mal einen Anflug von Wärme. jedoch nur für einen kurzen Moment. »Um Ihre Frage zu beantworten, Mylady – ich bin meine unstete Lebensweise leid. Ich bin eine gut organisierte, disziplinierte Frau, und ich wünsche ein organisiertes, diszipliniertes Leben zu führen. Muss ich denn ständig meine Arbeitgeber wechseln, um junge Damen und Herrn in Tischsitten, Gesellschaftstanz, Klavierspiel und die erste Liebelei einzuweihen? Womit ich nicht sagen möchte, dass ich Ihren Enkeln dies nicht beibringen möchte, Mylady. Aber ich könnte früher beginnen und auch andere Dinge unterrichten. Lesen, Geographie, Fremdsprachen aber Robbie hat bestimmt schon einen Hauslehrer.«
    »Noch nicht.« Adorna griff zur Teetasse und gestand ein Problem, das von allen ihr geringstes war: »Meine Enkelkinder haben ihr ganzes Leben im Ausland verbracht.«
    »Im Ausland?« Charlotte zog fragend die Augenbrauen hoch.
    Adorna überging die unterschwellige Frage nach dem genauen Ort. »Sie sind, fürchte ich … die reinsten Barbaren.«
    Miss Setterington staunte nicht schlecht über die wenig großmütterliche Auskunft, aber Lady Charlotte sagte nur: »Selbstverständlich. Das Fehlen des stabilisierenden englischen Einflusses kann sich nicht zu ihrem Vorteil ausgewirkt haben. Als der ältere von beiden, ist der junge wohl der schlimmere.«
    »Erstaunlicherweise nicht. Leila ist …« Adorna fehlten beim Gedanken an das verwilderte Mädchen die Worte.
    Lady Charlotte nickte. »Weil die Gesellschaft an ein Mädchen ja auch viel höhere Ansprüche stellt und gleichzeitig weniger Freiheiten zugesteht. Sie rebelliert wohl.«
    Adorna staunte über Lady Charlottes Einsichten und verstand, wie diese junge Dame so viele widerspenstige jugendliche zähmen und auf den rechten Pfad bringen konnte. »Sie ist rebellisch, ja. Und wütend, weil sie ihr Zuhause verlassen musste.«
    »Gibt es irgendetwas, das sie schon immer gern getan hat und
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