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Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme

Titel: Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Prolog
Die tödliche Klinge
    K ulwychs unterdrücktes Kichern machte nicht mehr Geräusch als das dünne Wasserrinnsal, das über die Höhlenwand rieselte, doch es war unverkennbar heiter. Er rieb sich die bleichen weißen Hände. Im pulsierenden Licht des Kristalls neben ihm – dem einzigen Licht in dieser Höhle weit unter der Oberfläche von Schattenwurzel – glühte sein narbiges Gesicht vor Erwartung.
    »Bald«, flüsterte er vor sich hin. »Hmmja, sehr bald.«
    Er entdeckte einen kleinen Käfer, der über die feuchte Steinwand kroch, und schnappte ihn. Langsam zerdrückte er den Körper zwischen Daumen und Zeigefinger und hatte seinen Spaß daran, wie der Panzer knackte und die Organe hervorquollen.
    »So werde ich mit dir umgehen, Deth Macoll.« Er flüsterte es voller Vorfreude auf die lange erwartete Gelegenheit, den Mörder zu töten. Denn er wusste, dass Deth Macoll bald zurückkommen und die Bezahlung für das reine Élano fordern würde, zu dessen Diebstahl er ausgeschickt worden war.
    Der Hexer wischte die Käferreste an seinem Umhang ab. Dann betrachtete er das weiche Fleisch seiner Finger undnickte zuversichtlich. »Und so, hmmja, werde ich mit jedem umgehen, der es wagt, mich herauszufordern – mich, den neuen Herrscher von Avalon.«
    Der Kristall auf dem Steinsockel neben ihm pulsierte mit rötlichem Licht. Strahlen schimmerten in der gezackten Narbe, die das Gesicht des Hexers spaltete, in seiner leeren Augenhöhle glänzten Schorf und geschwollene Venen. Und wieder kicherte er vergnügt.
    Sein Herr, der Geisterkrieger Rhita Gawr, hatte ihm eine solche Macht versprochen und sogar den Ausdruck
Herrscher von Avalon
gebraucht. In weniger als einer Woche würde Rhita Gawr, jetzt in Gestalt eines ungeheuren Drachen, den pulsierenden Stern auslöschen, der das Herz des Pegasus genannt wurde – ein Stern, der in Wirklichkeit viel mehr war, als er zu sein schien. Und dann, in einem großen Augenblick des Triumphs, würde Rhita Gawr eine Armee unsterblicher Krieger aus dem Himmel herabführen. Sie würden das Pöbelbündnis sterblicher Geschöpfe   – Elfen, Adlermenschen, Riesen und törichte Menschen, die der Gemeinschaft des Ganzen immer noch die Treue hielten – zerstören, die sich jetzt auf den Ebenen von Isenwy sammelten. Natürlich nur, falls Kulwychs eigenes Heer die Sterblichen bis dahin nicht zerschmettert hatte.
    Nachdem sich Rhita Gawr Avalon, die kostbare Welt zwischen allen Welten, gesichert hatte, würde er sich seiner nächsten Eroberung zuwenden: der vergänglichen Erde. So würde Avalon allein Kulwychs Herrschaft überlassen. Damit er es für immer vom üblen Gestank Merlins befreite. Und es erneuerte, wie er es für richtig hielt.
    Mit seinem einzigen Auge betrachtete er den Kristall auf dem Sockel. So klein er auch war, dieser Kristall aus verdorbenem Élano   – Vengélano, wie Rhita Gawr ihn benannt hatte – verfügte über unermessliche Kraft. Er konnte jedes Fleisch zerstören, jede Flüssigkeit vergiften, jeden Stein zerbröseln. Und, was wichtiger war, er konnte die Geisterkrieger von Rhita Gawr anführen, denn der Kriegsherr hatte sie durch den Kristall gerufen, als er sie seiner Macht verpflichtete.
    »Und jetzt«, flüsterte der Hexer, »wirst du noch etwas tun.«
    Er griff in die Tasche seines Umhangs und holte eine gefährlich aussehende Klaue hervor, das Abschiedsgeschenk von Rhita Gawr, bevor er zu den Sternen geflogen war. Die Klaue war schwarz und glänzend wie die Schuppen des Drachen und so groß wie Kulwychs ganze Hand, bestand aber eigentlich nur aus dem vorderen Teil der Kralle. Das gebogene Ende verjüngte sich zu einer Spitze, die schärfer war als ein Dolch; die Grundfläche zeigte Zahnspuren, weil Rhita Gawr sie von seinem eigenen Vorderfuß abgebissen hatte.
    Geschickt band Kulwych eine Lederschnur um die Klaue und hatte so eine einfache Halskette. Den Knoten befestigte er mit einem Zauberspruch. Dann erinnerte er sich an die Worte, die sein Meister ihn gelehrt hatte, konzentrierte seinen Willen auf den verdorbenen Kristall, hob die Klaue und sang:
     
    Vengélano, dunkle Macht,
    Füll dies Gefäß mit Funken,
    Damit es hassestrunken
    Die Klinge schwingt, die schlitzt und sticht,
    Das Herz des Lebens bricht!
     
    Ein schwaches Prasseln kam aus der Klaue, als würde tief darin etwas schwelen. Das Geräusch wurde immer lauter, es schwoll stetig an, bis es durch die Höhle hallte. Abrupt hörte der Lärm auf – gerade als ein kleiner roter Funke auf der
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