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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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was man nicht haben will, aber wegen dem blöden Schild stellt er sich an.«
    Â»Meinst du denn, es wird klappen?«
    Â»Ich gehe gleich noch mal rüber zu ihm und mache ein bisschen Druck.«
    Â»Alles klar. Ich schaue nachher noch bei dir vorbei. Okay?«
    Anstelle einer Antwort grunzte Schlaicher zustimmend. Er legte auf und freute sich auf ihren Besuch.
    Der Basset lag so lang gestreckt auf dem Sofa, dass Schlaicher vor seinem improvisierten Arbeitstisch keinen Platz mehr zum Sitzen hatte. Er wollte den Hund gerade wegdrücken, als es an der Tür klingelte. Dr.   Watson schnellte hoch und war noch vor Schlaicher auf der Treppe. Sein Herrchen folgte ihm.
    Unten angekommen, stand Dr.   Watson bellend im Flur, und irgendjemand hämmerte unablässig von außen gegen die Tür. Den Jungen, dem Schlaicher mitten im Klopfen die Tür vor der Nase aufgerissen hatte, hatte er schon einmal gesehen. Allerdings nicht in diesem Zustand. An seiner Wange klebte Blut, sein T-Shirt war am Ärmel zerrissen, und in den langen Dreadlocks steckte ein kleiner Zweig.
    Â»Hallo, Herr Schlaicher. Ist Lars da?«
    Â»Nein, der ist mit Sarah weg. Jonas, stimmt’s?« Der Junge war auf der gleichen Schule wie Schlaichers Sohn Lars.
    Â»Scheiße«, sagte Jonas, ohne auf Schlaichers Frage einzugehen. Er fummelte nervös an einer seiner Dreadlocks herum. Dabei fiel der kleine Zweig aus seinen Haaren.
    Â»Du blutest«, sagte Schlaicher.
    Jonas stand noch immer in der Tür und trat von einem Fuß auf den anderen: »Kann ich bei Ihnen telefonieren?«
    Schlaicher ging zur Seite. Dr.   Watson blieb so stehen, dass der junge Mann über ihn steigen musste.
    Â»In der Küche. Was ist denn los? Ist irgendetwas passiert?«
    Â»Meine Freundin ist weg.«
    Ah, dachte Schlaicher. Ein Liebesproblem. Und jetzt wollte er wohl Lars anrufen, um ihn um Rat zu fragen.
    Jonas ging zum Telefon und wählte eine längere Nummer. Schlaicher schloss die Tür und folgte ihm.
    Â»Scheiße«, schimpfte Jonas gerade erneut. Dann sagte er: »Hallo, Anna. Hier ist Jonas. Wo bist du? Ich wollte nur Spaß machen. Es tut mir leid. Meld dich bitte, ich mach mir echt Sorgen um dich, ja? Also, ich bin jetzt bei Lars. Also Lars Schlaicher. Mein Handy ist leer. Ruf bitte hier an, ja? Ich will nur wissen, dass alles okay ist. Ich hab dich schon überall gesucht.«
    Schlaicher stand still in der Küche und hörte sich die kurze Ansprache an, die Jonas offenbar auf einen Anrufbeantworter sprach. Irgendwie klang das anders, als Schlaicher erwartet hatte. Es hörte sich eher so an, als sei seine Freundin wirklich weg, nicht, als habe sie ihn verlassen.
    Â»Was ist denn los?«, fragte Schlaicher beiläufig und reichte Jonas ein Glas Wasser.
    Â»Kann ich hier warten? Vielleicht ruft sie ja gleich an.«
    Â»Wer?«
    Â»Meine … eine Freundin. Sie war plötzlich weg.«
    Â»Was heißt das denn, weg?«
    Jonas trank das Glas in einem Zug leer. Er stellte es ab und schaute sich verlegen um.
    Â»Habt ihr euch gestritten?«
    Jonas schüttelte den Kopf. Dann sagte er aber: »Doch, vielleicht. Ich meine, sie hat wohl was falsch verstanden.« Er erzählte, was passiert war. Am Anfang sprach er noch ruhig, aber bald immer aufgeregter.
    Â»Solli, Rainer«, rief Trefzer über die Straße und winkte.
    Schlaicher hatte Dr.   Watson an der Leine und Jonas im Schlepptau. »Hallo, Erwin«, sagte er und ging mit den beiden zu seinem Nachbarn hinüber. Sie folgten Trefzer in seine mit weiß gestrichenen Nut- und Federbrettern verschalte Scheune. Auf den vier Tischen in der Mitte der Scheune, drei davon alte Büroschreibtische aus den Achtzigern und einer eine umfunktionierte Werkbank, stapelten sich alle möglichen Waren. Schlaicher erkannte ein paar der wohl aus China stammenden Teddybären mit Schlitzaugen wieder, die noch vor einer Woche die halbe Fläche ausgefüllt hatten, mittlerweile aber wohl fernöstliche Spielkultur in Maulburgs Kinderzimmern verbreiteten. Daneben stapelten sich Kartons voller Druckerpapier. Der neuste Clou waren aufblasbare Paddelboote. Trefzer stellte sich an einen der Tische und hielt Schlaicher einen kleinen Pappkarton hin.
    Â»Se, das isch öbbis für dii Sohn. Wenn de Lars sii Velo rebariere will, drno het er do alles binander, was er bruucht.«
    Â»Erwin, wir brauchen das nicht. Was ich dringend brauche ist
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