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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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Schlaicher ungeduldig.
    Â»Jo, hänn Si mi denn vergesse? I chumm von de Perlekette. Eine Perle auch für Sie.«
    An die hatte Schlaicher tatsächlich nicht mehr gedacht. Seit Erwin Trefzers Frau Helga einen Nebenjob bei einer Agentur für Haushaltshilfen angenommen hatte, redete Trefzer auf ihn ein, diesen »Sörwiss«, wie er es nannte, doch auch mal zu probieren. In der letzten Woche hatte er bei der Agentur angerufen. In all dem Planungstrubel momentan konnte er Unterstützung in seinem Männerhaushalt wirklich gut gebrauchen.
    Â»Ah ja, äh, ich bin gleich da. Können Sie vielleicht zehn Minuten warten? Ich beeile mich.«
    Â»Jo sicher, aber das lauft scho ganz normal uff Ihri Zit«, sagte die Frau freundlich, aber bestimmt und legte auf.
    Â»Es war nicht Anna«, bemerkte Jonas. Schlaicher schüttelte den Kopf.
    Â»Ich bin bis ganz nach oben gegangen«, sagte der Junge.
    Erwin Trefzer bog gerade rufend um die nächste Kurve, während Dr.   Watson Schlaicher den Waldabhang hinunterzerrte.
    Â»Bleib!«, befahl Schlaicher, was aber auf Dr.   Watson die gleiche Wirkung hatte wie ein Mückenstich auf einen Ochsen. Erst als er kräftig an der Leine ruckte, gab der Hund auf.
    Â»I weiß nit.« Erwin Trefzer kam wieder um die Kurve zurück. »Viellicht isch das Maidli jo vom Weg abchoo.«
    Â»Da hab ich auch gesucht«, sagte Jonas fast weinerlich.
    Dr.   Watson versuchte erneut, den anvisierten Abhang zu erreichen. Er warf sich mit seinem ganzen Gewicht in Richtung eines Buchenstammes, der etwa anderthalb Meter unterhalb des Weges stand. Schlaicher konnte das Tier gerade noch halten, fragte sich aber doch, ob Dr.   Watson vielleicht mehr wollte, als nur den Baum zu markieren.
    Â»Versuchen wir es mal hier«, sagte Schlaicher und kletterte dem kräftig an der Leine ziehenden Hund hinterher.
    Â»Da war ich auch schon«, quengelte Jonas, folgte aber dem Gespann aus Hund und Herrchen. Dr.   Watson stoppte an der Buche und klebte ein paar Sekunden mit der Nase daran, bevor er sein Bein hob. Schlaicher war gleichzeitig enttäuscht und erleichtert. Während der Basset weiter den Hügel hinabtapste, läutete wieder das Handy. Schlaicher wäre fast die Böschung hinabgestürzt, als er versuchte, Dr.   Watson zu zügeln und gleichzeitig das Telefon hervorzuholen.
    Â»Ja?«
    Â»Dad? Ich hab grad eine Lady reingelassen. Die hat irgendwas gesagt von wegen sie sei heute unsere Perle. Sie meint, sie hätte gerade mit dir telefoniert.«
    Â»Ah, Lars, das ist gut, dass du da bist. Ja, das ist richtig. Sag mal, weißt du zufällig, wo Anna ist?«
    Â»Welche Anna?«
    Â»Die Freundin von …« Schlaicher schaute zu dem Jungen, der sich an einen Baumstamm lehnte und auf den Boden blickte.
    Â»â€¦Â Jonas«, fiel ihm der Name wieder ein.
    Â»Der ist doch gar nicht mit der zusammen«, antwortete Lars.
    Â»Ach so«, sagte Schlaicher verwirrt, setzte dann aber nach: »Und du weißt nicht, wo sie ist?«
    Â»Nein, woher sollte ich. Was ist denn los?«
    Â»Erklär ich dir nachher«, sagte Schlaicher und legte auf.
    Â»Er weiß es auch nicht«, tippte Jonas.
    Schlaicher nickte.
    Sie kletterten den bewaldeten Hügel hinab. Das frische Grün der Buchen warf pastellfarbene Schatten in der späten Nachmittagssonne. In Schlaicher keimte der Verdacht auf, dass Dr.   Watson einem Reh oder einem Fuchs auf der Fährte war. Er hatte den Basset von der Leine losgelassen, weil es stellenweise sehr steil hinabging. Er brauchte beide Hände, um sein Gleichgewicht zu halten. Dr.   Watson kletterte mit seiner Nase dicht am Boden weiter und blieb immer wieder an einem Baum stehen, um ihn zu wässern. Mal ging er wieder etwas zurück bergauf, mal tapste er auf der Höhe bleibend den Hang entlang. Erwin Trefzer hatte bei der ersten steileren Stelle aufgegeben, aber Jonas war noch bei ihnen. Dr.   Watson schien den ungewöhnlichen Spaziergang zu genießen und schaute nur auf, wenn Schlaicher oder Jonas nach Anna riefen. Nach einer Weile lief er plötzlich vor. Er sprang ein kleines Stück Abhang hinunter, kam auf der Nase auf und rannte auf das flacher werdende Gelände weiter voraus.
    Â»Watson, bleib!«, rief Schlaicher, aber die erhoffte Wirkung blieb wieder aus.
    Schlaicher eilte dem Basset nach. Der blieb mit einem Ruck stehen und schnupperte an etwas, das er
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