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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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das Schild. Übermorgen soll es losgehen.«
    Trefzer stellte den Karton zurück und grinste: »Jo, dii Schild isch kei Problem. De Marco het mr versproche, dass er mir’s morn z’Oobe bringt.«
    Â»Morgen Abend«, überlegte Schlaicher laut. Klar, das war früh genug. Wenn es denn wirklich morgen Abend da war.
    Â»Und du bist bis dahin auf jeden Fall aus Stuttgart zurück?«
    Â»Hejoo!« Trefzer machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Â»Und da kann ich mich drauf verlassen?«
    Â»Sell chaasch du. Genau eso wie uff das do.« Damit kramte er eine weitere kleine Pappschachtel hervor, auf der irgendein technisches Gerät abgebildet war. Was es sein sollte, konnte Schlaicher nicht erkennen, zumal die Schrift auf der Schachtel kyrillisch war.
    Â»Das isch e Alarmaalag für di neus Audo. Ganz liicht zum selber iibaue. Choschtet numme drissig Stutz.«
    Â»Nein«, sagte Schlaicher fest.
    Â»Isch dä Fiat do dusse diine?« Trefzer hatte sich in Jonas’ Richtung umgedreht, der irritiert nickte.
    Â»Lass den Jungen in Ruhe«, ging Schlaicher schnell dazwischen. »Wir müssen jetzt los auf den Dinkelberg. Ihm ist seine Freundin abhanden gekommen.«
    Â»Wiä, isch si dr abg’haue?«, lachte Trefzer. »So sin si, d’Maidli.«
    Jonas, dem das Thema sichtlich unangenehm war, brummte nur etwas Unverständliches.
    Â»Er wollte sie ärgern und ist ihr weggefahren, und als er dann wieder zurück ist, war sie weg«, erklärte Schlaicher.
    Â»Ich habe sie ja schon gesucht, aber sie war nirgends mehr.« Jonas klang, als wolle er sich rechtfertigen.
    Â»Und dann ist er hierher gekommen, um zu telefonieren«, ergänzte Schlaicher.
    Trefzer machte ein ernstes Gesicht: »So öbbis Ähnlichs isch vor zwanzg Johre au schon emol passiert. Das Maidli het mr nie meh wiederg’funde.«
    Â»Scheiße«, stöhnte Jonas.
    Â»Erwin, das ist ein absolut geschmackloser Scherz«, schimpfte Schlaicher.
    Trefzer aber schüttelte den Kopf und presste seine Lippen aufeinander. Er wirkte ganz und gar nicht so, als würde er scherzen.
    Â»Anna!«, rief Schlaicher. Etwa zweihundert Meter weiter hörte er Trefzers brummige Stimme nach dem Mädchen rufen. Sein Nachbar hatte es sich nicht nehmen lassen, bei der Suche zu helfen. Schlaichers neuer Dienstwagen, ein Opel Vectra Kombi, mit dem er vor drei Monaten seinen alten, ziemlich heruntergekommenen Frontera aus dem Leasingvertrag getauscht hatte, parkte ein gutes Stück oberhalb des Maulburger Friedhofes an der kleinen Einbuchtung, wo zuvor Jonas’ Wagen gestanden hatte. Der Junge wartete mit hängenden Schultern auf halbem Weg zwischen Schlaicher und Trefzer und schaute den Berg mal hinauf und mal hinunter. Dr.   Watson hielt immer wieder schnüffelnd an exponiert stehenden Grasbüscheln an und war bislang nicht die Hilfe gewesen, die Schlaicher sich von einem Spürhund erhofft hatte. Was vielleicht auch daran lag, dass der Basset mit seiner großen Nase zwar alle Voraussetzungen mitbrachte, Spuren zu lesen, aber in keiner Weise dazu ausgebildet war. Schlaicher zog den widerspenstigen Hund weiter den Berg hinauf und rief noch einmal nach Anna. Wieder bei Jonas angekommen, fragte er: »Wo hast du sie denn zum letzten Mal gesehen?«
    Â»Genau hier«, war die Antwort.
    Schlaichers Handy klingelte. Einer dieser altmodischen Klingeltöne mit nerviger Frequenz. Das Geräusch ließ Jonas zusammenzucken, und auch Schlaicher war mittlerweile so nervös, dass er hastig in seine Hosentasche griff. Er hatte zu Hause eine Rufumleitung auf sein Handy eingestellt, das er sonst nur selten benutzte. Jonas wäre sonst nicht dazu zu bewegen gewesen, das Haus zu verlassen. Er wollte Annas Anruf nicht verpassen.
    Bevor sie aufgebrochen waren, hatte Jonas noch einmal auf Annas Handy angerufen, aber diesmal hatte ihm eine Computerstimme mitgeteilt, dass der Anschluss vorübergehend nicht zu erreichen war. Bei ihr zu Hause hatte sich ebenfalls niemand gemeldet. Schlaicher glaubte zwar noch immer, dass es sich um einen Scherz handelte, war aber mittlerweile von der Sorge des jungen Manns angesteckt worden.
    Â»Ja, hallo, Rainer Maria Schlaicher«, meldete er sich angespannt.
    Â»Hallo? Isch do de Herr Schlaicher? Wo sin Sie denn?« Es war eine Frauenstimme, aber die war deutlich zu alt für ein fünfzehnjähriges Mädchen.
    Â»Wer ist denn da?«, fragte
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