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Glücksgriff

Glücksgriff

Titel: Glücksgriff
Autoren: Jill Mansell
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1
    Es war der erste April. Miranda sah, dass die Empfangstheke gerade unbesetzt war, und ging zu dem klingelnden Telefon.
    »Salon Fenn Lomax, was kann ich für Sie tun?«
    »Hallo.« Es war eine Männerstimme. »Ich brauche einen völlig neuen Stil.«
    »Wir haben eine lange Warteliste«, warnte Miranda, während sie mit den Zähnen einen Kugelschreiber aufschraubte. »Könnte ich bitte Ihren Namen haben?«
    »Rowan Atkinson.«
    Im Hintergrund hörte sie schallendes Gelächter.
    »Ha, ha ha ha, gut gemacht, sehr gut«, sagte Miranda pflichtschuldig. »Wenn nur John Cleese genauso witzig wäre wie Sie.« Sie verdrehte die Augen und sah Bev, der glamourösen Empfangsdame des Salons, entgegen, die gerade von der Toilette zurückeilte.
    »Wer war das denn?«, fragte Bev, während Miranda auflegte.
    »Ein großer Spinner. Aprilscherze, findest du die nicht einfach wunderbar?«
    Sie griff nach ihrem Mantel und wühlte in den Taschen, dann zerrte sie einen einzelnen grünen Wollhandschuh und einen rosafarbenen aus Leder hervor. Nun ja, aus Lederimitat.
    Bevs fein gezupfte blonde Augenbrauen schossen in die Höhe.
    »Schon Mittagspause? Es ist doch erst halb zwölf.«
    »Pflichten des Mädchens für alles.« Miranda versicherte sich, dass niemand sie beobachtete, und zog ein Gesicht. »Zigaretten für Alice Tavistock. Und eine Schachtel Kräuterteebeutel. Und ein halbes Dutzend Briefmarken erster Klasse. Ehrlich, ich weiß nicht, warum diese Frau nicht ihre Einkaufsliste für eine Woche aufschreibt, mich zu Sainsbury schickt, und fertig.«
    »Und wenn du damit fertig bist«, schlug Bev hilfsbereit vor, »könntest du ihr Auto vorfahren.«
    »Ihre Wäsche in der Wäscherei vorbeibringen.«
    »Ihren Rasen mähen.«
    »Ihre Steuererklärung ausfüllen.«
    »Ihre Toilette putzen«, Bev zwinkerte unschuldig, »mit ihrer eigenen Zahnbürste.«
    »Miranda, bist du noch hier?« Fenn Lomax kam aus dem VIP -Raum und warf ihr einen tadelnden Blick zu.
    »Tut mir Leid, Fenn, nein, Fenn, ich bin schon weg.« Miranda zog ihre Handschuhe an, sodass drei Finger in einem Daumenloch steckten. Sie grinste Bev an und stürzte zur Tür. »Bin in zehn Minuten wieder da, okay?«
    Fenn rief ihr nach: »In fünf!«
    Seit Fenn Lomax regelmäßig in der unglaublich beliebten Fernsehshow
It’s Morning!
auftauchte, war sein Kundenstamm regelrecht aufgeblüht.
    Wie der Produzent der Show unterstrichen hatte, war er ein wirklich attraktiver heterosexueller Friseur. Wie sollte er also nicht erfolgreich sein?
    Der Produzent, der eine Produzentin war, hatte vollkommen Recht gehabt.
    Mit seinem gesträhnten blonden, schulterlangen Haar, seinen von dichten Wimpern umrahmten haselnussbraunen Augen und dem verführerischen Lächeln verstand sich Fenn ebenso gut auf Frauen wie aufs Haareschneiden, was seinem Geschäft in keiner Weise geschadet hatte. Er verbarg sich nun nicht mehr in den Seitenstraßen von Bermondsey (Sonderpreise für Rentner montags und mittwochs), sondern war direkt auf das glänzendere Pflaster der Brompton Road in Knightsbridge katapultiert worden (null Sonderpreise). Promis standen gewissermaßen Schlange, manchmal monatelang, um des Privilegs willen, zweihundertfünfzig Pfund hinblättern und damit bei Freunden und Journalisten, nun, bei so gut wie jedem, der es hören wollte, angeben zu können, dass ihr Haarschnitt von Fenn Lomax komme.
    Heutzutage konnte man Fenns Kunden schon auf eine Meile erkennen, dachte Miranda am Rand der Parkbucht, während eine Limousine nur Zentimeter an ihren Zehen vorbeifuhr. Der Schnee war nun fast geschmolzen und hatte nur Matsch hinterlassen, doch die Frau, die aus der Limousine stieg, war in genug Pelze eingehüllt, um auch einen Marsch durch die Antarktis zu überstehen. Geschickt bahnte sie sich in ihren pelzbesetzten Stiefeln einen Weg durch den Schneebrei.
    Nun, es war ein schrecklich breiter Bürgersteig. Fast ganze zwei Meter vom Auto bis zu den mit aprikosenfarbenem Glas und Messing versehenen Türen des Salons.
    Und wenn man einen Chauffeur dafür bezahlte, einen in der Stadt herumzukutschieren, musste man wohl auf anderen Gebieten sparen, dachte Miranda, als sie die berühmte Liebesromanautorin erkannte, die nun ihre Sonnenbrille abnahm. Deshalb hatte die geizige geliftete alte Hexe wohl auch letzte Woche nur dreißig Pence Trinkgeld gegeben.
    Die Briefmarken und die Zigaretten waren kein Problem, doch die Grapefruit-Kräuterteebeutel mit Extra Ginseng brauchten länger. Als sie alles gekauft
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