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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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diesem Lärm nicht möglich.
    Â»Sie chönnte au emol uffstooh, odder«, sagte Frau Biatini mit ihrer lauten Stimme, mit der sie locker das Gebläse übertönte. Immerhin arbeitete sie jetzt, dachte Schlaicher, aber in dem Moment sah die Frau die Uhr, die über dem Herd hing, und äußerst behände trat sie mit ihrem kleinen Fuß den Staubsauger aus.
    Â»Jetzt han i doch tatsächlich d’Zit vergesse«, sagte sie nur.
    Â»Aber Sie sind doch noch gar nicht fertig«, sagte Schlaicher genervt.
    Â»Hejo, wil Si hüt halt nit do gsii sin, wo’n ich b’stellt gsii bii.« Sie drückte Schlaicher den Staubsaugergriff in die Hand und fühlte mit beiden Händen vorsichtig über ihre aufgesteckte Frisur.
    Â»Das macht zwölf Euro un fuffzig Cent«, sagte sie dann. »Die zäh Minute, wo’ni länger do g’sii bii, schenk ich Ihne.«
    Schlaicher ließ das Saugrohr zu Boden fallen und stand auf.
    Â»Zu gütig, Frau Biatini«, knurrte er. Er nahm sein Portemonnaie aus der rechten Hintertasche seiner Jeans und fand einen Zwanzigeuroschein, den er ihr hinreichte. »Hier, stimmt so. Aber Sie brauchen nicht wiederkommen.«
    Die Lippen der Frau spitzten sich weiter zu, als Schlaicher es für möglich gehalten hätte. Gleichzeitig hoben sich ihre Augenbrauen in beängstigende Höhen. »Aah, so isch das. Erscht lönn Si mi blödi Arbede mache, und nochher isch es Ihne nit guet g’nueg.« Damit grabschte sie nach dem Geldschein, faltete ihn zweimal mit ihren kleinen Wurstfingerchen und steckte die Hand samt Schein in die Hosentasche der nicht streckenden Hose.
    Â»Es tut mir leid«, sagte Schlaicher und ärgerte sich im gleichen Moment, dass er sich genötigt fühlte, eine freundliche Ausrede zu finden. »Es ist nur, dass ich mir gedacht habe, dass das nichts für mich ist.«
    Â»Jo, also, das macht jo rein gar nüdd«, sagte sie kalt. »Wenn sie kei Perle bruuche …«
    Â»Nein, brauche ich nicht, aber vielen Dank.«
    Gerade als sich Schlaicher anschickte, die Perle zur Wohnungstür zu eskortieren, klingelte das Telefon.
    Â»Einen Moment«, sagte er zu Eva Biatini, dann nahm er ab.
    Â»Hallo? Herr Schlaicher?« Es war die Stimme von Annas Mutter.
    Â»Ja. Ist Ihre Tochter da?«
    Â»Nein. Und die Polizei sagt, sie können noch nichts machen. Wir sollen zuerst einmal alle Freunde und Bekannten durchtelefonieren.«
    Das hatte sich Schlaicher schon gedacht. Für die Polizei war sie wohl noch nicht lange genug weg.
    Â»Ich kenne jemanden bei der Kripo«, sagte Schlaicher. Gleichzeitig fragte er sich, ob das wohl eine gute Idee gewesen war. Immerhin kannte er den Kommissar, sonderlich grün waren sie sich jedoch nie gewesen. Trotzdem sagte er: »Ich rufe da mal an.«
    Â»Wir kommen nach Maulburg«, sagte Frau Schmid. »Wir müssen doch nach ihr suchen.«
    Schlaicher reagierte schnell: »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie zu Hause bleiben. Wenn Ihre Tochter jetzt gleich auftaucht …«
    Frau Schmid überlegte kurz und stöhnte dann: »Da stimmt doch etwas nicht.«
    Â»Also, noo länger chann ich bim beschte Wille nit bliibe«, sagte Eva Biatini dazwischen.
    Â»Dann gehen Sie halt, in Gottes Namen«, gab Schlaicher zurück, um gleich darauf seiner Gesprächspartnerin am Telefon zu versichern, dass sie nicht gemeint war.
    Â»Ich weiß nicht, was ich mache, wenn meinem Mädchen etwas zugestoßen ist.«
    Â»Maria, es wird schon alles gut«, hörte Schlaicher eine Männerstimme im Hintergrund.
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