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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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Welche Quellen er dafür hatte, konnte Schlaicher nur ahnen. Wissen wollte er es jedenfalls nicht.
    Â»Ich hab noch von dem Schlehenfeuer, das du mir letztens verkauft hast«, sagte Schlaicher.
    Â»Ah, das isch guet«, meldete sich Eva Biatini, deren Kleider gar nicht zu einer Putzfrau passen wollten. »Drno chönne mr jo bespreche, für was Si e Perle bruuche.«
    Schlaicher war perplex genug, um ohne Widerworte drei Gläser aus dem Küchenschränkchen zu holen. Er stellte sie auf den Tisch, an den sich sowohl Trefzer als auch Frau Biatini bereits gesetzt hatten, und ging die Treppe hoch, um den Schlehenschnaps zu holen.
    Schlaicher schenkte drei Gläser ein. Das für Trefzer machte er bis zum Rand voll, das der Biatini und sein eigenes füllte er nur zur Hälfte. Die Frau und sein Nachbar kippten den Hochprozentigen weg wie Wasser, während Schlaicher nur daran nippte.
    Â»I glaub, i chaa mi glii mol nützlich mache«, sagte Eva Biatini und griff nach der Flasche, um zuerst Erwin und dann sich selbst nachzugießen.
    Â»Also, ich habe eigentlich gedacht, Sie würden putzen«, sagte Schlaicher vorsichtig, was ihm einen empörten Gesichtsausdruck einbrachte, der aber unter dem runden Gesicht der Frau immer noch irgendwie gütig wirkte.
    Â»Also, do hämm’r uns falsch verschtande. Ich biin e Perle, kei Putzfrau. Eine Perle auch für Sie.«
    Offensichtlich hatte die Agentur ihren Mitarbeiterinnen eingebläut, den Werbespruch, der seit einiger Zeit auch in Zeitungsannoncen zu sehen und sogar im regionalen Radio zu hören war, möglichst oft zu wiederholen.
    Â»Aber dafür habe ich Sie doch herbestellt«, sagte Schlaicher, während Trefzer seinen zweiten Schnaps leerte.
    Â»Also, e bitzeli uffruume, das mach ich Ihne scho, aber i butz Ihne nit die ganze Wohnig. Dann miesste Si no öbberem anderem luege.«
    Â»Ja, aber was machen Sie denn dann?«
    Â»Die Perlekette isch e Agentur, wo Rentner vermittlet, zum’ne helfe. Ich haa denkt, ich siig wegen’em Hund do.«
    Jetzt erinnerte sich Schlaicher. Bei dem Telefonat hatte sein Gesprächspartner ihn neben vielen anderen Sachen auch gefragt, ob er Kinder oder Haustiere habe. Schlaicher, der noch nie eine Putzfrau gehabt hatte, dachte, das sei irgendwie wichtig für die richtigen Reinigungsmittel, aber offensichtlich wollte der Mann, an dessen Namen er sich nicht mehr erinnern konnte, eher herausfinden, welche seiner Perlen er einsetzen konnte. Es musste also eine Dame sein, die Hunde mochte, was Eva Biatini offensichtlich tat. Und Dr.   Watson, der auf dem Boden neben der Bank lag, die sich unter Frau Biatinis Masse fast zu biegen drohte, schien die Dame auch zu mögen. Aber einer Lösung seines Problems, nämlich aus einer verhaarten, schmutzigen Wohnung eine saubere gemacht zu bekommen, war Schlaicher damit immer noch nicht näher gekommen.
    Â»Würden Sie denn Staub saugen? Dass wenigstens die Hundehaare weg sind?«
    Eva Biatini schaute ihn abschätzend an und plusterte dann ihre ohnehin dicken Backen weiter auf. »Also guet, das isch drno kei Sach. Mir goht’s nur dodrum, dass ich für Sie nit uffem Boode ummerutsche chaa. Miini Chnoche sin au nümme di Beschte, nit wohr.«
    Als Erwin Trefzer – mittlerweile war der Inhalt des dritten Schnapsgläschens in seinem Mund verschwunden – begütigend sagte: »Joo, dann isch jo alles picobello!«, hatte Schlaicher schon fast kapituliert.
    Â»Na, dann können Sie ja jetzt vielleicht ein bisschen saugen«, bat er freundlich.
    Â»Wenn Sie meine. Wo isch no de Suuger?«
    Dafür, dass sie schon eine halbe Stunde in der Wohnung gewartet hatte, bevor Schlaicher mit Dr.   Watson, Erwin Trefzer und Jonas zurückgekommen war, hatte sie sich nicht wirklich gut umgeschaut. Schlaicher stand auf und nahm die nur noch etwa drei Fingerbreit gefüllte Schlehenfeuer-Flasche mit, die er auf das Regal im Zwischenflur stellte. Eva Biatini folgte ihm zur winzigen Abstellkammer, wo Schlaichers alter Staubsauger auf seinen Einsatz wartete.
    Â»Bitte schön. Hier finden Sie alles, was sie brauchen«, sagte er mit einer die Abstellkammer präsentierenden Geste. Er hob den Staubsauger heraus und gab möglichst diplomatisch seinem Wunsch Ausdruck, die Wohnung bei ihrem Gehen ohne Haare auf dem Boden vorzufinden. Eva Biatini grunzte nur, begann dann aber unter unausgesprochenem Murren, das
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