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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Ulf Schiewe
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Die Flucht
    I n der Nacht fielen Bewaffnete über unser Dorf her, sprangen von den Pferden und warfen Brände auf die strohgedeckten Hütten.
    Manches, was dann geschah, sehe ich noch in allzu schrecklicher Deutlichkeit vor mir, vieles dagegen nur schemenhaft, denn ich war nicht mehr als ein Dreikäsehoch von vielleicht fünf Jahren. Ich muss bei meiner Mutter gelegen haben. Die Wärme ihres weichen Leibes und ihr schwacher Geruch von Milchbrei und Herdfeuer sind mir als Letztes in Erinnerung geblieben. Und natürlich, wie sie starb.
    Beim ersten Gebrüll war sie hochgefahren und hatte gelauscht. Doch bevor sie mich an sich reißen und flüchten konnte, wurde die Tür eingetreten. Zwei Kerle drängten lärmend unter dem niedrigen Türbalken ins Innere der Hütte. Vor dem flackernden Feuerschein draußen wirkten ihre dunklen Gestalten wie Dämonen aus dem Höllenreich. Lange Schwertklingen blitzten in den Fäusten, suchten nach Gegnern. Dann bemerkten sie die schlanke Form meiner Mutter, die sich zitternd erhoben hatte, während ich mich an ihren Hemdzipfel klammerte.
    Sie tauschten einen grinsenden Blick aus, bevor sie meine Mutter packten und in die Knie zwangen. Mit einem Ruck rissen sie ihr das dünne Leinenhemd vom Leib und starrten gierig auf ihre nackten Brüste. Mich kegelte ein Fußtritt zwischen die Töpfe und Pfannen an der Kochstelle.
    Rücklings warfen sie meine Mutter auf das Lager, einer hielt sie fest, während der andere sich entblößte und auf sie stürzte. Sie kreischte wie besessen, suchte sich ihnen zu entwinden. Doch die Männer lachten nur über ihre vergebliche Mühe. Noch immer habe ich den nackten Hintern des Kerls vor Augen, der als Erster in sie eindrang, und bekomme Gänsehaut bei der Erinnerung an ihre spitzen Schreie. Es dauerte nicht lange, da war der andere an der Reihe. Noch einmal versuchte sie, sich zu wehren. Da wurden die Kerle wütend und schlugen auf sie ein, bis ihr Widerstand erlahmte und ich sie nur noch ächzen und wimmern hörte.
    Schlimmer noch war die plötzliche Stille, die dann folgte, so unerträglich, dass ich mich mit einem Schrei gegen den Mann warf, der noch auf ihr lag, und ihm ein Küchenmesser ins Bein rammte. Gewiss nicht tief, dazu fehlte mir die Kraft, doch genug, dass er brüllend nach mir trat, von meiner Mutter abließ und sein Schwert vom Boden hob. Fast träge holte er aus und hätte mich mit einem Hieb in Stücke gehauen, wären da nicht zwei eiserne Fäuste gewesen, die mich von hinten packten und außer Reichweite rissen.
    »Nicht den Jungen, ihr Schwachköpfe«, hörte ich eine tiefe Stimme. »Wegen dem sind wir doch nicht hier. Und hört auf, euch wie Säue zu benehmen.«
    Ich strampelte wie wild und schrie nach meiner Mutter. Die beiden Schänder zogen beschämt ihre Beinkleider hoch. Sie selbst lag mit stierem Blick auf dem zerwühlten Lager und rührte sich nicht mehr.
    »Verdammte Scheiße«, hörte ich meinen Retter bei dem Anblick murmeln, bevor er sie anherrschte. »Durchsucht alles nach Brauchbarem. Und dann raus hier.«
    Er klemmte sich meinen kleinen Körper unter den Arm und zwängte sich durch die niedrige Tür. Einen letzten Blick auf die gebrochene Gestalt meiner Mutter konnte ich noch erhaschen, dann war sie für immer aus meinem Leben verschwunden.
    Mein Schreien und Treten führte nur dazu, dass ich kurzerhand am Arm über den Erdboden aus der Hütte geschleift wurde. Draußen war der Anblick kaum besser. Brennende Dächer, vom Wind zu lodernder Brunst gefächelt, warfen ihren roten Schein auf ein paar Leichen, die auf dem Dorfplatz lagen. Hühner und Gänse stoben panisch davon, während die Krieger das Vieh zusammentrieben. Zwei heulende Mädchen, fast Kinder noch, wurden an Händen und Füßen gefesselt und wie Mehlsäcke auf einen der Gäule geworfen. Die übrigen Dörfler standen halbnackt und zitternd im kalten Nachtwind und schauten fassungslos zu, wie ihr Dorf niederbrannte.
    Der Mann, der mich aus der Hütte gezerrt hatte, hob mich hoch und starrte mir ins tränennasse Gesicht. Ein Hüne von einem Kerl, wenn auch noch jung. Schlank war er und doch muskulös mit massigen Schultern, gutaussehend auf eine kantige Art, mit tiefliegenden Augen und blonden Strähnen, die sein Gesicht umwehten. Ich hasste ihn und versuchte, ihm ins Gesicht zu spucken.
    »Nun gib endlich Ruhe, du kleiner Strolch«, lachte er, wobei seine Zähne im Feuerschein blitzten. »Sonst lass ich dich binden wie die Mägde da drüben.«
    Er setzte mich
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