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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie
Autoren: Unbekannt
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später hatten sie die Kirchnerstraße erreicht. Vor der
Wohnung im dritten Stock wurden sie von einem Mann erwartet. Auf den
Treppenstufen zum Dachgeschoss saßen die drei jungen Männer.
    Der
Mann nickte den beiden Polizisten zu: «Sie ist tot. Wahrscheinlich
erstochen. Wie es aussieht, mit einem spitzen Gegenstand ...»
    «Was
reden Sie da? Wer sind Sie?», fuhr Wenddand ihn an.
    Der
Mann hob die Augenbrauen und ließ einen Moment vergehen, bis er mit
einem Lächeln antwortete: «Mein Name ist Dr. Gerlach, ich bin Arzt.
Meine Praxis befindet sich im Erdgeschoss. Diese drei jungen Herren
haben mich vor etwa einer halben Stunde benachrichtigt, dass Frau
Niebergall in ihrem Blut auf dem Boden liegt. Ich habe nachgesehen
und ihren Tod festgestellt.»
    «Sie
haben sie gefunden?», fragte Wendtland in Richtung der Freunde.
    Die
nickten.
    «Dann
bleiben Sie hier sitzen und rühren sich nicht von der Stelle.
Wirgehen rein und sehen nach.»
    «Nehmen
Sie das hier mit», sagte Dr. Gerlach und reichte den Polizisten eine
große Taschenlampe. «In der gesamten Wohnung scheint der Strom
ausgefallen zu sein. Und ...»
    «Was
?», fragte Rüdiger Heinemann.
    «Ja»,
sagte der Arzt. «Ich bin ja einiges gewohnt, aber das, was Sie dort
drin erwartet, ist kein schöner Anblick. Ich wollte Sie nur warnen.
Sie liegt im Schlafzimmer, zweite Tür rechts.»
    Heinemann
schluckte. Dann nickte er dem Arzt zu und betrat als Erster die
Wohnung. Als Wenddand seinem Kollegen folgen wollte, hielt Dr.
Gerlach ihn zurück. «Ich denke, es sind bereits genug Leute durch
die Wohnung getrampelt. Ihre Kollegen von der Kripo werden froh sein,
wenn nicht noch mehr Spuren zerstört werden.»
    Einen
Moment lang sah es aus, als wollte Ernst Wendtland sich die
Belehrungen des Arztes verbitten, dann aber senkte er den Blick,
dankbar für den Grund, sich den Anblick der toten Frau ersparen zu
können.
    Es
dauerte keine Minute, bis Rüdiger Heinemann zurückkam. Aus
seinem Gesicht war jede Farbe gewichen. Seine Lippen bebten. Er
schien kurz davor, sich übergeben zu müssen.
    An
die Wand des Treppenhauses gelehnt, sah er mit flackernden
Lidern in Richtung seines Kollegen.
    «Hol
die Kripo», stieß er hervor. «Die ganze Besetzung.»
    Dann
ließ er sich an der Wand hinabgleiten und blieb am ganzen Körper
zitternd auf den hölzernen Dielen sitzen.

    Staatsanwalt
Traugott Köhler saß am Esstisch seines Wohnzimmers und nahm
sein Abendbrot zu sich. Es bestand aus einer Scheibe Schwarzbrot und
einem Schälchen mit Rote-Bete-Salat, den er sich am Abend zuvor
zubereitet hatte. Dazu trank er, nach einem Rezept seiner über
neunzigjährigen Großmutter, ein Glas Rotwein, das mit
Traubenzucker und einem rohen Ei verquirlt war. Traugott Köhler
war Anfang dreißig, durchtrainiert und hatte zu seinem Leidwesen
bereits graues Haar, das er nach Art der amerikanischen Soldaten
kurzgeschnitten trug. Er galt als scharfer Hund und wurde im engeren
Kreis seiner Kollegen Terry genannt, was ihm durchaus gefiel -
nicht nur wegen seines Faibles für alles Amerikanische, sondern
auch, weil dieser Spitzname auf jene Hunderasse verwies, der er sich
im Innersten verwandt fühlte. Terry Köhler hatte klare
Vorstellungen, wie sein berufliches und privates Leben verlaufen
würde. Vier Generationen lang hatte seine Familie begnadete Juristen
hervorgebracht, und auch er hatte sein Studium als Bester seines
Jahrgangs abgeschlossen und einige aufsehenerregende Artikel in der
juristischen Fachpresse veröffentlicht. Dennoch war er
unzufrieden. Er wollte mehr, als nur in Fachkreisen bekannt zu
sein, er wollte mehr als beruflichen Erfolg.
    Terry
Köhler mochte die Oper. Er ging gerne zu Ausstellungseröffhungen,
besuchte Ballettaufführungen und sah sich jede neue Inszenierung im
Schauspielhaus an. Vor allem liebte er den Applaus nach der
Vorstellung, die flammenden Blitzlichter auf den Premierenfeiern. Er
konnte nicht malen, spielte kein Instrument, und seine Versuche zu
singen klangen erbarmungswürdig. Er war ein ganz und gar
unkünsderischer Mensch. Aber er liebte die Künstler. Er liebte sie,
manchmal verachtete er sie, vor allem aber beneidete er sie. Wenn man
ihnen zujubelte, wenn man sie interviewte und fotografierte, wünschte
er, selbst ein Künstler zu sein. Berühmt zu sein, stellte er sich
als Inbegriff des Glücks vor.
    Terry
Köhler war unverheiratet, beabsichtigte dies auch noch eine Weile zu
bleiben, und begnügte sich stattdessen mit gelegentlichen Affären,
bei denen er
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