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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie
Autoren: Unbekannt
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einen
weichen Gegenstand stieß. Er ging in die Hocke, leuchtete mit seiner
Kerze den Boden ab, sah etwas, das wie ein Büschel Haare aussah, und
erkannte, dass es sich um eine Perücke handelte. Nicht weit davon
lag eine Weinflasche, die auf dem Teppich ausgelaufen war.
    Er
wandte sich zu den beiden anderen um, die hinter ihm im Türrahmen
standen.
    «Ich
glaube, hier ist es», sagte er mit belegter Stimme.
    Dario
und Guido kamen näher. Zu dritt standen sie nebeneinander und
hielten ihre Kerzen in die Höhe. Auf dem Boden lagen herausgerissene
Schubladen, verstreute Papiere und Kleidungsstücke.
    Fast
gleichzeitig sahen sie im schwachen, flackernden Licht die Beine der
Frau, die zwischen dem Bett und einem Sessel hervorschauten.
    Fausto
atmete durch, dann ging er ein paar Schritte weiter, bis er neben dem
zerwühlten Himmelbett stand.
    «O,
dio», sagte er, als er den zusammengekrümmten Körper Karin
Niebergalls auf dem Boden liegen sah.
    Dario
machte einen Schritt nach vorne, aber im selben Moment wandte Fausto
sich um und breitete die Arme aus. Sein Gesicht war bleich: «Mein
Gott, nein», stammelte er. «Bleibt, wo ihr seid. Das ... das wollt
ihr nicht sehen.»

    Für
die beiden Schutzpolizisten Ernst Wendtland und Rüdiger Heinemann
hatte der Abend ruhig begonnen. Sie kamen gerade von einem Einsatz,
bei dem sie die Personalien einer Zechprellerin aufgenommen hatten.
Die alte Frau hatte in einem Cafe auf der Zeil ein Glas Sekt
getrunken, dann aber gemerkt, dass sie kein Geld eingesteckt hatte,
was ihr, wie sie angab, so peinlich gewesen sei, dass sie versucht
habe, durch den Hinterausgang zu entwischen, wo sie von einer
Kellnerin gestellt worden war. Als die beiden Polizisten eingetroffen
waren, war die Dame in Tränen ausgebrochen, hatte ihre Dummheit
umgehend zugegeben und mehrfach beteuert, dass sie so etwas noch nie
zuvor getan habe. Bereitwillig hatte sie ihren Ausweis gezeigt, aber
dringend darum gebeten, ihre Tochter von dem Vorfall nicht in
Kenntnis zu setzen. Als die Frau versprochen hatte, ihre Zeche sofort
am nächsten Vormittag zu begleichen, war der Inhaber des Cafes
bereit gewesen, von einer Anzeige Abstand zu nehmen.
    «Hunger?»,
fragte Rüdiger Heinemann, als er wieder neben seinem Kollegen
auf dem Beifahrersitz des Streifenwagens - eines VW Käfer -
saß.
    Ernst
Wendtland nickte.
    «Rindswurst?»
    Erneutes
Nicken. «Gref-Völsing?» «Gref-Völsing!»
    Es
war ein Dialog, der sich, wenn die beiden gemeinsam Spätdienst
hatten, so unweigerlich wie ihr abendlicher Appetit einstellte.
Obwohl sich die Verkaufsstelle der Metzgerei Gref-Völsing an
der Hanauer Landstraße befand und damit außerhalb ihres Reviers,
leisteten sich die beiden regelmäßig dieses kleine Dienstvergehen,
weil es erwiesenermaßen nirgendwo bessere Rindswürste gab. Und
wenn man sie erwischen würde, wollten sie behaupten, einen
Autofahrer, der sich verdächtig benommen hatte, hierher verfolgt zu
haben.
    Sie
stellten den Wagen auf dem Parkstreifen neben der Fahrbahn ab, ließen
die Beifahrertür offen und betraten das Geschäft.
    Die
Verkäuferin in ihrer Kittelschürze seufzte. «Immer auf den letzten
Drücker, die Herren von der Polizei. Ich bin schon am Aufräumen.»
Sie zeigte auf die große Uhr, die über der Eingangstür hing; es
war sieben Minuten vor sechs.
    «Geht
schnell», erwiderte Wendtland. «Wir sind gleich wieder weg.»
    «Wie
immer?»
    Die
Polizisten nickten. Die Frau stellte zwei Pappteller auf die Theke,
packte auf jeden ein Brötchen, fischte zwei Rindswürste aus
dem heißen Wasser und legte sie dazu.
    «Senf
nehmt euch selbst», sagte sie. «Ich geh wieder nach hinten.»
    Der
Funkspruch kam um siebzehn Uhr sechsundfünfzig. «Leblose weibliche
Person in der Kirchnerstraße 2, dritter Stock, Wohnung Niebergall.
Wahrscheinlich äußere Gewalteinwirkung. Sofort überprüfen.»
    Rüdiger
Heinemann hatte seine Rindswurst fallen lassen, war zum Streifenwagen
gerannt und hatte die Meldung entgegengenommen. Jetzt winkte er
seinem Kollegen zu, der ebenfalls die Metzgerei verließ und auf den
Fahrersitz sprang.
    «Kirchnerstraße
2», sagte Heinemann.
    «Weißt
du, was passiert ist?», fragte Wendtland, der den Wagen bereits
gewendet hatte und nun mit eingeschaltetem Martinshorn in Richtung
Innenstadt raste.
    «Ja:
leblose Person, wahrscheinlich ...»
    «Nein»,
unterbrach ihn sein Kollege, «das meine ich nicht. Wir sind da
gerade rausgerannt und haben vergessen, unsere Zeche zu bezahlen.»

    Keine
zehn Minuten
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