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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie
Autoren: Unbekannt
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der Wohnung seiner Nachbarin
vorbeikam, hielt er einen Moment inne. Die Tür war nur angelehnt,
doch als er nun anklopfte und den Namen der Frau rief, meldete sich
niemand.
    «Signora
Niebergall», rief er noch einmal, nun schon etwas lauter, aber auch
diesmal erhielt er keine Antwort. Er drückte auf den Klingelknopf
und erschrak vor dem schrillen Geräusch, das er verursacht hatte.
Albanelli überlegte, ob er einfach hineingehen und nach dem Rechten
sehen sollte, dann schaute er auf die Uhr und merkte, dass er schon
jetzt viel zu spät dran war. Eilig lief er die Treppen hinab, stieß
die Tür zur Straße auf und hatte, als er kaum zwei Minuten später
den Frankfurter
Hof erreichte,
jenes große Hotel, wo er seit gut einem Jahr als Zimmerkellner
arbeitete, seine Nachbarin schon wieder vergessen.
    Fausto
Albanelli war zwanzig Jahre alt und kam, wie die beiden anderen
jungen Männer, mit denen er sich die Dachwohnung in der
Frankfurter Kirchnerstraße teilte, aus Pietrabruna, einem kleinen
Ort in den Bergen Liguriens.
    Es
war sein Freund Guido, der ihn Stunden später, als sie alle
gemeinsam im Aufenthaltsraum saßen und ihr Mittagessen zu sich
nahmen, wieder an den Vorfall erinnerte.
    «Bei
deinem Fräulein stand die Tür offen», sagte er, «vielleicht
hat sie dich erwartet.»
    «Sie
ist nicht mein Fräulein», erwiderte Fausto, «und sie hat mich
nicht erwartet.»
    «Aber
du warst schon mal bei ihr und willst nicht drüber reden, das ist
verdächtig genug. Warum willst du eigentlich nicht drüber reden?»,
fragte Dario.
    «Weil
es lustiger ist, wenn ihr euch eure Gedanken macht.»
    «Ich
habe neulich mit Paola am Telefon darüber geredet; sie fand es
jedenfalls gar nicht lustig.»
    Fausto,
der gerade seine Gabel mit einer Ladung Makkaroni zum Mund führte,
hielt mitten in der Bewegung inne: «Du hast... mit Paola ...?»
    «Natürlich»,
sagte Dario. «Auch ich bin mit ihr befreundet. Sie soll
schließlich wissen, was für ein Strolch ihr Zukünftiger ist.
Ich musste ihr die Wahrheit sagen. Dafür sind Freunde da.»
    Seit
zwei Jahren waren Fausto und Paola ein Paar. Die junge Frau
stammte aus demselben Dorf wie er, arbeitete inzwischen als
Kindergärtnerin in Imperia und lebte somit neunhundert
Kilometer von ihrem Geliebten entfernt, worüber dieser allabendlich
klagte. Die beiden hatten sich am Tag vor seiner Abreise verlobt,
wechselten seitdem regelmäßig Briefe und beteuerten auch bei den
seltenen, aber jedes Mal viel zu teuren Telefonaten, wie sehr sie
einander vermissten.
    Fausto
legte seine Gabel nieder, stand langsam auf, beugte sich über den
Tisch und packte Dario am Kragen. Erst als er das breite Grinsen auf
Guidos Gesicht sah, merkte er, dass er einem Scherz seiner Freunde
aufgesessen war. «Na, wisst ihr ...», stammelte er, «nein,
wirklich.»
    «Also?
Was ist nun? Was wolltest du bei Signora Niebergall?»
    «Sie
hat mich gebeten, drei Bilder an die Wand zu hängen. Dann hat sie
mir eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen angeboten.»
    «Und
du hast angenommen?»
    «Ja,
warum nicht?»
    «Aber
Paola hast du davon natürlich nichts erzählt.» «Nein, verdammt,
ihr wisst doch, wie eifersüchtig sie sein kann.»
    «Das
ist alles?»
    «Nein.
Ich habe ihr mal den Stecker ihres elektrischen Damenrasierers
repariert und einmal, als ich sie zufällig in der Stadt getroffen
habe, eine Cola mit ihr getrunken. Seid ihr jetzt zufrieden?»
    «Und
was ist mit der kleinen Mariele?», fragte Guido mit Blick auf die
große Uhr, die über der Tür hing.
    «Was
hat Mariele damit zu tun?»
    «Sie
wartet bestimmt, dass du ihr das Mittagessen aufs Zimmer bringst.»
    Mariele
war ein elfjähriges Mädchen, das einmal im Monat mit seinen
Großeltern aus Westfalen für ein paar Tage in den Frankfurter
Hof kam. Die
Kleine saß im Rollstuhl, hatte sich gleich bei ihrem ersten
Aufenthalt mit Fausto Albinelli angefreundet und bestand seitdem
darauf, ausschließlich von ihm bedient zu werden.
    «Verdammt»,
sagte Fausto, «das habe ich völlig vergessen.» Er stand auf,
schob seinen Teller zur Seite und eilte zur Tür. «Gut, dass ihr
mich daran erinnert.»
    «Keine
Ursache», sagte Dario. «Wir räumen auch noch dein Geschirr weg.
Dafür sind Freunde da.»

    Gegen
sechzehn Uhr am Nachmittag desselben Tages war der Arbeitstag der
drei jungen Italiener beendet. Während Dario und Guido sich vor dem
Ausgang des Hotels eilig verabschiedeten, weil sie sich im
Bahnhofskino einen Western von Sergio Leone anschauen wollten, machte
sich
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