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Lass uns unvernünftig sein: Roman (German Edition)

Lass uns unvernünftig sein: Roman (German Edition)

Titel: Lass uns unvernünftig sein: Roman (German Edition)
Autoren: Lori Foster
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1.Kapitel
    G il Watson war nervös und aufgeregt zugleich – eine seltsame Kombination, die er seit seinen ersten Jahren am College nicht mehr so empfunden hatte.
    Normalerweise war er der Inbegriff von Selbstbewusstsein, bisweilen sogar autoritär, eine Führungskraft, wie geschaffen für die Geschäftswelt. Er war stolz auf sein professionelles Auftreten, seine Besonnenheit. Schließlich hatte er das Familienunternehmen zu leiten. Seine Familie zählte auf ihn, und er genoss dieses Gefühl.
    Er war erwachsen geworden – und hatte dabei all seine wilden, seine ungezähmten Neigungen für immer begraben.
    Aber heute verschwammen die Buchstaben auf dem Computerbildschirm vor seinen Augen. Er konnte sich kaum auf die Arbeit konzentrieren – was in letzter Zeit die Regel und nicht die Ausnahme zu sein schien. Nur ein einziger Telefonanruf hatte ausgereicht, um ihn vollkommen aus der Bahn zu werfen. Allerdings bekam er auch nicht jeden Tag erklärt, dass er eine Tochter hatte – eine Tochter, von deren Existenz er bis vor zwei Wochen noch keine Ahnung gehabt hatte.
    Seit diesem Anruf war Gil nicht mehr derselbe.
    Ob sie Ähnlichkeit mit ihm hatte? War ein Kind im Alter von zweieinhalb Jahren überhaupt so weit entwickelt, dass es Ähnlichkeit mit irgendjemandem hatte? Er wusste so gut wie nichts über Babys. Mit seinen zweiunddreißig Jahren hatte er sich auf das Geschäft konzentriert, der Verantwortung für seine Familie und den Finanzen seine volle Aufmerksamkeit geschenkt. Und ohne prahlen zu wollen – er kannte auch die Frauen.
    Aber er wusste null Komma nichts darüber, was es hieß, Vater zu sein.
    Noch immer beschäftigte es ihn, dass Shelly kein Wort gesagt hatte. Er hatte sie zwei- oder dreimal im Jahr gesehen, wenn geschäftliche Verpflichtungen ihn nach Atlanta geführt hatten. Er war in ihrem Büro gewesen, bei ihr zu Hause, hatte ihre Kollegen kennengelernt und ihre Freunde. Nach dem Tod seines Vaters vor drei Jahren hatte er sich dann zu Dingen hinreißen lassen, auf die er nicht stolz war.
    Er hatte Shelly benutzt.
    Nicht, dass sie es nicht gewollt hätte. Sie hatte ihm einen ihrer tiefen Blicke zugeworfen, den er erwidert hatte – und innerhalb einer Stunde waren aus den Geschäftspartnern Liebende geworden. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie stürmisch und wild sie im Bett gewesen war. Zwei Tage hatte er mit ihr in seinem Motelzimmer verbracht, und sie hatten heißen, hemmungslosen Sex gehabt. Sie hatte seine sexuellen Bedürfnisse, seine Fantasien und sogar seine mehr als außergewöhnlichen Forderungen befriedigt – Forderungen, von denen er geglaubt hatte, sie unter Kontrolle zu haben. Sie war all das gewesen, wonach er sich zu der Zeit körperlich gesehnt und was er gebraucht hatte.
    Tatsächlich hatte sie ihn schier ausgepresst – und er war ihr dafür dankbar gewesen. Für ein ganzes Wochenende hatte sie seinen Körper und seinen Geist frei gemacht. Sie hatte ihn von seiner Trauer über den Verlust seines Vaters abgelenkt. Und sie hatte seine Sorgen und Bedenken weggewischt, die ihn angesichts der überwältigenden Verantwortung gequält hatten, die er mit der Übernahme des Familienunternehmens auf sich geladen und als seine Pflicht akzeptiert hatte.
    Doch als er irgendwann aufgewacht war und bemerkt hatte, wie sie sich über ihn gebeugt und ihn mit viel zu viel Gefühl angeblickt hatte, als es für ein bloßes Sexabenteuer angemessen war, hatte er seinen Fehler einsehen müssen: Shelly hatte sich nach einem Ehemann gesehnt und offenbar geglaubt, in ihm den geeigneten Kandidaten gefunden zu haben. Aber er war nicht bereit gewesen, sich zusätzlich zu den geschäftlichen Pflichten, die ihn erwarteten, auch noch mit der Verantwortung für eine Frau zu belasten.
    Sein älterer Bruder war Cop, sein jüngerer Bruder ging noch zur Schule, und seine Mutter hatte sich nie um die Firma gekümmert. Die Aufgabe, das erfolgreiche Unternehmen für Geschenkartikel zu übernehmen und den Unterhalt der Familie zu sichern, war ganz selbstverständlich Gil zugefallen. Nach außen hin war er der Besonnene, der Einzige, der Interesse an dem Geschäft gezeigt hatte, der Schützling seines Vaters.
    Nein, das Letzte, was er in seiner Situation gebraucht hatte, war eine Frau, die seine Lage noch komplizierter machte. So hatte er damals getan, was er für klug und verantwortungsbewusst gehalten hatte. Ganz behutsam hatte er Shelly erklärt, dass er kein Interesse hatte, und von da an nie wieder
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