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Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare

Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare

Titel: Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare
Autoren: Hans Warren
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      1. Kapitel Ein alter „Spaßvogel".  
     
      „Na, jetzt hätten wir es ja geschafft," sagte Rolf befriedigt und zügelte seinen prächtigen Gaul. „Dort liegt Palmerston. Wir werden Mary Barring, die Frau des Banditenführers, bald finden, dann nehmen wir den nächsten Dampfer nach Singapore, um von dort Ceylon aufzusuchen, denn ich möchte diese 'Insel der Götter' etwas eingehender durchstreifen."  
      „Ich bin gern dabei," rief ich erfreut, „dann sind wir doch endlich wieder in unserem Indien. Es mag ja überall auf der Welt schön sein, aber gerade Indien ist nun mein Schwarm von Jugend an!"  
      „Und wir haben in Indien ja auch unsere schönsten Abenteuer erlebt," meinte Rolf lächelnd. „Na, wenn wir jetzt als Privatleute reisen, werden wir vielleicht davon verschont bleiben. Doch jetzt vorwärts, wir wollen uns ja in Palmerston nicht lange aufhalten. Aha, der erste Bewohner der Stadt scheint ein etwas sonderbarer Heiliger zu sein."  
      Aus einigen dürftigen Büschen, die zu beiden Selten die Straße begrenzten, war ein Mann aufgetaucht, ein kleiner alter Mann, der uns verwundert anstarrte. Als sein Blick auf Pongo fiel, verzog sich sein faltiges Gesicht, dessen Haut wie gegerbtes Leder aussah, zu einem befriedigten Grinsen, und er nickte eifrig mit dem großen haarlosen Kopf, den er unbedeckt trug.  
      „Hi, hi," kicherte er, „wollen die Herren nach Palmerston? Suchen Sie irgend etwas? Könnte Ihnen gute Tips geben, aber nur gegen Kasse."  
      Er machte dabei eine nicht mißzuverstehende Bewegung mit Zeigefinger und Daumen der rechten Hand.  
      Rolf lachte und warf ihm ein Silberstück zu. Wir hatten ja jetzt wieder genügend Geld, denn unser Anteil aus dem Schatz des Flibustiers, den wir von den Chiloe-Inseln geborgen hatten, betrug eine hübsche Summe. (Siehe Band 56.)  
      Rolf hatte sich Kreditbriefe auf größere Banken Ostasiens ausstellen lassen und in Adelaide eine Summe abgehoben, die reichlich bis Colombo langte.  
      Ich mußte lachen, als ich die peinliche Genauigkeit sah, mit welcher der Alte das Geldstück untersuchte. Und erst als er noch das Metall mit den beiden Zähnen, die ich in seinem Mund entdecken konnte, geprüft hatte, steckte er es ein und sagte kichernd:  
      „Es ist gut! Heute muß man vorsichtig sein! Was wollen Sie wissen?"  
      „Zuerst einmal ein gutes Restaurant, In dem wir auch gutes Essen bekommen," sagte Rolf schmunzelnd, denn ihm machte der Alte offenbar Spaß.  
      „Dann gehen Sie zum ,China-Jim', dort wird es Ihnen gefallen." Der Alte warf wieder einen Blick auf unseren Pongo, kicherte verschmitzt und fuhr fort: „Wird Ihnen dort gefallen. Gehört der Schwarze zu Ihnen?" Dabei zeigte er auf Pongo, der ihn ruhig anblickte wie vielleicht eine gewaltige Dogge einen kleinen kläffenden Zwergpinscher.  
      „Allerdings," sagte Rolf ruhig, „dieser Schwarze ist unser Freund. Also zum ,China-Jim' sollen wir gehen? Gut, der Name gefällt mir. Doch jetzt habe ich noch eine zweite Frage. Ich suche eine Frau Mary Barring. Ist sie Ihnen bekannt?"  
      Die Augen des Alten, die bisher etwas blöde geblickt hatten, blitzten bei diesen Worten auf; nur sekundenlang, aber sofort faßte ich Mißtrauen gegen ihn. Sollte dieser sonderbare Alte sein wahres Wesen unter der Maske eines halben Trottels verbergen?  
      Jetzt kicherte er schon wieder und nickte eifrig.  
      „Mary Barring, hihi, die habe ich gesehen. Ist aber schon einige Tage her. Da müssen Sie mal in die 'Pfannen' gehen, vielleicht steckt sie da. Wenn Sie mit ihr zusammenkommen sollten, dann grüßen Sie die Mary vom alten ,Spaßvogel', verstehen Sie? Ja, ja, in den ,Pfannen' wird sie wohl sein, hihi. Na, haben Sie noch eine Frage?"  
      „Nein, ich danke Ihnen," sagte Rolf ernst, „und ich werde Mary Barring von Ihnen grüßen."  
      Wir setzten unsere Pferde in leichten Trab. Als ich an dem Alten vorbeikam, hatte er ein blödes Grinsen im Gesicht, aber seine Augen blitzten so heimtückisch, daß ich unwillkürlich erschrak. Als wir ein Stück entfernt waren, sagte ich warnend:  
      „Rolf, dieser Alte hielt mit etwas hinter dem Berg. Er scheint mir gefährlich und will uns offenbar in irgendeine fatale Situation bringen. Ob wir das Lokal dieses 'China-Jim' nicht lieber meiden?"  
      „Ich habe auch dieses Gefühl," gab Rolf zu, „und bin auch überzeugt, daß er Mary Barring sehr gut kennt. Und aus diesem Grunde möchte ich den ,China-Jim' doch
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