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Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare

Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare

Titel: Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare
Autoren: Hans Warren
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möchte ich das Benehmen dieses China-Jim sehen. Bis dahin werde ich auch schon herausbekommen haben, ob ich irgend etwas Wichtiges von ihm erfahren kann. Also in einer Stunde."  
      Wir verließen das Hotel und fragten uns zum Lokal des China-Jim hin. Es lag gar nicht weit ab, in einer breiten, sauberen Querstraße. Es sah von außen tatsächlich sehr gut aus, und als wir den großen Schankraum betraten, sah ich, daß das zahlreiche Publikum den besseren Kreisen der Stadtbevölkerung angehören mußte.  
      Es fiel mir nur auf, daß keine Frau als Gast anwesend war. Doch die Herren waren alle gut gekleidet und benahmen sich auch sehr gut. Es schienen Geschäftsleute zu sein, die hier schnell einen Imbiß zu sich nahmen, ehe sie wieder ins Büro eilten.  
      Wir hatten uns durch unsere zahlreichen Abenteuer einen Blick für Menschen angeeignet, hier sah ich kein Gesicht, das einen schlechten Eindruck machte, und ich konnte mir nicht vorstellen, daß sich unter ihnen gefährliche Elemente befinden sollten.  
      Wir fanden einen kleinen leeren Tisch im Hintergrund des Lokals. Kaum hatten wir Platz genommen, als ein riesiger Mann an den Tisch trat. Wir wußten sofort, daß es nur der China-Jim sein konnte, denn sein Gesicht zeigte alle Merkmale des Chinesen, doch war er ein Europäer.  
      Höflich grüßte er und fragte:  
      „Die Herren sind wohl fremd in der Stadt? Haben Sie schon Logis?"  
      „Ja, wir wohnen im Hotel Spencer," sagte Rolf freundlich, „es wurde uns durch den Colonel Higgins empfohlen. Wir möchten aber bei Ihnen essen, denn Sie wurden uns auch empfohlen, und zwar von einem kleinen alten Mann, der sich 'Spaßvogel' nannte."  
      „Ah, der alte Finder," sagte China-Jim lachend, „ja, das ist wirklich ein Spaßvogel. Dann hat er Ihnen natürlich meinen Spottnamen ,China-Jim' auch gesagt? Recht haben die Leute ja, ich sehe wirklich wie ein Chinese aus, obwohl ich in England geboren bin. Bitte, wollen Sie dem Boy Ihre Bestellung machen. Mich müssen Sie einen Augenblick entschuldigen, ich muß verschiedene Stammgäste begrüßen."  
      Während Rolf bei dem Kellner verschiedene Gerichte nach der Speisekarte bestellte, beobachtete ich den Wirt und merkte mir genau die Gäste, mit denen er einen Händedruck wechselte und sprach. Ich war nun einmal argwöhnisch gemacht und wollte deshalb auf jede Kleinigkeit Obacht geben.  
      Als sich der Kellner entfernt hatte, blickte auch Rolf dem Wirt nach. Ich wußte, daß er sich ebenfalls die näheren Bekannten des China-Jim merkte.  
     
     
     
      2. Kapitel Die Stammgäste des China-Jim.  
     
     
      Etwas enttäuscht war ich aber doch. Ich hatte mir das Lokal anders vorgestellt, hatte vor allen Dingen gedacht, ganz andere Typen als Gäste zu sehen. Aber auch die Leute, mit denen China-Jim sprach, die er als seine Stammgäste bezeichnet hatte, machten alle einen anständigen, soliden Eindruck.  
      „Ich glaube, Colonel Higgins hat sich doch geirrt," flüsterte ich Rolf zu, „ich kann wirklich nichts Auffälliges an dem Wirt und seinen Gästen finden."  
      „Ja, es scheint so," gab Rolf zurück, „doch wollen wir erst einmal abwarten, bis Pongo kommt. Vielleicht zeigt der China-Jim dann sein wahres Gesicht. Ah, da kommt ja dieser Finder, der alte Spaßvogel," setzte er hinzu, „jetzt bin ich neugierig."  
      An der lebhaften Begrüßung, die dem Alten von allen Seiten zuteil wurde, konnten wir seine Beliebtheit ermessen. Er schien heute mürrisch zu sein, denn er erwiderte die Grüße nur durch ein kurzes Kopfnicken.  
      Er trat auf den Wirt zu und flüsterte mit ihm. China-Jim machte eine Bewegung der Überraschung, dann wandte er das Gesicht unserem Tische zu. Schnell beugten wir uns über unsere Teller, sahen aber mit verstohlenem Blinzeln, daß auch Finder zu uns herüberblickte.  
      Jetzt kam er mit dem Wirt nach hinten, an unserem Tisch vorbei.  
      „Hihi, da sind die Herren ja," kicherte er, „habe ich nicht gut empfohlen? Gutes Essen und guter Wirt wenn er auch wie ein Chinese aussieht."  
      Prompt lachten die nächsten Gäste über diesen 'Witz'. Auch China-Jim schmunzelte und sagte:  
      „Er kann doch keinen Menschen in Ruhe lassen. Jeden muß er mit Spott angreifen."  
      „Nun, wenn es sich jeder gefallen läßt, geht es ja," meinte Rolf lachend. „Also, ich danke Ihnen, Herr Finder, ich bin mit Ihrer Empfehlung sehr zufrieden."  
      Wieder blitzten die Augen des Alten merkwürdig auf,
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