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Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare

Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare

Titel: Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare
Autoren: Hans Warren
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verdorben. Ich weiß ja jetzt, daß Sie sich am wohlsten inmitten gefährlicher Abenteuer fühlen, aber ich warne Sie nochmals vor diesem ,China-Jim', Herr Torring. Es täte mir leid, wenn Ihnen hier ein Unglück zustieße."  
      „Oh, wir nehmen uns schon in acht," meinte Rolf lächelnd. „Gerade weil dieser ,alte Spaßvogel', wie er sich nannte, einen so hinterlistigen Blick bei Empfehlung dieses Restaurants hatte, möchte ich es aufsuchen. Ich vermute auch, daß unser Pongo dort auf keinen guten Empfang rechnen kann."  
      „Nein, wirklich nicht," sagte Higgins lächelnd. „ ,China-Jim' ist dafür bekannt, daß er keinen Schwarzen leiden kann. Im Grunde genommen würde es mich ja freuen, wenn er deshalb mit Ihrem Pongo zusammenstoßen würde, nur fürchte ich, daß Sie in eine sehr gefährliche Lage kommen können."  
      „Aus der wir uns wieder herausziehen werden," meinte Rolf sorglos. „Ich habe aber noch eine Frage, Herr Colonel. Was ist das für eine Gegend, die hier 'Pfannen' genannt wird?"  
      „Nanu, das wissen Sie auch schon?" rief Higgins überrascht. „Das ist ja eigenartig. Kaum sind Sie in einer Stadt, da fragen Sie schon nach den verrufensten, gefährlichsten Orten. Die ,Pfannen' sind ein Gewirr von kleinen Hügeln und Schluchten südwestlich der Stadt, der Schlupfwinkel für alle Subjekte, die das Tageslicht zu scheuen haben. Das Gelände ist so unübersichtlich, so zerrissen und schwer zu begehen, daß Razzien, die wir manchmal unternahmen, um entflohene Verbrecher einzufangen, stets erfolglos verliefen. Woher haben Sie Ihre Kenntnis, wenn ich fragen darf?"  
      „Der alte Kerl sagte uns, daß wir Mary Barring dort vielleicht treffen würden," berichtete Rolf. „Wir sollen sie dann von ihm grüßen. Anscheinend ist der Alte also wirklich sehr gefährlich und verbirgt es unter der Maske eines halben Trottels."  
      „Wenn wir ihn nur überführen könnten," sagte Higgins grimmig. „Ich persönlich habe ihn schon lange im Verdacht, aber bisher fand sich kein Anlaß, gegen ihn einzuschreiten. Im Gegenteil, er erfreut sich beim größten Teil der Bürgerschaft großer Beliebtheit. Seine Sonderbarkeit nehmen sie gern in Kauf, weil er sehr vermögend zu sein scheint, obwohl er es liebt, von Fremden Geld zu verlangen, sogar für eine Auskunft. Sicher hat er es mit Ihnen auch so gemacht? Sehen Sie," lachte er auf, als Rolf nickte, „das nennen die Leute nun originell. Finder — so heißt er nämlich — hält sich stets abends in den besseren Lokalen auf, macht große Zechen und ist berühmt durch seinen scharfen Spott, mit dem er niemand verschont. Er wohnt am Rande der Stadt in einem hübschen Blockhaus, das er seit zehn Jahren besitzt. Damals kam er von Queensland herüber und kaufte sich das Anwesen. Auf der Bank hat er eine größere Summe, deren Zinsen ihm aber doch keine solchen Ausgaben erlauben. Er muß also geheime Geldquellen haben, denen wir aber noch nicht auf die Spur gekommen sind."  
      „Oho," meinte Rolf betroffen, „das scheint ja wirklich ein sehr interessanter Mann zu sein. Und jetzt freue ich mich direkt auf den ,China-Jim' und die 'Pfannen'. Vielleicht können wir Ihnen sogar behilflich sein, das wahre Wesen dieses Finder zu enthüllen."  
      „Das wäre großartig," rief der Colonel eifrig, „Herr Torring, damit würden Sie mir einen sehr großen Gefallen erweisen. Unter uns gesagt," — er dämpfte seine Stimme zum Flüsterton und warf argwöhnische Blicke zur Tür — „ich halte diesen Finder für einen ganz großen Verbrecher. Es sind in den letzten Jahren tolle Sachen hier in Palmerston vorgekommen, Erpressungen übelster Art, von denen ich aber nur ganz zufällig erfuhr, weil die Opfer leider in den meisten Fällen schwiegen, um keinen Skandal heraufzubeschwören —, dann auch regelrechte Entführungen junger Mädchen und Frauen, zweimal auch reicher Kaufleute. Jedesmal wurde eine große Geldsumme für die Freilassung gefordert. Die ersten Male wurden diese Fälle uns übergeben, aber ich muß zu unserer Schande gestehen, daß wir nichts erreichen konnten. Im Gegenteil, die Gefangenen wurden gefoltert, schrieben herzzerreißende Briefe an ihre Angehörigen und diese hinterlegten natürlich prompt die geforderte Summe. Dann wurden die Opfer frei gelassen. Na, in den nächsten Fällen wagte niemand, uns in Kenntnis zu setzen, und wir hätten wohl nie etwas erfahren, aber denken Sie sich nur die Frechheit dieser Bande: jedesmal, wenn ihnen
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