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Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare

Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare

Titel: Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare
Autoren: Hans Warren
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als er hastig fragte:  
      „Woher wissen Sie meinen Namen?"  
      „Der Wirt hat ihn uns verraten," entgegnete Rolf ruhig, „vorher aber sprachen wir schon mit Colonel Higgins über Sie."  
      „So, so, na dann ist es ja gut." Der Alte kicherte wieder, nickte uns zu und ging mit China-Jim in den Hintergrund des Lokals, wo sich in der Ecke eine schmale, unscheinbare Tür befand. Beide verschwanden hinter ihr.  
      „Aha," meinte Rolf, „hier scheint doch etwas vorzugehen. Hinter dieser Tür wird wohl ein Raum liegen, der zu geheimen Zusammenkünften benutzt wird. Ich würde viel darum geben, wenn ich da lauschen könnte."  
      „Du hast recht!" stimmte ich eifrig zu. „Die beiden Gäste links hinter uns stehen jetzt auf. Da, sie gehen langsam nach hinten — und verschwinden durch diese Tür."  
      „Und von vorn kommen noch mehr Gäste," setzte Rolf hinzu, „da, lauter Stammgäste, die China-Jim begrüßt hat. Hans, da scheint etwas vor sich zu gehen. Wenn wir nur hinkönnten und die Versammlung belauschen."  
      Nach und nach verschwanden die Gäste, die China-Jim begrüßt hatte, durch die kleine Tür. Der Kellner brachte uns die Nachspeise, da fragte Rolf:  
      „Dort hinten ist wohl große Versammlung?"  
      Der aufgeweckte junge Mann, der uns bediente, machte einen ehrlichen, aufrichtigen Eindruck. Er zögerte einige Sekunden, blickte uns scharf an und antwortete:  
      „Das kommt manchmal vor, meine Herren. Unsere Stammgäste scheinen einen Verein gegründet zu haben, und der alte Finder muß wohl der Leiter sein. Diese Versammlungen finden immer nur statt, wenn er hier erscheint."  
      Jetzt blickte Rolf den jungen Mann scharf an, dann sagte er leise:  
      „Sie scheinen diese Versammlung irgendwie zu beargwöhnen? Sprechen Sie ganz offen! Wir meinen es ehrlich. Und ich sage ebenso offen, daß wir in einer bestimmten Absicht hergekommen sind."  
      „Ich hörte vorhin zufällig, daß Sie von Colonel Higgins kommen," flüsterte der Kellner. „Hat der Colonel Sie völlig eingeweiht?"  
      „Wir haben mit ihm alles besprochen," wich Rolf vorsichtig aus, „er wird wahrscheinlich noch selber kommen."  
      „Nun, dann wird er Ihnen auch über mich Bescheid sagen. Wenn die Herren so großes Interesse an dieser Versammlung haben, dann müssen Sie die Toilette aufsuchen, die gleich hinter dem Extrazimmer, wo sich die Gäste versammelt haben, liegt. Die Wand ist dort sehr dünn!"  
      „Ah, ich danke Ihnen," flüsterte Rolf, „ich werde sofort hingehen. Hans, du mußt hierbleiben, sonst fällt es auf."  
      Damit erhob er sich und ging in den Hintergrund des Lokales. Dort befand sich auf der rechten Seite die Tür, die zu den Toiletten führte. Am liebsten wäre ich ja mitgegangen, aber er hatte recht, es mußte auffallen, wenn wir beide zusammen verschwanden.  
      Auf jeden Fall bezahlte ich jetzt unsere Zeche, denn es konnte ja sein, daß wir schnellstens verschwinden mußten. Der Kellner mußte sich leider um andere Gäste kümmern.  
      Ich überlegte jetzt, ob es richtig gewesen war, den jungen Mann ins Vertrauen zu ziehen. Konnte er nicht vom China-Jim als Aufpasser bestellt sein, um sich über jeden neuen Gast sofort informieren zu können? Das Äußere eines Menschen täuscht ja so oft! Vielleicht hatte Rolf uns durch seine Offenheit in schwere Gefahr gebracht, denn nach Higgins Meinung war diese Bande, die hier seit Jahren die Stadt brandschatzte, ja äußerst gefährlich und rücksichtslos in ihren Maßnahmen.  
      Fünf Minuten waren verstrichen. Ich wurde ungeduldig. Wenn Rolf bei seinem Lauschen ertappt war? Wenn diese Versammlung in dem Hinterzimmer wirklich aus den gesuchten Verbrechern bestand, dann war mein Freund in schwerster Gefahr.  
      Da kam China-Jim aus dem Zimmer heraus. Ruhig ging er nach vorn an den Schanktisch, streifte dabei unseren Tisch mit keinem Blick. Aus einem Glasspind suchte er eine Kiste Zigarren heraus, sprach mit dem Zapfer und ging wieder zurück.  
      Jetzt nickte er mir im Vorbeigehen zu und fragte:  
      »Hat es geschmeckt? Sind Sie zufrieden?"  
      „Vollständig, ich danke," gab ich zurück. „Wir werden stets hier essen, solange wir uns in Palmerston aufhalten."  
      „Das ist recht," rief er erfreut, nickte mir nochmals zu und verschwand wieder. Das hatte ganz harmlos ausgesehen, auch hatte er Rolf garnicht erwähnt, was er sicherlich getan hätte, wenn er auch nur die Spur des Verdachtes gehabt
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