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Sternenfaust - 141 - Spuren im Weltraumfriedhof

Sternenfaust - 141 - Spuren im Weltraumfriedhof

Titel: Sternenfaust - 141 - Spuren im Weltraumfriedhof
Autoren: Anonymous
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    Solsystem, Asteroiden-Hauptgürtel, Vesta, 6. August 2271
     
    »Danke«, murmelte Rear Admiral Vincent F. Taglieri, als der weiß befrackte Kellner die Halbliter-Karaffe neben das soeben gefüllte Glas stellte. »Auch für Ihre liebenswürdige Schwindelei«, fügte Vince mit einem flüchtigen Lächeln hinzu.
    Der Ober, der, wie auch das übrige Servicepersonal des Forum Romanum , mit schwarzer Hose und weißem Jackett bekleidet war, lächelte nun seinerseits – doch so verschmitzt, dass Vince wusste, das Richtige gesagt zu haben.
    »Ich darf Ihnen nochmals versichern, Admiral, dass wir immer einige Flaschen Nero d’Avola vorrätig halten.«
    »Es wird der Tag kommen, an dem ich hier hereinschneien werde, ohne dass alle Welt vom Auslaufen der STERNENFAUST weiß.«
    »Wir freuen uns über jeden Tag, an dem Sie unser Gast sind, Admiral.« Der Ober lächelte dezent, deutete ein Nicken an und zog sich zurück.
    Vince griff das bauchige Glas und kostete von dem recht dunklen Rotwein. Kein Zweifel – es handelte sich um Nero d’Avola, einen schmackhaften Tropfen aus Vincents Heimat Sizilien. Ob es allerdings tatsächlich ein 68er Jahrgang war, vermochte Vince nicht zu sagen – so weit ging seine Kennerschaft nun doch nicht. Jedenfalls freute er sich über diesen Wein, auf den er bei seinem letzten Besuch im Forum Romanum hatte verzichten müssen.
    Die Terrasse des Restaurants war zu dieser Nachmittagsstunde nur spärlich besetzt, und so gestattete es sich Vincent, etwas tiefer in den gepolsterten Korbsessel zu rutschen. Gerade tief genug, um den Kopf bequem in den Nacken zu legen. Er atmete kräftig ein, denn was er sah, konnte man beinahe als seine zweite Geliebte bezeichnen. Durch das sich etwa 200 Meter über ihm befindende Dach aus transparentem Aluminium sah er auf ein wiederum 500 Meter über Vesta schwebendes Werftdock. Die sechs krakenartigen Ausläufer des Spider-Docks umschlossen den Stolz des Star Corps, den ersten jemals gebauten Star Cruiser der Solaren Welten: die S.C.S.C. STERNENFAUST. Vince hatte ein wenig den Eindruck, auf dem Grunde eines Ozeans zu ruhen und auf den Bauch eines 400 Meter langen Walfischs zu blicken.
    Dieses Schiff, und auch er selbst als dessen Kommandant, hatten in den vergangenen anderthalb Jahren so manches mitgemacht. Die STERNENFAUST war ihrer Zerstörung mehrmals entgangen, doch ihr letzter Einsatz im Zuge der Operation Harmagedon wäre ihr fast zum Verhängnis geworden. Ein neuartiges Kampfschiff der Kridan hatte einen schweren Treffer gelandet, und der abgerissene Geschützturm eines Star-Corps-Schiffes hatte die STERNENFAUST aufgeschlitzt: Über beinahe die gesamte Länge von 400 Metern war die obere äußere Rumpfhülle durchtrennt worden, als ob ein hungriger Weltraumriese mit einer mächtigen Hummerschere zu Werke gegangen wäre. Glücklicherweise hatte die innere Rumpfhülle gehalten, sonst hätte sicherlich ein großer Teil der etwa 500 Mann und Frau starken Besatzung in Sekundenbruchteilen ihr Leben verloren.
    Vincent konnte von seiner Blickposition aus gerade noch das Achterdeck 3 erkennen, wo über eine Fläche von 300 Quadratmetern sämtliche Stahlplatten der Außen- wie Innenhülle ersetzt worden waren. Die mechanischen, elektronischen und elektrischen Reparaturen hatten fast sieben Wochen in Anspruch genommen, und die Freigabe des Schiffes war erst gestern erfolgt.
    Vince atmete noch einmal kräftig durch. Sein Blick wanderte zur Sonne, die hier auf Vesta nur etwa halb so groß wie auf der Erde erschien. Man konnte ihr bei ihrer scheinbaren Bewegung fast zusehen, da die Rotationsperiode des gut 500 Kilometer durchmessenden Asteroiden nur etwas mehr als fünf Stunden betrug. Wenn Vince noch drei Stunden hier sitzen bleiben würde, bekäme er den zweiten Sonnenaufgang an diesem Tag präsentiert.
    Er war gegen Mittag auf Vesta eingetroffen, während Teile der Mannschaft schon vor mehreren Tagen in der Werftstation Quartier bezogen hatten, da eine frühzeitigere Wiederherstellung des Star Cruisers angestrebt worden war. Tatsächlich hatten die Reparaturen auch bereits vor einer Woche abgeschlossen werden können, doch die gleichzeitig vorgenommenen technischen Aufrüstungen bedurften noch einiger Testläufe. So war Captain Duneback, der Leiter der wissenschaftlichen Abteilung auf Vesta, erst gestern bereit gewesen, die Startfreigabe zu erteilen. Duneback selbst hatte Vincent in der Shuttle-Schleuse in Empfang genommen und ihm beim Mittagessen mit großer
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