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Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Titel: Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)
Autoren: Liane Sons
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Scheibenwischer in Gang. »Huch, ich dachte, das wäre der Blinker. Nee,
das ist er wohl. Ich wüsste gern, ob es jetzt draußen blinkt. Kannst du was
erkennen?«
    »Nein«, hauchte sein Sohn entsetzt und schluckte trocken. Er hatte den Eindruck,
gar keinen Speichel mehr zu haben.
    »Der geht ganz schön ab, meinst du nicht?«, fragte sein Vater mit Stolz.«
    »Ich glaub, du fährst im vierten Gang. Der Motor säuft dir gleich ab.«
    Sein Begleiter schüttelte den Kopf, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
»Nein, nein, der Vierte ist gut. Dann muss ich nicht immer so viel schalten. Damit
habe ich leichte Probleme.«
    »Du hast ja noch gar nicht geschaltet. Vielleicht versuchst du es erst einmal
hier, wo kaum Verkehr ist. Du musst die Kupplung treten und dann den Hebel da
schalten.«
    Duncan lachte heiter auf. »Kupplung? Ach, das ist das dritte Pedal, nicht wahr?
Ich hab mich schon gefragt, wofür das gut ist. Hatte früher Automatik. Als ich
damals auf der Erde war, bin ich aber kaum aus Waldsee raus gekommen. Jetzt
weiß ich Bescheid, für den Fall, dass wir gezwungen werden zu schalten. Ich bin
gern vorbereitet.«
    Sein Sohn hätte am liebsten laut geheult. Wie konnte sein Vater, der ehemalige
Ringlord, sich nur so dämlich benehmen? Problemlos reiste er von Planet zu
Planet, doch mit einem verdammten Auto kam er nicht zurecht und wollte das partout
nicht zugeben. Es war zum Auswachsen. Die ersten Häuser kamen in Sicht.
    »Eu, jetzt wird es spannend«, freute sich sein Vater. »Aber wir werden das Kind
schon schaukeln.«
    Erik hielt die Luft an: Ein Lieferwagen kam ihnen entgegen und hupte.
    Der BMW holperte nach rechts und streifte ein paar Büsche. »Fahrer gibt’s!
Was denkt der denn, wie breit sein Auto ist?«, schimpfte Duncan und zeigte dem
anderen Fahrer einen Vogel.
    Sein Sohn wäre am liebsten im Boden versunken, als er kurz das erstaunte
Gesicht des Fremden sah.
    »Wir sind doch nicht zu schnell, oder? Vielleicht wollte er uns ja nur ein Zeichen
geben. Ich hab kein Schild gesehen.«
    Erik sah ihn von der Seite an. »Hier darfst du hundert fahren und fährst dreißig.
Zu schnell bist du wirklich nicht. An der nächsten Kreuzung rechts«, erklärte er
mit heiserer Stimme.
    »Wird gemacht, Kapitän«, erwiderte Duncan fröhlich. »Du kannst dir das gleich
merken: Vor der Kurve Gas weg, in der Kurve Gas geben. Ich werde dir mal Fahrunterricht
geben. Wie wäre das?«
    »Ganz toll« kam die schwache Antwort.
    Vor der Kurve verreckte der Motor fast, aber Duncan schaffte es tatsächlich, ihn
am Laufen zu halten. Ein paar Meter vor ihnen überquerte eine alte Dame die
Straße. Der BMW hielt geradewegs auf sie zu. Erik keuchte laut auf und presste
sich in den Sitz. Die Oma erhob sich in die Luft, schwebte ein kurzes Stück und
sank auf der anderen Straßenseite wieder auf den Boden. Sie schwankte bedrohlich
und sah sich hektisch nach allen Seiten um, bevor sie einen spitzen Schrei ausstieß
und ihre Tasche fallen ließ.
    Erik blickte entsetzt über die Schulter zurück.
    Sein Vater lachte auf. »Ich hatte jetzt Kupplung und Bremse verwechselt und
umfahren konnte ich sie ja schlecht. Sie wird sich darüber freuen, was man in
ihrem Alter so alles erleben kann.«
    Sein Begleiter sackte noch mehr in sich zusammen. »Von da hinten können wir
den Bus nach Lübeck nehmen. Lass uns bitte anhalten! Du kannst nicht alle anderen
Verkehrsteilnehmer irgendwo hinschweben lassen. Es werden gleich noch viel
mehr werden. Bitte, Vater, lass uns anhalten! Wir kriegen mächtigen Ärger, wenn
du hier rumzauberst. Wir müssen unerkannt bleiben.«
    Der fuhr gerade, ohne zu zögern, bei Rot über die Kreuzung. Bremsen quietschten.
Erik schloss die Augen. Es knallte nicht, es gab nur ein lautes Hupkonzert.
    »Gut, lassen wir den Wagen stehen«, bestimmte Duncan mit Nachdruck. »Bus
fahren wollte ich immer schon mal.«
    Erik öffnete die Augen nur, um sie sofort wieder zu schließen. Es gab einen
fürchterlichen Knall und das Auto kam vorn ein Stück hoch und blieb abrupt
stehen. Das Motorengeräusch erstarb.
    »Oh, ich habe die Entfernung zum Pfahl doch nicht ganz richtig abgeschätzt.
Schade, dass ich jetzt nicht weiß, wo der Rückwärtsgang ist, sonst könnte ich
wieder von dem Ding runterfahren.« Duncans Stimme klang immer noch munter.
    Sein Sohn öffnete ängstlich die Augen. Der BMW hatte gerade das Parkschild
gerammt. Er stieg aus und atmete fast erleichtert auf. Zumindest waren keine
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