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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani
Autoren: Claudio Paglieri
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    |7| Prolog
    »… Es läuft die achte Spielminute der zweiten Halbzeit, hier steht es immer noch torlos unentschieden, ich gebe zurück nach
     Genua.«
    »In Genua ist die zweite Spielhälfte noch nicht angepfiffen, das heißt: die Mannschaften sind noch nicht einmal auf den Rasen
     aufgelaufen. Die Verzögerung macht uns inzwischen ein bißchen Sorgen, und auch das Publikum beginnt seinen Unmut zu äußern.
     Wir haben unseren Kollegen Bartocci hinunter in den Kabinengang geschickt, er versucht dort ein paar Hintergrundinformationen
     einzuholen. Sobald wir mehr wissen, melden wir uns wieder. Vorerst gebe ich ab nach Turin.«
    »Hier steht es nach wie vor eins zu eins zwischen Torino und Neapel. Wir sind in der vierundfünfzigsten Spielminute. Vor wenigen
     Sekunden hatten die Gastgeber die Riesenchance zum Führungstreffer. Ein sehenswerter Kopfball von Arrigoni strich um Haaresbreite
     am Lattenkreuz vorbei. Der Torwart hätte keine Chance gehabt. Während wir nicht auf Sendung waren, kam allerdings auch Neapel
     zu einer gefährlichen Toraktion. Ein schneller Konter, den Torhüter Parisi vereiteln konnte, indem er aus dem Strafraum eilte
     und per Fuß klärte.«
    »Entschuldige, wenn ich unterbreche, Dozza, hier spricht Genua: Soeben hat der Stadionsprecher mitgeteilt, daß die Begegnung
     abgebrochen wird. Grund ist ein Kollaps von Schiedsrichter Ferretti. Wir hoffen natürlich, daß es sich um nichts Gravierendes
     handelt. Der Referee hatte die erste Halbzeit regulär zu Ende geführt, auch wenn es |8| heftige Proteste von seiten des Publikums und der Heimmannschaft gab, nachdem Ferretti einen Strafstoß für den Tabellenführer
     gepfiffen hatte. Wir warten immer noch auf genauere Informationen aus der Kabine. Verwunderlich ist allerdings, daß Herr Ferretti
     nicht, wie es das Reglement im Falle einer Verletzung vorsieht, durch den vierten Mann an der Seitenauslinie ersetzt wird.«
    »Ist die Begegnung nur unterbrochen, oder wird sie auf einen anderen Termin verschoben?«
    »Nein, nein. Das Spiel ist zu Ende. Heute wird nicht wieder angepfiffen, dies scheint jedenfalls der Stand der Dinge. Leider
     kommt es in diesem Moment zu Ausschreitungen. Die Fans der Gastmannschaft, die – ich wiederhole es noch einmal – eins zu null
     in Führung liegt, haben in ihrem Sektor zu randalieren begonnen. Die Fans zielen mit ihren Knallköpern auf die Ehrentribünen,
     die von einem massiven Kordon aus Polizeikräften gesichert werden.«
    »Entschuldige, Crecchi, eine Zwischenmeldung aus dem Mailänder San-Siro-Stadion: Inter ist erneut in Führung gegangen, dank
     eines wunderschönen Treffers von Xavier. Nach einem Doppelpaß mit Fattori am Strafraumrand stand er allein vor Torhüter Fredriksson.
     Ein präziser Schuß mit dem rechten Außenrist, und der Torwart war geschlagen. Inter zwei, Bari eins, ich gebe zurück ins Studio.«
     
    Der Leichnam von Herrn Ferretti aus Livorno hing an einem Haken, an der Decke der Schiedsrichter-Umkleide. Der Kopf war unnatürlich
     weit auf die linke Schulter geneigt, die nassen Haare klebten an der Stirn, und riesengroß hing die geschwollene Zunge aus
     dem Mund, als hätte der Tote sie ausgespieen. In den aufgerissenen, kreisrunden Augen stand ein Ausdruck von Panik und abgrundtiefem
     Leid. Bekleidet war der Mann mit seinem schwarzen Dreß, an den Füßen trug er noch die Stollenschuhe.

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    |9| Erste Woche
    |11| Sonntag
    Marco Luciani passierte die alte Abtei über dem Meer, dann schaute er auf seinen Schrittzähler. Er rannte seit siebenundvierzig
     Minuten und zwanzig Sekunden, und wenn er dieses Tempo durchhielt, würde er nach Runde zwei knapp unter einer Stunde liegen,
     wie gewöhnlich. Es war Anfang Mai, und die Sonne war warm, aber noch nicht drückend, die Meeresbrise verhalf Luciani zu einem
     gleichmäßigen, tiefen Atemrhythmus. Er fühlte sich wohl. Im stillen sagte er sich immer wieder, daß er nur aus Spaß an der
     Freude laufen sollte, nicht um irgendwelche Rekorde aufzustellen, aber in einem geheimen Winkel seines Hirns stand diese Schallmauer
     von anderthalb Stunden, die er nie geknackt hatte. An diesem Nachmittag konnte es endlich klappen. Aber besser, er dachte
     gar nicht daran, denn immer wenn er einem Ziel hinterherjagte, stieg die Anspannung, und dann schnellten Herzschlag und Atemfrequenz
     in die Höhe.
    Die zweite Runde beendete er nach achtundfünfzig Minuten, dann begann er noch einmal von vorne und kämpfte sich zum dritten
    
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