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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
Autoren: Michael Linnemann
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zuvor etwas mit ihm hatte und mir das sehr viel bedeutet hat. Ich hielt das geheim, weil ich dachte, dass es auch für Ralf etwas Besonderes gewesen wäre und er nicht wollte, dass die Leute davon erfuhren. Aber in diesem Punkt irrte ich mich offensichtlich. Sie können sich kaum vorstellen, welchen Hass ich empfand. Und Sie haben auch keine Ahnung, wie schwer es mir fiel, meiner ‚besten’ Freundin noch wochenlang vorzuheucheln, dass alles in Ordnung wäre. Als mir dann endlich die Idee kam, wie ich sie alle bestrafen konnte, war ich richtig erleichtert. Xenia sollte als Mörderin von Franziska, Daniela und Maria gelten, weil sie nicht damit leben konnte, dass Ralf sie wegen ihnen hatte fallen lassen. Deshalb schrieb ich unter Franziskas und Danielas Füße, dass ‚die beiden Schlampen den Tod verdient hätten’. Das sollte aus Xenias Sicht purer Neid und Hass sein. Ich tötete die drei, weil ich diese Morde ganz gezielt als Serienmord von Xenia darstellen wollte. Die Konstellation zwischen diesen Personen erschien mir wie eine perfekte Tarngeschichte: Xenia bringt die anderen Gespielinnen ihres ‚Traummannes’ um und stellt sich dabei geschickt als weiteres Opfer hin. Und dann ermordete sie sogar noch Ralf selbst, weil sie aufgrund seiner Demütigung so sehr in Rage und Wahn geriet, dass sie nicht mehr anders konnte. Ich schob Xenia also mein Mordmotiv und meine Rachegedanken unter.“ Sie lächelte zufrieden. „Ich stattete Ralf am Abend des Mordes einen Besuch ab. Einige Wochen zuvor hatte ich herausgefunden, dass seine Frau jeden zweiten Abend fast um dieselbe Zeit einkaufen fährt. Also wartete ich diesen Zeitpunkt ab. Zwar reagierte Ralf nicht auf mein Klingeln, aber ich ging einfach um das Haus herum und sah ihn durch ein Fenster. Vermutlich saß er dort in einem Arbeitszimmer oder etwas ähnlichem. Also hämmerte ich solange gegen die Scheibe, bis er vor Wut das Fenster öffnete, um mich wegzujagen. Doch das gelang ihm nicht. Als er sah, dass ich in seinen Garten lief, kam er herausgestürmt. Dabei stieß ich ihm ein Messer in die Brust und steckte die vorbereitete Botschaft sowie Marias Foto in seine Taschen. Das Bild hatte ich von einem sozialen Netzwerk aus dem Internet.“
    Nora befeuchtete ihre Lippen. „Wissen Sie eigentlich, dass Daniela Langenmeier ein Kind erwartet hat? Ist Ihnen bewusst, dass Sie auch ein ungeborenes Baby getötet haben?“
    Die Mörderin zeigte keine Regung. Erst nach einigen Sekunden antwortete sie unbeteiligt: „Nein, das war mir nicht bekannt.“
    „Und Sie verspüren keine Reue?“
    „Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Was geschehen ist, ist geschehen.“
    Nora musste sich sehr zusammenreißen, um nicht über den Tisch zu springen und der Mörderin an die Gurgel zu gehen. Daher sah sie zu Dorm und deutete ihm mit dem Kopf an, den Raum zu verlassen, ehe sie tatsächlich etwas machte, das sie nachher bereute. Die beiden Kommissare standen auf und traten schweigend zur Tür.
    Caroline Kötter blieb mit gesenktem Kopf am Tisch zurück.

53
    Montag, 30. April 2012
    Nora saß an diesem sonnigen Montagmorgen vor Tommys Krankenbett und lächelte erleichtert. Zwar war ihrem Kollegen anzusehen, dass er mit seiner Verletzung noch zu kämpfen hatte, doch der Arzt hatte ihnen vor einer Stunde die Gewissheit gegeben, dass die Stichwunde schon bald wieder ganz verheilt sein würde.
    „Du bist ein Mann, der voller Geheimnisse steckt“, sagte Nora. „Warum hast du mir nie erzählt, dass du das Herz am falschen Fleck hast?“ Sie zwinkerte ihm zu.
    „Ich schätze, dass es mir peinlich war.“
    „Peinlich? Wieso denn das?“
    „Es ist schwer, auf gewisse Weise anders zu sein als die meisten Menschen. Nimm doch nur mal meine Narbe. Egal, wohin ich gehe, die Leute starren umgehend auf meine Stirn. Natürlich kann ich dieses Verhalten niemandem übel nehmen. Ich schätze, so etwas ist menschlich. Und wahrscheinlich würde ich das bei einer anderen Personen auch so machen. Aber manchmal nervt es. Hin und wieder scheint die Narbe sogar das Einzige zu sein, was manche Menschen an mir interessiert.“
    „Verstehe. Du möchtest nicht, dass eine Auffälligkeit wie die Narbe zum großen Gesprächsthema wird.“
    „Genau. Die Narbe ist nun einmal ein Teil von mir. Ich habe mich daran gewöhnt, weil ich es nicht ändern kann. Aber gelegentlich geht es mir tierisch auf den Zeiger, dass die Kollegen und Bekannten immer wieder darauf zu sprechen kommen und regelmäßig dumme Sprüche
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