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Guter Sex Ohne Stress

Guter Sex Ohne Stress

Titel: Guter Sex Ohne Stress
Autoren: Carla Thiele
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Vorspiel
    Wie Sie sexuell ticken
    »Ich bin das Problem!«, kommt es geradeheraus aus Kathrins Mund, kaum dass sie und ihr Mann Daniel Platz genommen haben. Der Satz steht ein paar Sekunden zusammenhangslos im Raum. Ich bin verblüfft. Vor mir sitzt ein junges Paar in den 30ern. Und obwohl beide nur einen knappen Meter voneinander in ihren Sesseln sitzen, scheint sich doch ein tiefer Graben zwischen ihnen zu erstrecken. Mein Blick wandert zu Daniel. Er nickt zufrieden. Kathrins Kopf senkt sich und sie redet leise weiter. »Ich hab einfach keine Lust mehr auf Sex – das macht mich ganz verrückt. Wenn das so bleibt, geht unsere Beziehung den Bach runter!« Beim letzten Satz schaut sie ihren Mann an. Ihr Blick trifft ins Leere. Daniel hat sich im Sessel zurückgelehnt. »Wissen Sie«, beginnt er zu erzählen, »ich hab den Kanal voll. Seit sechs Monaten keinen Sex! Als wir uns kennenlernten, war Sex echt der Hammer. Wir haben alles ausprobiert. Heute denk ich nur noch, meine Frau ist vertauscht.«
    Da geht doch nichts mehr bei den beiden, hätte manch einer damals gedacht. Kathrin und Daniel waren tatsächlich am absoluten Tiefpunkt ihrer Beziehung angelangt. Ihre scheinbar ausweglose Situation gipfelte zu Hause immer häufiger in endlosem Streit. Es fehlte wirklich nicht mehr viel, und sie hätten alles hingeschmissen, sich getrennt.
    Leider kommen viele Paare, so wie Kathrin und Daniel, erst an dem berüchtigten »Alles-oder-nichts-Punkt« zu mir in die Praxis. Ob es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät ist, hängt häufig davon ab, ob die Paare eine große tragfähige Liebe verbindet. Wenn sie sich für eine Therapie entscheiden, ist es meist kein leichter Weg. Aber für Kathrin und Daniel hat sich alle Mühe gelohnt. Die beiden sind seit vier Jahren wieder ein harmonisches Paar und heute eine glückliche Familie. Wie sie das gemeinsam geschafft haben, lesen Sie in den folgenden Kapiteln.
    Aber nun erst einmal an den Anfang. Kein gemeinsamer Sex seit Monaten oder sogar seit Jahren ist der häufigste Grund, warum mich Paare in meiner Praxis aufsuchen. Dass die Beziehung deshalb zwangsläufig vor dem Aus steht, ist ein allgemeiner Trugschluss. Meist ist der fehlende Sex nur ein Symptom für mehrere Ursachen, zum Beispiel für unausgesprochene Ängste und Erwartungsdruck in der Partnerschaft, für Unsicherheit mit körperlichen Veränderungen oder manchmal schlicht für Unwissen darüber, was dem anderen im Bett eigentlich gefällt. Viel einschneidender als die Sexlosigkeit ist aber, dass viele Paare nicht nur den Sex, sondern jeglichen intimen Kontakt miteinander vermeiden. Bereits an dieser Stelle wird deutlich, dass es um weit mehr geht, als um die Behebung eines sexuellen Symptoms. Es geht um nichts Geringeres, als dass sich Paare wieder gegenseitig körperliche Nähe und Geborgenheit, Akzeptanz und Vertrauen schenken können. Akzeptanz ist ein gutes Stichwort! Partner können sich nur dann gegenseitig akzeptieren, wenn sich jeder Einzelne von ihnen gut kennt und mit sich im Reinen ist, also sich selbst akzeptiert. Nicht selten macht der Eine den Anderen zum Erfüllungsgehilfen des eigenen sexuellen Wohlergehens. Am besten soll der Partner erraten, was einen glücklich macht. Das große »Habenwollen« steht trotzig im Raum. Nur was? Es wäre viel einfacher, das zu bekommen, was man WILL  – man müsste nur wissen, WAS man eigentlich will. Mal ehrlich: Wer hat sich schon einmal genau über seine Bedürfnisse nach Intimität und Sexualität Gedanken gemacht und darüber, wie man am besten seine Wünsche und Begehren formuliert?
    Bei Kathrin und Daniel scheint alles klar zu sein. Beide wollen lustvollen Sex. Was das für den Einzelnen konkret bedeutet, bleibt aber allenfalls eine vage Vermutung. Die Frage, was Männer und Frauen genau wollen, ist zugleich so einfach und so schwer zu beantworten. Nicht selten denken Menschen das erste Mal in ihrem Leben bei mir in der Praxis konkret darüber nach, wie sie sexuell ticken. Da sprudeln die Gedanken keinesfalls wie ein Wasserfall heraus. Auch unter vier Augen fällt es den meisten verdammt schwer, über ihre sexuellen Vorstellungen zu sprechen. Mythen und Normen, wie ein Mann oder eine Frau sexuell funktionieren sollte, geistern auch heute noch durch die Köpfe. Das geht so weit, dass manche Menschen sich noch nicht einmal vor sich selbst ihre sexuellen Vorlieben eingestehen – aus Scham, nicht normal zu sein. Damit also auf die Frage nach den sexuellen
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