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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
Autoren: Michael Linnemann
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die geringsten Anstalten, das Drachenemblem auf der Jacke zu verbergen. Xenia selbst hätte das gewiss getan oder sich generell andere, schlichtere Klamotten angezogen. Ähnliches gilt für die blonde Haarsträhne, die Xenia garantiert bemerkt und wieder unter der Mütze verborgen hätte.“
    Die Mörderin zuckte mit den Schultern. „Das können Sie im Nachhinein leicht behaupten. Aber ich bin davon überzeugt, dass Sie lange Zeit wirklich gedacht haben, Xenia sei im Bücherkeller gewesen.“
    Nora antwortete nicht. Sie wollte der Mörderin nicht einmal einen Hauch von Genugtuung gönnen. Daher fragte sie ausweichend: „Woher wussten Sie, wann Franziska in der Bibliothek sein würde?“
    „Ich habe sie lange beobachtet. Tag für Tag behielt ich sie bei ihrer Arbeit für Ralf Müller im Auge. Dabei fiel mir auf, dass sie regelmäßig für ihn in die Bibliothek ging, um Bücher zu besorgen. So entstand mein Plan, den Mord dort für die Kameras in Szene zu setzen. Am entscheidenden Tag folgte ich ihr und schlug zu.“
    „Anschließend haben Sie Daniela Langenmeier ermordet“, ergriff Dorm das Wort. „Und auch das war sehr riskant. Denn vor dem Hörsaal hätten jederzeit Studierende auftauchen können.“
    „Es war zwar riskant, aber im Grunde lief ich auch dort nie wirklich Gefahr, aufzufliegen. Denn als ich erfuhr, dass die Vorlesung Linguistische Textanalyse bei Professor Kahl ausfiel, wusste ich sofort, dass die passende Gelegenheit gekommen war. Ich wartete in der Nähe der Hörsäle darauf, dass Daniela sich von ihren Freundinnen verabschiedete. Dann sprach ich sie ganz harmlos an. Ich behauptete, ihr etwas Vertrauliches über ihren Freund Carsten mitteilen zu müssen. Schon hatte ich ihre Neugierde geweckt und konnte sie zurück in den Hörsaal locken, wo ich ihr ungestört ‚einige Fotos’ zeigen wollte. Dort ermordete ich sie und schrieb Ralfs Namen auf die Schreibunterlage vor ihr.“ Die Mörderin ließ ihren Blick von Tommy zu Nora schweifen. „Ich wollte Sie bei Ihren Ermittlungen konkret auf Ralf stoßen, damit Sie sich näher mit ihm und seinem Umfeld beschäftigten. Aber ich ließ absichtlich den Stift verschwinden, mit dem ich seinen Namen niedergeschrieben hatte. Daher stand fest, dass Daniela den Namen nicht selbst geschrieben haben konnte. Ebenso wenig wie Ralf, was Sie durch eine Handschriftenprobe bestimmt herausgefunden haben. Dennoch mussten Sie aufgrund seines Namens auf der Unterlage noch einmal mit ihm reden, um routinemäßig sein Alibi für den zweiten Mord zu überprüfen. Und schon bohrten Sie immer tiefer in seiner Welt herum. Ab diesem Zeitpunkt war ich mir sicher, dass Sie früher oder später auch herausfinden würden, dass er es mit Franziska, Daniela und Xenia trieb. Damit stand so gut wie fest, dass die Morde an Franziska und Daniela zusammenhingen und etwas mit Ralf zu tun haben mussten. Der Zufall wäre sonst nämlich zu groß gewesen. Aber da Ralf nicht der Mörder sein konnte und mit Franziska und Daniela zwei seiner Affären bereits tot waren, rückte Xenia nach und nach in den Fokus Ihrer Aufmerksamkeit. Zwar führte Ralf auch noch eine Affäre mit Maria Ranz, die ganz offensichtlich bisexuell ist, aber ich wollte, dass Xenia als Mörderin dastand. Dafür hatte ich mir nämlich einen perfekten Plan zurechtgelegt.“
    Nora kratzte sich an ihrem Muttermal. „Ja, und dieser Plan sah wie folgt aus: Wie schon bei Franziska und Daniela sollte es so aussehen, dass der Mörder auch Xenia offenbar erstechen wollte. Das gelang ihm jedoch nicht. Es schien so, als hätte Xenia den Angriff wie durch ein Wunder überlebt. Doch genau dieser Punkt sollte unsere Skepsis wecken. Wir sollten es als überaus merkwürdig betrachten, dass Xenia bei dem Überfall nicht gestorben ist. Darüber hinaus sah es einerseits so aus, dass sie ihren Angreifer kannte, weil es keine Kampfspuren gab. Andererseits hatte der Täter aber die Tür eingetreten, was ein Bekannter von Xenia nicht hätte machen müssen. Er hätte einfach anklopfen und eintreten können.“
    „Allerdings hätte auch ein Fremder einfach anklopfen können“, setzte Dorm ein. „Das wäre logischer gewesen, weil es das Risiko gesenkt hätte, Aufmerksamkeit zu erregen. Also standen wir vor einem Dilemma: Kannte Xenia ihren Angreifer oder kannte sie ihn nicht? Für beide Varianten gab es eindeutige Indizien. Jedoch lagen auch Hinweise vor, die gegen beide Varianten sprachen. Dieser Widerspruch sollte uns zu dem Schluss verleiten,
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