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Prada Party und Prosecco - Roman

Prada Party und Prosecco - Roman

Titel: Prada Party und Prosecco - Roman
Autoren: Jenny Colgan
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Getöse von sich, als er die Straße entlanggefahren kam. Er war leuchtend rot und lächerlich protzig. Alle Mädchen liefen herbei, um ihn sich anzusehen, und dann stieg Brad aus. Er war groß, gutaussehend, Amerikaner, schwul und unglaublich lieb zu mir. Mit seinem gestreiften Hemd, den perfekt nach hinten gegelten Haaren und den großen weißen Zähnen sah er für uns Zwölfjährige aus wie der Inbegriff eines Pin-up-Models.
    »Hey, schöne Frau«, rief er. »Lust auf eine Spazierfahrt?«
    Eigentlich setzte er mich nur bei Dads Büro ab, wo ich eine Stunde darauf wartete, dass mein Vater aus einem Meeting kam. Dann fuhren Daddy und ich in beinah völliger Stille die King’s Road entlang. Am Ende der Straße sah Daddy mich schließlich an.
    »Das ist bescheuert, oder?«, fragte er.
    »Na ja …«
    »Ich dachte, mit der Karre würde ich mich besser fühlen.«
    »Und?«
    »Sie hätte das Ding gehasst, oder?«
    »Dieser Wagen ist wirklich, wirklich geschmacklos, Dad.«
    »Ja«, meinte er, »das hätte ich mir eigentlich denken können, so wie Brad darauf abfährt. Gehen wir eine Pizza essen?«
    »Okay.«
    Ich erinnere mich nicht daran, dieses Auto je wieder gesehen zu haben. Aber mir war zum ersten Mal klar geworden, dass meine Familie wohl ziemlich reich war.
    Am nächsten Tag schlenderte Carena in der Pause wie zufällig an mir vorbei, tat so, als wäre sie überrascht, mich zu sehen, und sagte dann: »Oh, Sophie, hättest du Lust, zum Essen mit zu mir nach Hause zu kommen?«
    Einfach so. Ungefähr genauso erstaunlich wie das erste Mal, als mich später ein Junge um ein Date bat (Marcus. Sein Vater war Farmer, und ihm gehörte halb Shropshire. Mit Tieren sprach er lieber als mit Mädchen. Ein Kuss von ihm fühlte sich an, als würde man von einem großen Pferd abgeleckt).
    Und von da an waren wir Freundinnen, selbst dann noch, als sie herausfand, dass Brad gar nicht mein glamouröser und leicht pädophiler Freund war, sondern nur ein Angestellter meines Vaters. Sie genoss meine offensichtliche Bewunderung, gegen die ich absolut nicht ankam – Carena war einfach atemberaubend. So selbstbewusst. Meine Welt war ein einziges Durcheinander, und ich war mir nicht mehr sicher, welche Regeln jetzt galten. Aber Carena tänzelte durchs Leben, umgeben von einer Wolke unerschütterlichen Glaubens daran, dass sie bekommen würde, was ihr Herz begehrte, und dass jeder vor ihr strammstehen würde. Und so war es ja meistens auch.
    Wir rauchten alle unsere ersten Zigaretten bei Carena zu Hause, dort probierten wir auch unseren ersten Wodka. Ihre andere beste Freundin war Philly, eine Stipendiatin, und wir beide buhlten um Carenas Gunst. Es war toll, mir keine Gedanken machen zu müssen, denn das tat Carena jetzt für mich. Ich begann, ihre Total-egal-Attitüde zu übernehmen, ihren herablassenden Blick auf die Welt. Vielleicht wurde ich ein wenig frecher, ein wenig härter. Ich rede mir gerne ein, dass ich zu schüchtern war, um mich richtig schlecht zu benehmen – aber dann erschien Gail auf der Bildfläche.
    Eines Samstagabends übernachtete Carena bei mir – ich war dreizehn –, und Daddy kehrte von einer Geschäftsreise aus Prag zurück. Er war in letzter Zeit viel geflogen. Er kam spät, und ich konnte von oben hören, dass er nicht allein war. Sie lachten. Mein Vater hatte früher ständig gelacht. In letzter Zeit eher weniger.
    »Wer ist das?«, fragte Carena, legte vor dem vergoldeten Spiegel neben der Treppe Lipgloss auf und zog einen Schmollmund. Zu jener Zeit probten wir sexy Gesichter. Vermutlich waren sie wohl weniger aufreizend als vielmehr gruselig, denn sie machten vielen von unseren Lehrern Angst.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte ich. Mein Vater brachte nur selten jemanden mit nach Hause, mal abgesehen von seinem Anwalt, Onkel Leonard (ich sagte nicht mehr Onkel zu ihm, seit das Carena einmal zu Ohren gekommen war und sie sich über mich lustig gemacht hatte).
    Die große Tür ging auf.
    »Sophia? Schatz?« Die Stimme meines Vaters tönte durchs Treppenhaus. »Bist du zu Hause?«
    Ich antwortete mit einem Hm-Laut, den ich in letzter Zeit oft bei Carena gehört hatte.
    Daddy trat in den Hausflur. Er sah müde aus, und er hatte zugenommen. Aber er trug ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht und hatte Lachfalten um die Augen.
    »Sophie, ich möchte dir jemanden vorstellen.« Und dann verkündete er, quasi mit Trommelwirbel und Fanfare: »Gail.«
    Gail trat vor. Sie war hübsch und blond, mit Stupsnase und
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