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Prada Party und Prosecco - Roman

Prada Party und Prosecco - Roman

Titel: Prada Party und Prosecco - Roman
Autoren: Jenny Colgan
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Kapitel eins
    S eit ich arbeite, war ich immer der Meinung, dass jeder am ersten Sonnentag des Jahres das Recht auf einen freien Tag haben sollte. Ihr wisst schon, ich meine diesen Morgen, an dem man aufwacht und das Herz einen Satz macht, weil man in der Ecke des Fensters ein Stückchen Blau entdeckt und Frühling in der Luft liegt. Meint ihr nicht auch, dass dann jeder automatisch frei haben sollte, um losziehen und den Tag genießen zu können?
    Natürlich sind sich die Leute nicht darüber einig, wann genau der Zeitpunkt dafür gekommen ist. Vielleicht sollte man festlegen, wie hoch die Temperatur sein muss, aber dann wären die Schotten vermutlich sauer, und, na ja, es wäre wahrscheinlich schwierig, die Idee in die Tat umzusetzen, vor allem, wenn dann plötzlich die Krankenhäuser schließen und so. Okay. Das war offensichtlich doch kein so brillanter Einfall.
    Gut, aber eventuell könnte man ja jedem einen Sonnenschein-Tag im Jahr zugestehen, und man kann sich aussuchen, wann man ihn in Anspruch nimmt, so wie bei manchen Leuten im Arbeitsvertrag steht, dass sie sich ein Mal im Jahr einen Tag Auszeit gönnen dürfen, nur weil sie gerade Lust dazu haben. Und schließlich weiß doch jeder, wann es so weit ist, oder nicht? Auf der Straße sieht man es klar und deutlich, ist doch irgendwie seltsam, die Leute lächeln sich an und so. Hm. Also stehen wir wieder vor dem Problem mit den Krankenhäusern und Polizisten – allerdings genauso mit den Politessen, also wäre es keine komplette Katastrophe.
    Wie auch immer. Heute ist das Wetter jedenfalls schön, und ich nehme mir frei – wir nehmen uns frei – und fahren zum Strand!
    Na ja, so ein richtiger Urlaubstag ist es dann doch nicht. Seine Brötchen als selbstständige Fotografin zu verdienen hat so einige Vorteile – vor allem kann ich meinen Job im Pyjama erledigen. Der Nachteil ist, dass es irgendwann nervt, wenn die Leute sticheln: »Hey, Sophie, arbeitest du eigentlich immer im Schlafanzug?«
    Außerdem bedeutet es auch, dass man ständig an die Arbeit denkt, sogar an Tagen, an denen man offiziell FREI hat. Das ist aber in Ordnung, ich habe nämlich einen Weg gefunden, wie ich beides kombinieren kann. Und deshalb hüpfe ich jetzt auf dem Bett herum. So verleiht man einem Anliegen Nachdruck!
    »Komm schon! Komm schon! Lass uns zum Strand fahren! Ich kann dich doch auch dort ablichten!« Er schlägt träge ein Auge auf. »Sophie. Was, um alles in der Welt, treibst du da?«
    »Schau mal! Jetzt guck schon aus dem Fenster!«, plappere ich weiter.
    »Wie alt bist du noch mal? Sechs?«
    »Sieh doch raus, was ist anders?«
    »Hm, haben sie die Graffiti überpinselt? Sind die wilden Katzen krepiert?« Tja, unsere Aussicht ist nicht besonders.
    »Sonne! Die Sonne scheint! Lass uns losziehen und Fotos machen!«
    »Könnten wir vielleicht erst mal frühstücken?«
    »Aber mit Eis bitte!«
    Er verzieht nachdenklich das Gesicht. »Na, warum eigentlich nicht?«
    Ich kann nicht anders, ich bin tatsächlich ein bisschen aufgeregt, als wir in Southend mit unseren Handtüchern aussteigen und uns durch den Strom der Pendler kämpfen. Vielleicht sollte ich immer ein Strandhandtuch dabeihaben; die Leute werfen mir so neidische Blicke zu, als wäre meine Tasche das neueste Birkin-Modell, und ich muss mich zusammenreißen, um im Zug nicht auf dem staubigen, fleckigen Sitz auf und ab zu hopsen, während wir die grauen Londoner Häuser langsam hinter uns zurücklassen und sich Essex vor uns erstreckt.
    Abgesehen von ein paar Spaziergängern mit Hund ist der Strand völlig verwaist – und absolut perfekt. Hier draußen, weit weg von der Stadt, ist es ein wenig frischer, aber der Himmel zeigt ein sanftes Blau, und nach dem langen Winter fühlen sich die Sonnenstrahlen warm und belebend an. Ich will mich am liebsten strecken und räkeln wie eine Katze. Ich stelle mich mit dem Rücken zur Sonne, sodass ich die Wärme durch die Kleidung auf der Haut spüre, und schließe die Augen.
    »Ah«, seufze ich.
    Er lächelt. »Glücklich?«
    Also, wisst ihr, das scheint so eine harmlose Frage zu sein, aber ich muss dennoch überlegen. Ich sehe mich um, blicke zu den Dünen hinüber, zu den altmodischen Hotels, die direkt am Strand stehen und zu dieser Jahreszeit ein wenig verwahrlost aussehen. Ich beobachte einen Hund, der einer Möwe nachjagt. Offensichtlich bellt er sich die Seele aus dem Leib, aber er ist so weit weg, dass ich ihn nicht hören kann.
    Bin ich glücklich? Es ist lange her, dass
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