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Prada Party und Prosecco - Roman

Prada Party und Prosecco - Roman

Titel: Prada Party und Prosecco - Roman
Autoren: Jenny Colgan
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niedlichem Kaninchen-Lächeln, das im Moment allerdings extrem nervös wirkte.
    »Sophie!«, rief sie ein wenig zu fröhlich. »Ich erkenne dich von den Fotos wieder!«
    Ich war so perplex, dass ich kaum ein Wort hervorbrachte. Es war ja ganz offensichtlich, was hier vor sich ging. Er war losgezogen und hatte sich eine Freundin zugelegt, ohne mir etwas davon zu sagen! Das warf mich völlig aus der Bahn. Carena gab einen Laut von sich, als würde sie nach Luft schnappen. Ich starrte sie an. Mein Vater stand immer noch da und sah hoffnungsvoll zu mir herauf. Auf der einen Seite Carena, und da unten stand mein Dad, und genau vor mir war der größte Affront, den ich mir nur vorstellen konnte. Mit Lippenstift auf den Zähnen.
    »Hallo … Gail«, sagte ich einfach nur, ohne zu lächeln oder aufzustehen. Gails Lächeln begann augenblicklich zu schwinden. Und plötzlich machte mich das unglaublich wütend. Was hatte sie denn erwartet? Dass ich die Stufen hinuntereilen würde, um sie in die Arme zu schließen und sie zu bitten, meine neue Mutter zu werden?
    Mein Vater fasste Gail am Ellbogen.
    »Irre!«, verkündete Carena. Ich sah sie an, absolut schockiert. »Komm schon«, meinte sie, »wir verschwinden.«
    Einen Moment war ich hin- und hergerissen. Dann drehte ich mich um und folgte ihr.
    »Wer war das denn?«, fragte Carena laut, als wir mein Zimmer erreichten. Und das Schlimmste daran: Ich musste zugeben, dass ich keine Ahnung hatte.
    Mein Vater rief mich später am Abend zu sich, als Gail nach Hause gegangen war.
    »Die Sache tut mir leid«, erklärte er. »Es war eine ganz spontane Aktion. Wir kamen hier vorbei, und ich dachte …«
    Ich starrte ihn an. Was hatte er gedacht? Dass ich auf nichts anderes gewartet hatte als ein Treffen mit … also, es war mir ehrlich gesagt nie in den Sinn gekommen, dass Dad eine andere Frau kennenlernen würde. Es war schließlich erst zwei Jahre her. Und er hatte doch mich!
    Daddy streckte die Arme nach mir aus: »Sie ist ein nettes Mädchen, Sophia. Du willst doch, dass ich glücklich werde, oder etwa nicht?«
    Natürlich wollte ich das, und ich hatte zu viel Angst, um ihm zu erzählen, wie schlimm es für mich wäre, wenn ich ihm Kummer gemacht hätte. Aber innerlich kochte ich vor Wut, und ich war so durcheinander und eifersüchtig wie noch nie zuvor in meinem ganzen Leben. Sie hatten mir die Mutter weggenommen, aber meinen Vater würde niemand kriegen!
    Bald war mein Leben für meine Schulfreundinnen die reinste Seifenoper, während Gail ihr Bestes gab, um sich mit mir anzufreunden. EastEnders war nichts dagegen.
    Sie bemühte sich, das muss man wirklich sagen. Da gab es »Familien«-Nachmittage auswärts, kleine Geschenke und besondere Ausflüge. Ich verbrachte sie alle durchweg schmollend, so wie es nur ein dreizehnjähriges Mädchen vermag. Wenn sie passiv-aggressives Herumgrummeln zur olympischen Disziplin erklärt hätten, wäre ich als sichere Gewinnerin ins Rennen gegangen, technisch besonders stark in den Kategorien tiefe Seufzer, Türenknallen und Dreisprung mit langer Miene.
    Also passierte natürlich das Unumgängliche.
    Es war Freitagabend, ich hatte nach der Schule kurz zu Hause vorbeigeschaut, um ein paar Klamotten und Geld mitzunehmen und dann das Wochenende bei Carena zu verbringen. Ich liebte das Arbeitszimmer meines Vaters. Es hatte immer schon ganz anders gerochen als der Rest des Hauses. Meine Mutter hatte hier nie viel Zeit verbracht, also lag in diesem Raum nicht der zarte Hauch ihres Parfüms (Miss Dior), der den Rest des Hauses erfüllte und den ich immer noch nicht riechen kann, ohne das Gefühl zu haben, dass mir jemand einen Schlag in den Nacken versetzt.
    »Mäuschen, könntest du mal kurz reinkommen, ich möchte mich mit dir unterhalten«, rief Dad. Ich sah mich um und hoffte, dass es nicht um mein letztes Zeugnis ging. Meine große Entschuldigung für schlechte Noten machte nämlich so langsam keinen besonderen Eindruck mehr.
    Er sah nervös aus. Na ja, gut. Nervös war besser als sauer.
    »Sophia …« Er blickte auf seine Hände. »Hör mal, ich überlege … Ich überlege, Gail zu fragen, ob sie mich heiraten will.«
    O Gott. Mein schlimmster Alptraum wurde wahr. Ich war noch nicht einmal geistesgegenwärtig genug, um beleidigt aus dem Zimmer zu rennen, einen Aufstand zu machen oder rumzubrüllen. Ich stand da wie versteinert, während mir Tränen in die Augen schossen.
    »Sophie, das ist schon in Ordnung.« Er streckte die Arme nach mir aus, als
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