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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond
Autoren: L Heyden
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ich noch lebe und Sebastian tot ist. Und so wird es immer sein.”
    Julian starrte Damian an. Das musste ja kommen.
    Sebastian, für immer gefangen in seinem siebzehnjährigen Körper . Doch w e der seine Seele noch sein Geist hatten unter der Last der Jahrhunderte gelitten , im Gegenteil, beide waren mit der Zeit immer reifer und klarer gewo r den.
    Sie hatte n lange zusammengelebt. Und zusammen gekämpft. S ich geliebt wie Brüder. Niemand hatte ihm je näher gestanden, und er wäre für ihn g e sto rben.
    Stattdessen starb Sebastian für Damian . Sinnlos, in der Nacht des großen Durchbruchs, als ihre Feinde, die Dämonen, sie übe r rannt en . In dieser einen Nacht, als Julian nicht an der Patrouille teilnahm und der Kampf ve r loren ging.
    Damals war Damian von verheerender Schönheit, vor der jede Frau auf die Knie ging, trotz sein es grausamen Lächeln s . Und er war wähl e risch unter den Schönsten.
    „Pass auf, dass die Götter nicht neidisch werden“, hatte Sebastian zu ihm g e sagt.
    Damian hatte sein rabensch war zes Haar geschüttelt und übermütig g e lacht. „Sie sollen nur kommen.“
    N icht die Götter kamen.
    Damians Körper weckte das Interesse eines Dämonenfürsten , der ve r suchte, ihn in seine Gewalt zu bringen. Es gelang ihm nicht , weil Sebastians Opfer D a mian rettende Zeit verschafft e , und irgendwie doch. Denn Sebastians Tod ze r stö r te Damians Seele , und die Wun de, die das Feuer des Dä mons in seinen U n terarm schlug , wollte ebe n falls nicht heilen.
    Damians Gesichtszüge waren immer noch die gleichen, aber die Linien tiefer und die Augen erloschen wie Asche. Er hatte seine Attraktivität verloren und jede Hoffnung. Nur seine Arroganz blieb übrig .
    „Hör endlich auf damit, Damian“, sagte Julian. „Niemand gibt dir die Schuld an Sebastians Tod, das weißt du.“ Jedenfalls hoffte und wünschte er, dass Seba s tian tot war , denn im Kampf mit Dämonen gab es Schlimmeres als zu sterben, und er hatte in unzähligen Albträumen vergeblich nach seiner Leiche ge sucht. „Es ist mehr als e r müdend, dir immer wieder das Gleiche zu sagen. Steh jetzt auf.” Julian streckte eine Hand aus und zog ihn auf die Füße. Sein Ton war freundlicher g e worden. „Wenn du dich an der Suche nach Christian beteiligen willst, dann nur, wenn du mit mir kommst. Jetzt. Sofort.“ Julian öffnete die Aut o tür.
    Damian nickte verblüfft und beeilte sich, auf der Beifahrerseite ei n zusteigen.
    *
     
    Am nächsten Morgen war tete ich neben Christian Hartmann s Bett, bis er die Augen öffnete.
    „Guten Morgen, Herr Hartmann . “ Er hatte eine schlimme Nacht hi nter sich und wirkte völlig erschöpft. Seine Augen, die mich nachdenklich betrachteten, leuchteten in einem ungewöhn lichen und strahlenden Blau. „Ich bin Psych o login und heiße Ellen Langner. Wie geht es Ihnen?“
    „Chris“, verbesserte er mich leise und lächelte schwach. „Wie es einem so geht, wenn man von einem Dämon besessen ist.“
    Das sagte er in einem Tonfall, der sich wohl cool anhören sollte. Im Pflegeb e richt hatte ich von massiven Erre gungszuständen während der Nacht gelesen. Jetzt war sein Blick klar und übe rhaupt nicht psychotisch, auch wenn ihm die Angst deutlich im Gesicht stand.
    „ K önnen Sie dafür sorgen, dass die mich endlich gehen la s sen?“
    „Nein. Erst muss es Ihnen besser gehen.“
    Unter meinem Blick wandte er nervös die Augen ab. „Die hatte n mich heute Nacht wieder fes t gebunden.“
    „Sie könnten sich sonst verletzen. Und andere.“
    Das schien er überdenken zu müssen. Dann nickte er und schloss die A u gen.
    „Seit wann sind Sie in diesem Zustand? Können Sie sich daran e r innern, was passiert ist?“ Eine ausführliche Anamnese war bisher noch nicht möglich gew e sen. Gestern war ihm Blut für einen Drogentest abgenommen worden, mit neg a tiv em Ergebnis .
    „Welcher Wochentag ist heute?“ Er schaute mich nicht an.
    „Dienstag“, meinte ich verblüfft.
    „Dann ist heute der fünfte Tag.“
    „Der fünfte Tag. Aha. Was genau bedeutet das für Sie?“
    „Dass ich nur noch drei Tage Zeit habe. Dann ist Schluss. Finito. Am Freitag ist der achte Tag. Am Wochenende werde ich sterben.“
    Ich starrte ihn an und versuchte, mir mein Erstaunen nicht a n merken zu lassen. Die beiden Patienten, die ebenfalls geglaubt hatte n, von einem Dämon besessen zu sein, waren tatsächlich nach wenigen Tagen gestorben, aber das konnte Chri s tian Hartmann nicht wissen.
    „ War
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