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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond
Autoren: L Heyden
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an “, meinte sie. „Falls du keine besseren Pläne hast.“
    Das nennt man wohl einen Wink mit dem Zaunpfahl. Franziska war z war nur wenig älter als ich, benahm sich aber gern wie die Mutter, an die ich mich kaum noch e r inner te . Sitz nicht allein vor dem Fernseher. Spiel schön mit den anderen Kindern. Natürlich meinte sie das im übertragenen Sinne. Wenn es nach ihr g e ga n gen wäre , hätte ich abends die Berliner Bars und Clubs unsicher g e macht und dabei jede Menge Spaß gehabt. Natürlich wollte ich Spaß, a ber meine Spaßvo r stellungen lagen anders . Meine Arbeit gesta l tete sich anstrengend genug, und ich liebte es , die Abende in Ruhe zu Hause zu ve r bri n gen.
    Außerdem ging ich nicht ger n aus. Und ich glaubte auch nicht, dass mich i r gendein Mann als charmant bezeichnet hätte. Thomas hatte mich immer zu den Partys seiner Assistenzärzte mit genommen , und dort stand ich wie ein langwei l i ges Aschenputtel neben ihm, während er Scherze ma chte und die Fra u enwelt ihn an himmel t e. Bis er irgendwann, als ich nicht mehr mitko m men wollte, Lissy n ä her kennenlern te. Lissy war Krankenschwester. Sie hatte eine n überentwicke l ten Bu sen und eine n unterentwickelten Ve r stand. Aber sie war schlau, auch wenn sie es sicher nie bis zur Pflegeleitung bringen würde. Obendrein besaß sie ein pu p pe n haftes Gesicht und glattes, sch war zes Haar. Ein großbusiges Schneewit t chen. Die Schönste im Land. Und so viel schöner als ich.
    Gott sei Dank tat das schon lange nicht mehr weh.
    Ich goss mir noch ein Glas Wein ein und stellte mit Franziska Vermutungen an, wie sich die Beziehung zwischen dem gut aussehenden Gefä ß chirurgen und der ehrgeizigen Assistenzärztin in Leidenschaft in Weiß entwickeln würde. Dann legte ich auf. Es ging erst auf zehn Uhr zu , aber ich war müde und ging ins Bett. Mo r gen musste ich sehr früh aufstehen. Ich rieb meine kalten Füße aneinander, scha l tete das Licht aus und zog die Bet t decke bis ans Kinn. Dann tastete ich durch die Dunkelheit , bis meine Hand sein Bein berührte. Erleic h tert zog ich ihn an mi ch. Er hatte in gefährlicher Nähe zur Bettkante gelegen . Ich drückte ihn heftig und schaltete das Licht wieder ein . Sein Gesicht wirkte eingefallen, und überhaupt war er längst nicht mehr so drall wie zu Beginn unserer Bekanntschaft , doch sein Lächeln war immer noch u nwiderste h lich. Meine S chwester hatte ihn m ir an dem Tag geschenkt , a ls ich in mein altes Auto stieg, um in Berlin zu studieren. In Be r lin lernte ich Thomas kennen , lieben und trennte mich wi e der von ihm . Abe r k eine Frau sollte nachts allein s chlafen, wenn sie es nicht will, und m e in Stoffhase hatte seinen alten Platz in meinem Bett längst zurüc k erobert.
     
     
     

Kapitel 2
     
    D
    as Erwachen kam erbarmungslos, doch der Sonne n untergang ließ ihm keine andere Wahl. Julian fühlte sich schwer und leicht und seltsam falsch in se i nem Körper, so als hätte er seinen Platz darin noch nicht gefunden. Dann, mit der Erinnerung, rückte sich alles zurecht, und sofort kam der Durst, noch stärker als in der Nacht zuvor.
    Sein Verstand riet ihm , die W ar nungen seines Körpers endlich ernst zu ne h men. Auf Dauer würde er seine Natur sowieso nicht besiegen können, und er spürte die Ankündigung schon seit Wochen. In seinen Träumen. Im Durst. In der U n ruhe seines Blut e s.
    Das Arkanum verlangte unerbittlich sein Recht. Julian wollte endlich nachg e ben, loslassen und den langen Schlaf willkommen heißen , aber noch musste er widerstehen . Er schloss vergeblich die Augen, sehnte sich nach Ruhe, um dann doch aufzustehen, besorgt, was die Nacht ihm a b verlangen würde.
     
    Das Hotel Aeternitas in Berlin-Mitte verfügt über unterirdische Etagen, die den meisten Gästen und dem größten Teil des Personals unbekannt sind. Diejenigen, die Bescheid wissen, sind Vampire der Gemeinschaft oder gehören zu ihren w e nigen Vertrauten. Ausnahmslos. Julian nickte dem jungen Mann, der das Tre p penhaus bewachte und eh r erbietig den Kopf senkte, kurz zu. Es verhielt sich nicht so, dass e r elektronischen Schutzmaßnahmen grundsät z lich misstraute, aber er räumte ihnen auch keine Exklusivität ein, allen B e teuerungen Andrejs zu m Trotz.
    Er folgte dem langen Flur und bog zweimal ab. Das leise Stimme n gemurmel erstarb, a ls er eintrat. Der Raum war groß und kaum beleuchtet, Tische und Stü h le an die Wand gerückt, sodass genügend Platz blieb für die
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