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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond
Autoren: L Heyden
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alle und vielleicht sich selbst, auch wenn sein A n griff wie eine kontro l lierte Strafe wirkte .
    Nur Pierre starrte ihn offen und unverwandt an. Der Blick seiner braunen A u gen blieb wachsam und ausdruckslos.
    Das Arkanum. Der wochenlange Schlaf drängte machtvoll heran, und es fiel J u lian immer schwerer, ihn abzuwehren und die Achte r bahn seiner Gefühle unter Kontrolle zu halten. Sobald sie Christian fanden , würde er dem Ruf g ehorchen und sich zurückziehen. Falls der Junge überhaupt noch eine Chance hatte . Bis dahin würde er durc h halten und hoffen, dass niemand seinen wirkl i chen Zustand e r kannte.
    Julian erneuerte seine Fassade der Gelassenheit, aber es kostete ihn Kraft. D a bei traf sich sein Blick mit dem von Oliver, der ihn unter trägen Lidern betracht e te. Olivers Gesichtsausdruck wirkte abwesend und gelangweilt, aber Julian wus s te, dass seinem scharfen Verstand nichts entging.
    Seine Täuschung blieb vie l leicht nicht so unbemerkt, wie er hofft e .
    „Dieses Treffen ist freiwillig, Louisa, das weißt du“, sagte er kühl. „Deine Me i nung über Christian steht dir selbstverständlich frei. Aber er ist Richards Gefäh r te, und Richard ist ein Mitglied der Gemei n schaft.“
    Louisa trat einen Schritt vor. Sie rekelte sich graziös, vermied aber weiterhin seinen Blick. „Ihr wisst doch sowieso nicht, ob er überhaupt noch in Berlin ist und sich der ganze Au f wand lohnt. Hat also jemand Lust, mit mir zu kommen?“
    Alle starrten sie an, als sie aufrecht den Raum verließ. Niemand folgte ihr.
    „Die anderen lassen sich entschuldigen“, fuhr Andrej fort, als hätte der Zw i schenfall nicht stattgefunden. „Eine Veranstaltung in einem der Clubs. Sie ko m men später nach und können Schöneberg und Tempelhof übernehmen. Oder Achim helfen.“
    Julian nickte und fuhr fort, die restlichen Bezirke zu verteilen. „Alle Informat i onen gehen an Sam, der sie weiterleiten wird. Wenn wir Christian heute nicht fi n den, werden wir morgen weitersuchen.“ Er wollte vor den anderen den Raum verlassen, als Andrej neben ihn trat.
    „Alles in Ordnung, Julian?“
    „Was soll sein?“ Julians Stimme hatte den angemessenen Unterton verärgerter Ve r wunderung, aber er mied den forschenden Blic k seines Freundes und ließ ihn stehen. Im Parkhaus stieß er fast mit Damian zusammen. „Ich hatte deinen Be i trag schon vermisst.“
    Damian grinste. „Ich habe zugehört. Aber ich dachte, wir verzichten auf Publ i kum. Au s nahmsweise.“
    Sie sahen sich an. Es fiel Damian schwer, Julians Blick standz u halten, aber er schaffte es. „Ich werde ihn jagen“, sagte er leise. „Du musst mich wieder einspe r ren, wenn du das ve r hindern willst.“
    „Einsperren?“ Julian lächelte dünn. „Du vergisst die vielen anderen Möglichke i ten. Und allmählich bekomme ich Lust, alle an dir ausz u probieren.“ Wut stieg erneut in ihm auf, aber diesmal gelang es ihm rasch, sie niederzuringen. „Ich re s pektiere deine Rache, das weißt du. Aber du würdest den Jungen töten, o b wohl der Dämon , den du suchst, sicher nicht in Christians Körper steckt. Das kann ich nicht z u lassen.“
    Damian zuckte die Achseln. „Wenn du die heutige Zusammenkunft nicht ei n berufen hättest und es nicht darum ginge, den Dämon zur Strecke zu bringen, würde sowieso niemand bei der Suche helfen“, meinte er ungerührt. „Louisa hat doch recht. Christian ist ein kleiner Idiot. Einer der Richard melkt und au s nutzt, wo er kann.“
    Julian reagierte ohne Vor war nung. Seine Hände stießen vor, packten Damian und schoben ihn gegen die Betonwand des Parkhauses. „Das zu beurte i len, ist allein Richards Vorrecht. Sobald er die dritte Stufe des Arkanums erreicht hat, wird er Christian erkennen und selbst eine Entscheidung treffen. Bis dahin hast du Christian zu respektieren. So wie wir alle. Du kennst die Regeln, sie gelten auch für dich.“
    Damians Augen weiteten sich überrascht, aber er wehrte sich nicht. Im Gege n teil, sein Körper wurde schlaff , f ast entspannt . Er legte den Kopf leicht z u rück, womit er Julian seine Kehle anbot. „Mann, was ist los mit dir ? Ich bin z war ve r rückt, aber nicht lebensmüde. Jedenfalls nicht im Moment, d as weißt du.“
    Julian ließ Damian abrupt los. Damian rutschte zu Boden, machte aber keine Anstalten, aufzustehen. „Eigentlich geht es dir nicht um Richard. Oder diesen Jungen.“ Damian lächelte verzerrt. „Jedes Mal, wenn du mich a nsiehst, tut es dir leid, dass
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