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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond
Autoren: L Heyden
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um ist das so?“, fragte ich. „Was passiert nach acht Tagen?“
    „Dann ist die … Übernahme abgeschlossen.“ Er verzog das G e sicht. „Und der Dämon hat gewonnen, auch wenn es ihm nicht gefällt, dass mein Körper festg e halten wird. Den ersten Wirtskörper wechselt ein Dämon sowieso ziemlich schnell, danach sucht er sich ein neues Opfer. Aber das ist mir egal. Alles , was ich sicher weiß, ist, dass ich dann schon tot sein werde. Bestenfalls.“ Er schloss müde die Augen. „Sie müssen glauben, dass ich völlig verrückt bin.“
    „Woher wissen Sie, dass Sie am achten Tag sterben werden?“
    „Von ihnen, natürlich“, erklärte er mit Nachdruck. „Sie wissen alles! Und sie haben recht , ich spüre es. Ich werde schwächer, aber der Dämon gewinnt an Kraft.“
    „Wen meinen Sie? Wer ha t recht?“
    „Die Vampire“, flüsterte Christian. „Sie sind die Einzigen, die über die Däm o nen Bescheid wissen. Nur sie können Dämonen jagen und töten.“
    Vampire? Dämonen? Immerhin, er blieb seinen Horrorvo r stellungen treu.
    „Wenn es ein Dämon schafft, bei Neumond durch ein Tor einzudringen und ihnen zu entkommen, sucht er sich so schnell wie möglich einen menschl i chen Körper. Um ihn zu übernehmen. Es dauert etwa acht Tage, bis die Übe r nahme endgültig gelingt.“
    Ich musterte ihn ausdruckslos und fragte mich, welche Gemeinsamkeiten es zwischen den drei Opfern dieser „ Dämonen-Psychose “ gab. Zwei Männer und eine Frau, alle jung und körperlich gesund. Das erste Opfer , ein Student, Masch i nenbau oder etwas Ähnliches, wohnte noch im Hotel Mama. Das zweite Opfer, eine junge Frau, arbeitete als Kellnerin in einer Szene-Kneipe. Beide kannten sich nicht , nahmen keine Drogen , gehörten keiner Sekte an und keiner okkulten G e meinschaft. Was mit Christian Hartmann los war , würde ich noch herausfi n den mü s sen. So schnell wie möglich.
    „Ich war ein Idiot“, sprach er weiter. „Er hatte gesagt, dass es zu gefäh r lich ist und ich ihm bloß nicht folgen soll. Aber ich wollte ihm endlich einmal zus e hen, bei seinem Einsatz am Tor. Und dann hat es einer der Dämonen tatsächlich g e schafft, durchzubrechen.“ Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Le i der war ich der erste Mensch, der ihm im Weg stand“, fügte er bitter hinzu. „Hoffentlich ist w e nigstens ihm nichts passiert. Sicher sucht er mich jetzt übe r all.“
    „Wer sucht Sie, Chris?“, fragte ich verwirrt. Ein realer Freund? Oder ein Va m pir oder Dämon aus seinen Wahnvorstellungen? „Gibt es jemanden, den ich b e nac h richtigen kann?“
    Er sah mich an und nickte. „Ja. Richard wird mir helfen. Bis zum achten Tag habe ich noch eine Chance.“
    „Wie ist sein Nachname?“ Ich griff nach Klemmbrett und Kugelschre i ber.
    „Nur Richard.“
    „Richard. Aha . Und wie kann ich Richard erreichen? Haben Sie seine Telefo n nummer?“
    Seine Augenlider flatterten .
    Ver flixt ! Gleich würde ich ihn wieder verlieren, dabei wollte ich noch so vi ele Fragen stellen . „Chris. Hören Sie …“
    „Ich weiß nicht …“, flüsterte er hilflos. „Ich weiß nicht, ob ich es noch bin, der hier spricht.“
    Er murmelte noch etwas, aber ich verstand ihn nicht mehr . Kurz darauf verlor er das Bewusstsein . Wie konnte eine Psychose so schnell Macht über jemanden gewinnen? Mein Herz klopfte aufgeregt, und ich versuchte ve r geblich, mich zu beruhigen. Dann traf ich eine Entscheidung. Lang sam vertiefte ich meine A t mung. Ich nahm seine Hand, konzentrierte mich, und der Kontakt baute sich langsam auf.
    Manchmal, wenn ich einen Menschen berühre, kann ich eine Menge über ihn herau s finden. Genauer gesagt habe ich Visionen, jedenfalls glaube ich, dass es Visionen sind, weil ich in schnellen Bildern sehe, wie sich jemand selbst wah r nimmt. Bei psychotischen Patienten erkenne ich ihre Ängste, über die sie nicht sprechen können, oder ihre a b gesplitterten Persönlichkeitsanteile. Dann kann ich mit ihnen daran arbeiten, sich wieder besser mit der realen Welt zu verbinden. Allerdings machte mir meine Fähigkeit damals noch Angst, weil ich sie nicht verst and . Deshalb blieb sie ein Geheimnis, das ich mit niemandem teilte, erst recht nicht mit den Ärzten im Krankenhaus.
    Der Kontakt mit Christian wurde intensiver, und am Anfang schien alles wie immer . Bis mir plötzlich ein wahnsinniger Schmerz in die Schläfen schoss. Ich konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken, zog hastig meine Hand zurück und hielt mir mit
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