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1486 - Im Tempel der Furcht

1486 - Im Tempel der Furcht

Titel: 1486 - Im Tempel der Furcht
Autoren: Jason Dark
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»Ja«, sprach er zu sich selbst. »In dieser Nacht riecht es stark nach Tod.«
    Seine Gegend lag südlich der Themse auf der Grenze zwischen Putney und West Hill. Bis Wimbledon war es nicht mehr weit, und man merkte hier schon, dass man die City verlassen hatte. Hier lief alles ruhiger ab, die Hektik war auch tagsüber nicht so stark, und in der Dunkelheit konnte man das Gefühl haben, in der Einsamkeit der Taiga zu sein.
    Ohne Grund hätte sich Mike Nichols nie auf den Weg gemacht.
    Aber es störte ihn, dass es in der letzten Zeit verdammt viele Überfälle gegeben hatte. Zeugen hatten von zwei Männern gesprochen, die wie Schatten auftauchten, die Menschen beraubten und ebenso schnell wieder verschwanden.
    Bisher war man ihnen nicht auf die Spur gekommen. Es gab auch nur ungenaue Beschreibungen. Von den Gesichtern gar keine, denn sie waren stets durch Masken verdeckt gewesen.
    Mike Nichols hatte seine Uniform zu Hause gelassen. Er wusste, dass er damit gegen bestimmte Regeln verstieß, aber das war ihm letztendlich egal. Er wollte, dass die beiden Räuber endlich gefasst wurden und die Menschen im Viertel wieder durchatmen konnten.
    Es war schwer, klar, aber er hatte noch nie in seinem Leben aufgegeben. Sein Auto stand vor seiner Garage. Den Weg wollte er zu Fuß gehen und auf keinen Fall die dunklen Ecken meiden. Denn dort konnten sie lauern und auf Opfer warten.
    Im Westen sah er die Lichter am Royal Hospital funkeln. Sie waren recht weit entfernt, und das Krankenhaus sah aus wie ein kompaktes Raumschiff, das auf der Erde gelandet war. Aber wenn er genauer hinschaute, wirkte diese kleine, in sich geschlossene Welt zum Greifen nahe. In der Nähe lag auch eine U-Bahn-Station, die um diese Zeit einfach nur tot war. Dort zu suchen kam dem Constabler nicht in den Sinn.
    Er wollte woanders hin, in die kleinen und oft recht dunklen Straßen von West Hill. Für ihn war es ein geschlossener Bezirk, in dem er alles kannte, selbst die Namen der Katzen und Hunde. Hier begann auch der Wimbledon Park Road, der nach Süden führte.
    Die Zeit des Tennis war vorbei. So lag eine herbstliche Ruhe über dem Viertel. Wäre der Wind stärker gewesen, hätte er die Kühle mehr gespürt. Er hielt die Augen offen, wobei er vermied, in den Schein der Straßenlaternen zu gelangen, um nicht gleich gesehen zu werden.
    In den Bars, Restaurants und Lokalen der City oder Szene-Viertel war sicherlich einiges los. Nicht in seinem Gebiet. Wer hier lebte, der ging zumeist früh zu Bett, um am nächsten Tag ausgeschlafen seinem Job nachzugehen.
    In dieser Nacht würde etwas passieren!
    Mike Nichols spürte es. Er hatte im Laufe der Jahre einfach ein Gefühl dafür bekommen. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn ihm die Straßenräuber plötzlich über den Weg gelaufen wären.
    Bekleidet war er mit einer grünen Lederjacke, einem Pullover darunter und einer Cordhose. An den Füßen trug er seine derben Schuhe mit den dicken, griffigen Sohlen. Auf keinen Fall wollte er auf dem feuchten Pflaster ausrutschen.
    Bäume schüttelten ihr Laub ab, als er an ihnen vorbeiging. Die Blätter segelten träge dem Boden entgegen und blieben auf der feuchten Fläche kleben. Wolken hingen am Himmel. Der fast volle Mond war nur zu ahnen. Sterne sah er nicht.
    Autos rollten kaum durch die Straßen. Und wenn, dann waren es Spätheimkehrer, die hier wohnten.
    An einer Kreuzung blieb er stehen und überlegte, welche Richtung er einschlagen sollte. Er entschied sich für eine der Wohnstraßen, in der die Häuser nicht Wand an Wand standen. Hier gab es auch keine Geschäfte oder kleine Pubs. Wer hier wohnte, der besaß zumeist ein größeres Grundstück, auf dem sein Haus stand. Ärger gab es hier so gut wie nicht, auch wenn etwas passiert war, über das man in der Gegend sprach.
    Es ging um eine Frau, die Rosy Keller hieß!
    Natürlich kannte Mike auch sie. Er wusste, dass sie nicht verheiratet war und nur für ihren Beruf lebte. Sie arbeitete als Archäologin, aber sie gehörte nicht zu den Menschen, die in fremde Länder reisten und dort die Erde aufwühlten. Sie arbeitete im Museum hinter dem Schreibtisch und am Computer.
    Und sie war verschwunden!
    Nachbarn hatten berichtet, dass Rosy Keller schon seit mehr als einer Woche nicht mehr in ihrem Haus gesehen worden war. Sie hatte sich auch nicht abgemeldet, sondern war einfach nur weggeblieben.
    Mit Mike Nichols war schon über eine Vermisstenmeldung gesprochen worden, die er allerdings abgelehnt hatte. Er wollte sich
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