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Eine Mutter fuer die kleine Cassie

Eine Mutter fuer die kleine Cassie

Titel: Eine Mutter fuer die kleine Cassie
Autoren: Betty Jane Sanders
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1. KAPITEL
    Das fröhliche Lachen der sechsjährigen Cassie hallte über den Flur und bis in die Küche.
    Sharon blieb stehen, einen Teller in der Hand, und genoss den heiteren Klang. Brittany, die lebhafte junge Hündin, stimmte bellend ein. Cassie kreischte, Brittany jaulte, und Sharon verzog das Gesicht. Rasch stellte sie die letzten Teller in den Geschirrspüler und eilte über den Flur.
    Schaumbläschen trieben auf dem Badewasser. Cassie hatte Seife im Haar und an den Augenbrauen, am Kinn hing der Schaum wie ein kleiner Ziegenbart. Brittany lag vor Cassie in der Wanne, den Schaum wie eine Krone auf dem Kopf. Sharon stöhnte auf. Die Hündin legte den Kopf schräg und schien zu lächeln.
    Sharon setzte eine strenge Miene auf. “Cassie Parker, was soll ich nur mit euch beiden tun?”
    Sie zog eine Augenbraue hoch, und Cassie lachte begeistert. Das hatte das Mädchen in den letzten Monaten viel zu selten getan. Sharon wurde warm ums Herz.
    “Ich habe es ihr nicht gesagt, Sharon. Ehrlich. Sie ist von selbst hineingesprungen, als ich nicht hingesehen habe. Ganz von allein.”
    Sharon musterte den Spaniel. Die langen Ohren trieben auf dem Wasser. Die Auge n der jungen Hündin leuchteten, und sie wirkte alles andere als reumütig. “Ihr seid hoffnungslos, ihr beiden. Man darf euch nicht den Rücken zukehren.”
    Brittany hob den Kopf, leckte Cassie den Schaum vom Kinn, und als sie zufrieden bellte, bildeten sich Blasen an ihrem Maul. Cassie prustete wieder los und umarmte die braun-weiße Hündin. “Sei nicht böse, Sharon. Brittany wollte nur Spaß machen.” Ihre strahlenden Augen -
    Grants Augen - baten um Verzeihung. Wie seine ungezählte Male in den vergangenen Jahren.
    Und auch diesmal wurde Sharon weich.
    Vielleicht war es ihr Schicksal, sich von diesen blauen Augen mit den dichten Wimpern erweichen zu lassen - egal, ob sie Vater oder Tochter gehörten. Seufzend schüttelte sie den Kopf, lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen und sah die beiden einfach nur an, während die Liebe ihr Herz erfüllte.
    “Brittany ist meine beste Freundin. Ich liebe sie”, erklärte Cassie mit roten Wangen.
    Schwarze Strähnen hatten sich aus der Haarklammer gelöst und fielen ihr in die Stirn.
    Lächelnd hockte Sharon sich neben die Wanne und schob das Haar zurück. “Ob sie nun deine beste Freundin ist oder nicht, wir müssen sie jetzt aus der Wanne holen und abtrocknen.
    Sonst darf sie heute nacht nicht auf deinem Bett schlafen.”
    Als hätte sie das verstanden, sprang Brittany aus der Wanne und verspritzte Wasser und Schaum in alle Richtungen. “Brittany”, rief Sharon.
    Die Hündin senkte den Kopf. Cassie versuchte, ein Lachen zu unterdrücken. Sharon schnappte sich ein Handtuch und trocknete Brittany ab. Dann nahm sie ein frisches. “Du bist dran, kleine Gans.”
    Kichernd kletterte Cassie aus dem Wasser. Eine bittersüße Wärme durchströmte Sharon, als das kleine Mädchen sich in das flauschige Badetuch kuschelte und sich an sie schmiegte, um eine Umarmung oder einen Kuss auf das feuchte Haar zu bekommen. Sharon gab ihr beides.
    Das Kind braucht eine Mutter, dachte sie und wünschte, sie könnte Cassie über den Verlust hinwegtrösten.
    Nachdem sie der Kleinen geholfen hatte, das lange Nachthemd anzuziehen, schaute sie in den Spiegel. Dichte rotbraune Locken drehten sich wie Korkenzieher in sämtliche Richtungen und ließen sich einfach nicht zähmen. Die runden Wangen waren gerötet, die braunen Augen groß und voller Humor.
    Früher hätte sie verzweifelt die mit Sommersprossen übersäte Nase gerümpft, jetzt lächelte sie nur und zuckte die Achseln. Sie hatte sich längst damit abgefunden, dass sie niemals auf der Titelseite eines Hochglanzmagazins erscheinen würde, und dass es Schlimmeres im Leben gab, als schlicht auszusehen.

    Zwei Gutenachtgeschichten später rannte Cassie aus dem Wohnzimmer, gefolgt von Brittany. Als Sharon das Gästezimmer betrat, sprangen die beiden gerade ins Bett. Cassie streckte die Arme aus, und Sharon gab ihr einen Kuss, bei dem sich in ihr etwas zusammenzog und der ihr keinen Trost versprach.
    Sie wollte keinen Trost.
    Vor etwas über einem Jahr war Grant, ihr Freund aus Kindertagen, mit seiner Frau Catherine, einer hochgewachsenen, eleganten, blonden Schönheit mit kühler Ausstrahlung, nach Valdez zurückgekehrt. Catherine war all das gewesen, was Sharon nicht war. Und mit den beiden war ihre kleine Tochter Cassie, das Abbild des jungen Grant, gekommen.
    Sharon
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