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1486 - Im Tempel der Furcht

1486 - Im Tempel der Furcht

Titel: 1486 - Im Tempel der Furcht
Autoren: Jason Dark
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nur die Gestalt an, die ihnen den Weg versperrte. Beide sahen die dunkle Kutte und auch die hochgeschlagene Kapuze über dem Kopf, die das Gesicht freiließ.
    Das war nicht alles. Ihnen fiel noch auf, dass die Kutte vor der Brust nicht geschlossen war. So konnten sie die nackte Haut sehen, während das Gesicht im Schatten lag.
    Esteban fand die Sprache als Erster wieder.
    »Scheiße!« flüsterte er nur, »verdammte Scheiße!«
    Die Gestalt tat nichts. Sie schaute die beiden jungen Männer nur an. Und der Körper war auch deshalb gut zu sehen, weil er von einer grünlichen Aura umgeben wurde. Woher sie kam, wusste keiner von ihnen. Sie war jedenfalls vorhanden, und das grünliche Flimmern zeichnete den Umriss so nach, als wäre er in die Luft gemalt worden.
    Der Fremde versperrte ihnen den Weg. Ob er ein Mensch war, wussten sie nicht.
    Esteban fing an zu schlottern. Er und Ramon waren als Kinder katholisch erzogen worden. Bei Esteban hatte es noch mehr gewirkt, denn er schlug ein hastiges Kreuzzeichen.
    Es war das Zeichen für den Fremden, sich zu bewegen. Er tat es mit dem rechten Arm. Eine Hand griff zur linken Seite nahe des Rückens.
    Mit einer schnellen Bewegung zog er sie wieder hervor. Sie war nicht mehr leer. Die Finger hielten den Griff eines Schwerts umklammert, das er im nächsten Moment in die Höhe riss und den Brüdern somit klarmachte, was er mit ihnen vorhatte…
    ***
    Constabler Mike Nichols stand noch immer an derselben Stelle und wagte nicht, sich zu bewegen. Er hätte es auch nicht gekonnt, denn die Ereignisse hatten ihn einfach überrumpelt. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Er konnte sich nicht mehr bewegen.
    Durch seinen Körper war ein heißer Strom bis in den Kopf gefahren, als hätte sich sein Blut innerhalb von Sekunden stark erhitzt. Sein Gesicht war zu einer starren Maske geworden, in der nur die weit aufgerissenen Augen auffielen.
    Er stand günstig. Er konnte den Spielplatz überblicken, und er hatte auch die beiden Typen gesehen, die ihn hatten überqueren wollen. Dann war alles anders gekommen.
    Plötzlich war die grünliche Gestalt erschienen. Wie vom Himmel gefallen kam sie ihm vor, aber sie war nicht vom Himmel gefallen, sie hatte irgendwo gelauert.
    Der Polizist begriff die Welt nicht mehr. Durch seinen Kopf hätten eigentlich zahlreiche Gedanken jagen müssen, was jedoch nicht der Fall war, denn er dachte an nichts. Er folgerte auch nicht. Er konnte nur starren, das war alles.
    Die beiden Kerle mit den Mützen auf den Köpfen wirkten von seiner Perspektive aus wie Schattenwesen, die zu Stein geworden waren. Aber jetzt fingen sie sich wieder. Er sah, dass sich die beiden mit der grünen Gestalt zu unterhalten begannen. Was sie sagten, bekam der Constabler nicht mit. Ihn erreichten nur Flüsterstimmen.
    Nichols gab sich einen Ruck. Er konnte nicht hier an dieser Stelle bleiben.
    Er wollte die beiden Kerle, und die unheimliche Erscheinung mit der grünen Lichtaura erst recht.
    Mike Nichols war klar, dass er in den nächsten Sekunden eine Entscheidung treffen musste. Es ging nicht mehr nur um die beiden Kriminellen, er wollte auch wissen, wer die dritte Person war. Obwohl er sie noch nicht aus der Nähe gesehen hatte, fürchtete er sich vor ihr. Sie war das, was man unheimlich nennen konnte.
    Die Starre der drei Personen vor ihm hörte auf. Aber nicht die Kerle rührten sich, sondern er sah eine Bewegung bei der grünlichen, gespenstischen Gestalt. Sie hob den rechten Arm an. Es war eine Geste, die Mike Nichols im ersten Moment nicht nachvollziehen konnte, wenig später jedoch sah er, was der andere vorhatte.
    Er hielt etwas Langes in der Hand, das aussah wie ein Stab. Es war aber keiner, sondern eine Waffe, die nicht in die heutige Zeit passte – ein Schwert!
    »Nein!« keuchte der Constabler.
    In diesem Moment wurde das Schwert angehoben, und alles deutete darauf hin, dass der Fremde damit zuschlagen würde.
    Nichols erwachte aus seiner Erstarrung.
    Seine Hand fuhr in die rechte Seitentasche und riss die Pistole hervor, die schon entsichert war. Dann rannte er los und brüllte auf, als er sah, dass die Klinge schräg nach unten fuhr…
    ***
    Es war ein entscheidender Augenblick für die Brüder. Noch hatten sie Zeit, der Klinge auszuweichen, die für einen langen Moment schräg in der Luft stand.
    Sie taten es nicht. Für Roman und Esteban war die Realität so unwirklich geworden. Sie hatten das Gefühl, in einer Filmkulisse zu stehen. Was hier passieren sollte, das
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