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1486 - Im Tempel der Furcht

1486 - Im Tempel der Furcht

Titel: 1486 - Im Tempel der Furcht
Autoren: Jason Dark
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holen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Rosy, das wirst du nicht.«
    »Du bist der Erste, John Sinclair.«
    »Den Ersten hast du bereits getötet, und ich werde dafür sorgen, dass es der Erste und der Letzte bleiben wird.«
    »Mich kann niemand stoppen. Ich habe die alte Kraft in mir. Die Seele des Mörders, und ich fühle mich wunderbar. Ich bin so kraftvoll, und es gibt keinen, der sich mir in den Weg stellen kann. Das verspreche ich dir.«
    »Hör auf damit! Leg dein Schwert weg und…«
    Ich brauchte nichts mehr zu sagen. Sie zeigte mir, was sie wollte, denn sie hob das Schwert an, sodass mich die Spitze jetzt direkt bedrohte.
    »Du kannst es nicht schaffen, Rosy. Du nicht, das schwöre ich dir hier hoch und heilig. Schon einmal hat jemand versucht, mich zu töten, aber auch er konnte das Kreuz nicht überwinden. Du wirst es auch nicht schaffen, Rosy.«
    Ich wartete auf ihre Antwort, die ich nicht erhielt. Jedenfalls nicht auf die normale Weise. Sie riss den Mund auf und schrie mir mit ihrer veränderten Stimme etwas entgegen.
    Dann griff sie an!
    Ich hatte damit gerechnet, und ich hatte auch bewusst eine bestimmte Distanz zwischen uns gelassen. Auch war sie bei unserem Gespräch nicht näher gekommen, und so hatte ich Zeit genug, zu handeln. Ausweichen war in diesem schmalen Flur schlecht. Sie brauchte die Waffe nur etwas zu schwenken, um mich zu treffen.
    Bis zur Höhe der Wohnzimmertür war es nicht weit. Genau im richtigen Moment warf ich mich nach links. Da die Tür nicht geschlossen war, fiel ich in das Zimmer hinein, landete auf dem Teppichboden, und sah, bevor ich mich herumrollte, die Frau wie einen Schatten an der offenen Tür vorbeihuschen.
    Ihr Wutschrei hörte sich an wie der Klang einer kaputten Sirene.
    Sie war für wenige Augenblicke verschwunden, aber sehr schnell wieder da. Mit vorgehaltenem Schwert sprang sie in den Wohnraum hinein.
    Ich hielt mich im toten Winkel der Tür auf, sah ihren Rücken vor mir und sprach sie an.
    »Hier bin ich!«
    Rosy wirbelte herum. Das Schwert hielt sie mit beiden Händen fest. Die Arme hatte sie weit vorgestreckt.
    Damit hatte ich gerechnet und mich weit zurückgezogen. Sie traf mich nicht, schrie auf, und in den Schrei hinein fiel der Schuss.
    Die Kugel traf sie in die Brust.
    Rosy Keller hatte vorgehabt, erneut auf mich zuzulaufen. Das konnte sie jetzt vergessen.
    Das geweihte Silbergeschoss hatte sie gestoppt. Sie stand auf der Stelle. Ich sah den nicht sehr großen Blutfleck auf ihrer Kleidung und wartete darauf, dass sie fiel.
    Das geschah noch nicht.
    Dafür war ihr das Schwert zu schwer geworden. Sie hielt es zwar fest, aber ihre Hände und Arme zitterten ungemein stark. So sanken sie mit der Waffe nach unten, und als die Spitze dann den Boden berührte, hatte sie wieder einen etwas unsicheren Halt gefunden.
    Sie stierte mich an.
    Dabei schwankte sie vor und zurück. Aus ihrem weit geöffneten Mund drangen fauchende Atemzüge. Ihr Gesicht hatte die Starre einer Totenmaske angenommen, in der sich einige Löcher befanden.
    Ähnlich verhielt es sich mit den Augen. Auch in ihnen war nichts mehr zu erkennen, was man als menschliche Seele hätte bezeichnen können.
    Dann brach sie zusammen.
    Das Schwert gab ihr nicht mehr genügend Halt. Zwar hielt sie es noch fest, aber sie kippte trotzdem nach hinten, musste den Griff loslassen, und so kippte die Waffe ebenfalls.
    Sie fiel auf mich zu. Ich berührte sie nicht mal und trat nur zur Seite.
    Dann ging ich zu Rosy Keller.
    Meine Kugel hatte sie tödlich getroffen. Sie war also nicht der Duke. Sie war vielleicht auf dem Weg dorthin gewesen, aber noch war eine Silberkugel stark genug gewesen, sie aufzuhalten.
    Sie sah mich an. Ein leichter Ruck ging durch ihren Körper. Und sie bewegte auch die Lippen.
    Was sie sagte, verstand ich nicht genau. Aber es hatte nichts mit einem gewissen Duke of Kent zu tun. Ich kam meiner letzten Aufgabe nach und schloss ihre Augen.
    Danach erhob ich mich. In diesem Raum wollte ich nicht länger bleiben.
    Ich ging ins Freie und setzte mich hinter das Lenkrad des Rover.
    Ich brauchte die Pause, um wieder zu mir selbst zu finden, denn eine solche Horrornacht ging auch an mir nicht spurlos vorbei…
    ENDE
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