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1486 - Im Tempel der Furcht

1486 - Im Tempel der Furcht

Titel: 1486 - Im Tempel der Furcht
Autoren: Jason Dark
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inzwischen verlassen. Sie hockte in einem Sessel und hatte die Fäuste gegen die Stirn gepresst. Sie machte auf mich den Eindruck einer sehr nachdenklichen Frau, die mit ihren Gedanken nicht zurechtkam.
    Ich hatte sie auch anders erlebt. Da hatte sie auf der Seite des Duke gestanden und mich sogar halb bewusstlos über den Boden geschleift. Jetzt war ich gespannt darauf, ob sie sich noch daran erinnerte.
    Sie hatte mich bemerkt. Ihre Hände sanken nach unten. Sie verfolgte, wie ich mich setzte, und das hatte ich auch nötig, denn ich litt noch immer unter den Folgen des Schlags. Besonders jetzt, da ich zur Ruhe gekommen war.
    In meinem Kopf pochte und tuckerte es.
    »Haben Sie es geschafft, Mr. Sinclair?«
    »Ich denke schon.«
    »Das ist gut.« Sie schloss die Augen. »Wenn ich recht darüber nachdenke, weiß ich eigentlich gar nicht, was passiert ist. Ehrlich nicht. Das ist wie ein böser Traum.«
    »Was er auch bleiben sollte.«
    »Meinen Sie? Kommt er nicht mehr zurück?«
    »Bestimmt nicht, denn Sie müssen davon ausgehen, dass es keinen Sir Baldur Wainright, Duke of Kent, mehr gibt. Er ist durch die Kraft des Lichts zerstört worden. Sie werden in Ihrem Haus ab nun Ruhe haben und brauchen sich nicht mehr vor irgendwelchen Besuchern aus dem Jenseits zu fürchten. Sie können in Ruhe Ihrer Arbeit nachgehen und werden von ihr nicht auf eine grausame Weise eingeholt.«
    »Das ist wohl richtig«, murmelte sie.
    Ich erkundigte mich nach Tabletten.
    »Wogegen sollen sie sein, Mr Sinclair?«
    »Kopfschmerzen.«
    »Tut mir leid. Ich habe die letzten in der vorigen Woche genommen.« Sie fasste sich an den Kopf, und ihre Augen bekamen einen bestimmten Blick.
    »Bitte, ich kann es nicht so genau sagen. Allmählich kehrt die Erinnerung zurück. Kann es sein, dass Ihre Kopfschmerzen ursächlich mit mir zusammenhängen?«
    »Das ist leider wahr.«
    »Dann habe ich Sie…«
    »… niedergeschlagen«, vollendete ich. Zugleich schenkte ich ihr ein Lächeln. »Sie konnten nichts dafür. Da hatte ein anderer die Kontrolle über Sie übernommen.«
    »Ja, ja…« Sie stand auf. »Ich muss über alles noch nachdenken, Mr. Sinclair.«
    »Tun Sie das.« Auch ich erhob mich und ging zur Tür.
    »Wollen Sie schon gehen?«
    »Ja, aber ich komme zurück. Mir ist eingefallen, dass ich im Auto noch Tabletten habe.«
    »Okay. Wasser können Sie hier bekommen.«
    »Natürlich.« Ich warf ihr einen letzten Blick zu. Das Gesicht der Archäologin war starr geworden, als hätte sich über ihre Haut noch eine zweite gelegt.
    Jeder Mensch reagierte eben anders, wenn er mit gewissen Dingen konfrontiert wird.
    Ich verließ das Wohnzimmer, betrat den Flur und sah Mike Nichols dort stehen.
    Er sprach mich an und wollte wissen, wo sich die Archäologin aufhielt.
    »Sie ist in ihrem Wohnzimmer.«
    »Danke.« Er wollte hin, aber ich hielt ihn kurz auf.
    »Seien Sie bitte behutsam mit ihr.«
    »Ist schon okay.«
    Wir trennten uns. Ich war wenige Sekunden später froh, frische Nachtluft einatmen zu können. Sie tat auch meinem Kopf gut, in dem die Schmerzen etwas nachgelassen hatten.
    Wenn ich über das Geschehene näher nachdachte, konnte ich froh sein, dass alles so gut abgelaufen war, denn auch der Duke in seiner anderen Existenz hatte keinen Toten hinterlassen.
    Ich öffnete die Wagentür und suchte im Handschuhfach nach. Es lagen tatsächlich noch Kopfschmerztabletten dort. Zwei knickte ich aus der Umhüllung hervor und steckte sie in die Tasche, um sie im Haus mit einem Schluck Wasser zu mir zu nehmen.
    Danach drückte ich die Autotür zu und ging wieder zurück ins Haus.
    ***
    Mike Nichols stieß die Tür zum Wohnzimmer auf und warf einen Blick in den Raum, den er als leer ansah. Zumindest hielt sich niemand darin auf. »Mrs. Keller?«
    Keine Antwort.
    Es gab keinen Grund, misstrauisch zu sein. So machte er einen weiteren Schritt nach vorn, dann noch einen und drehte den Kopf dabei nach rechts, um etwas…
    Von der linken Seite her hörte er das Geräusch.
    Nichols fuhr herum.
    Vor ihm stand Rosy Keller.
    Er brauchte nur einen Blick in ihr Gesicht zu werfen, um zu wissen, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Es war so starr, so anders, und auch der Blick gefiel ihm nicht.
    »Was ist denn passiert?« fragte er.
    »Der Duke oft Kent ist vernichtet. Es gibt ihn nicht mehr. Aber er hat mir etwas hinterlassen.«
    »Was denn?«
    »Es ist hier geblieben.«
    »Verdammt, was?«
    »Das!« schrie sie ihn an, bewegte sich zur Seite und griff nach etwas, das sich
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