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0358 - Die Werkstatt der grauen Hyänen

0358 - Die Werkstatt der grauen Hyänen

Titel: 0358 - Die Werkstatt der grauen Hyänen
Autoren: Die Werkstatt der grauen Hyänen
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Ein toller Bursche, dieser Maskenbildner, dachte der Mann. Er starrte in den Spiegel und sah das grinsende Gesicht eines Bowery-Ganoven. Er hatte einen heißen Tipp. Er spürte die Erregung, wenn er an die grauen Hyänen dachte.
    Sie waren mit allen Wassern gewaschen und kannten alle schmutzigen Tricks.
    Sie ließen Wagen in New York verschwinden und in Boston wieder auftauchen. Oder in Chicago. Oder im Süden.
    Und mit dem Wagen verschwanden Fahrer. Spurlos, als hätten sie sich in Luft aufgelöst. Entführt? Ermordet?
    Der Mann, der in den Spiegel starrte, war ich. Ich, Jerry Cotton, Special-Agent des New Yorker FBI, hatte Mühe, mich selbst zu erkennen. Mausgraue Haare, dicke Tränensäcke, braune Kontaktlinsen und eine knollige Nase im feisten Gesicht.
    Mein Ziel war das verrufenste Viertel New Yorks, die Bowery.
    ***
    Es war schon dunkel, als ich die Straße überquerte und auf das Paradise Café zusteuerte. Selbst in einem noch schlechteren Viertel hätte man den Laden keineswegs paradiesisch bezeichnen können, und ein schlechteres Viertel als die Bowery gab es nicht.
    Die Bowery war zwar nicht mehr so trostlos wie vor zehn Jahren, aber trotzdem trieb sich dort zwischen den Spelunken, Pfandleihern und billigen Hotels noch immer lichtscheues Gesindel herum.
    Ich selbst hatte mich in Joe’s Flophouse einquartiert.
    Die alten Tramps, die früher einmal die Bowery belebt hatten, schienen jetzt ausgestorben oder umgezogen zu sein.
    Dafür gab es jetzt aber junge Herumtreiber mit harten Gesichtern und flinken Augen, denen nichts entging. Ein paar davon saßen auch im Paradise Café.
    Ich qualmte an einer zerdrückten Zigarettenkippe und ließ die Schultern ziemlich trostlos hängen, als ich den Laden betrat und zu einem Ecktisch schlurfte.
    Anscheinend wirkte meine Aufmachung überzeugend, denn nach einem kurzen Blick auf mich, steckten die Burschen wieder die Köpfe zusammen und murmelten halblaut weiter.
    Ich musste volle fünf Minuten warten, bis eine vollschlanke Kellnerin lustlos und mit ziemlich mürrischer Miene meine Bestellung entgegennahm. Es war eine große Bestellung, auch wenn ich wenig Lust hatte, in dieser Bude zu essen. Aber ich musste den Anschein erwecken, als sei ich ausgehungert.
    Ich aß, als wäre ich bei einem Wettessen. Dann ließ ich mir auch noch ein Stück Apfelkuchen und zwei Tassen Kaffee bringen.
    Schon seit der ersten Tasse Kaffee hatte die Kellnerin in der Nähe gelauert, und jetzt stürzte sie sich wie ein Habicht mit dem gezückten Rechnungsblock auf mich. Ich zog den Kopf ein und starrte sie an.
    Sie legte den Zettel schwungvoll auf den Tisch und wartete misstrauisch.
    Umständlich suchte ich mein Geld zusammen, zündete mir schon eine Zigarette an und verließ langsam das Lokal.
    Vor der Tür blieb ich stehen.
    »Du hast ganz schön was verzehrt«, sagte eine Stimme neben mir.
    »Ja, teuer schon, aber ich hatte Hunger.«
    »Hast wohl gerade ein paar Bucks verdient«, sägte die Stimme. Ich schaute ihn an. Er hatte semmelblonde Haare.
    »Wenn du das nächste Mal schlecht bei Kasse bist, dann versuch es in Dinos Poolroom. Da gibt es immer etwas zu essen, und Geld verdienen kann man da auch.«
    Dann hielt er mir eine Zigarette hin.
    »Thanks«, knurrte ich und griff danach.
    »Von auswärts?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Aus der Bronx«, sagte ich. »Aber dorthin will ich nicht mehr zurück.«
    »Hast wohl was ausgefressen?«, tastete er sich weiter.
    Ich blickte geflissentlich an ihm vorbei und antwortete nicht.
    »Na, das ist deine Sache«, meinte er und warf den Stummel weg. »In der Bowery hat keiner eine Vergangenheit.«
    Ich blickte ihn nochmals kurz an, ohne ihm zu antworten. Dann drehte ich mich um und marschierte davon.
    »Vergiss nicht, Dinos Poolroom, und frag nach Flip Kelly«, rief er mir noch nach, aber ich drehte mich nicht mehr um.
    Ich schlurfte davon.
    ***
    Ich trieb mich schon eine Stunde lang in Dinos Poolroom herum, bis der semmelblonde Flip Kelly endlich dort erschien. Immerhin hatte ich die Gelegenheit gehabt, Mr. High zu benachrichtigen. .
    »Es scheint zu klappen, Mr. High, ich habe schon einen kleinen Ganoven gefunden, der mich einführen will.«
    Der Chef war zufrieden. »Melden Sie sich, so oft Sie können, Jerry«, hatte Mr. High gesagt.
    Ich betrachtete den Semmelblonden nicht, sondern zeigte mehr Interesse an den Billardspielern, die die Kugeln herumstießen und dabei recht bedenkliche Gesichter machten. Auch er folgte meinem Beispiel und
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