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124 - In der Gewalt der Daa'muren

124 - In der Gewalt der Daa'muren

Titel: 124 - In der Gewalt der Daa'muren
Autoren: Jo Zybell
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»Ob sich der Himmel hier jemals von der Nuklearexplosion erholt?« Smythe mimte den Gleichgültigen. Noch knapp achtzig Schritte trennten sie von den drei Gestalten. Beim Kometen-Raumschiff im Kratersee – warum boten die Außerirdischen heute gleich sechs Mann auf? Er versuchte an die Frau zu denken, mit der er die Höhle teilen musste, an Lynne Crow. Auf keinen Fall durften diese Superechsen seine wirklichen Gedanken erfahren.
    »Das kann noch dauern«, sagte Liob'lan'taraasis. Sie schien ein Faible für ihre menschliche Wechselgestalt zu haben, denn sie hatte dasselbe Aussehen wie bei ihrer letzten Begegnung: das einer schlanken Blondine. »Aber was soll die Frage, Jake? Wir haben doch Zeit.«
    Ihr vielleicht, lag es Smythe auf der Zunge. »Erzählen Sie mir was Lustiges, Taraasis«, sagte er stattdessen. »Das Leben in der Höhle ist eintönig und die Sklavenarbeit laugt mich aus.«
    Zwei aus dem näherkommenden Echsentrio veränderten ihre Körperproportionen. Ihre Reptilienglieder formten sich zu menschlichen, ihre eckigen flachen Schädel wurden länger und runder und ihre Gesichter nahmen menschliche Züge an. Allein der Hüne blieb echsenartig wie er war. Sein dicht gepackter Schuppenpanzer glitzerte nicht silbrig-weiß wie die Schuppenhaut der anderen, sondern oszillierte zwischen schillerndem Anthrazit und tintigem Blau.
    »Es ist kein guter Tag für lustige Dinge«, antwortete Est'sil'bowaan anstelle seiner Partnerin.
    Da! Sein Instinkt hatte ihn nicht getäuscht! Das Maschinenhirn war vor Wochen planmäßig über den Jordan gegangen, und unplanmäßig hatten sie jetzt herausgefunden, wer für seinen Tod verantwortlich war!
    »Was ist denn passiert?«, fragte er mit gepresster Stimme und stellte sich Lynnes nackten Körper vor, rief sich ihre letzte Liebesnacht in Erinnerung. Sie lag Wochen zurück und war nicht der Hit gewesen, aber jetzt kam alles darauf an, den verdammten Geistesschnüfflern seine Gedanken zu verbergen.
    Keine Antwort.
    Smythe sah sich um. Strand und Wasser, wohin er blickte.
    Und hinter sich wusste er die Steilklippen. Dazu die sechs Gestaltwandler. Nicht einmal vor einem einzelnen Daa'muren hätte er fliehen können. Naiv, es überhaupt zu erwägen. In Gedanken streichelte er Lynne und begann gleichzeitig an einer Ausrede zu dichten. Das war eine seiner genialen Seiten: drei Dinge auf einmal und mit gleicher Konzentration zu tun.
    Einige Mutanten überholten Smythe und seine Begleiter, vierarmige Rriba'low und kleine, dunkelhäutige Narod'kratow.
    Es waren nur wenige übrig, nachdem der Großteil in einem beispiellosen Massaker an die erste Generation der Daa'muren-Brut verfüttert worden war. Mittlerweile hatten die Aliens notgedrungen auf pflanzliche Nahrung umgestellt und entlaubten die Waldgebiete rings um den Kratersee. Eine riesige amorphe Masse, die im See lebte, machte daraus einen stinkenden Brei und pumpte ihn in die Eier.
    Wie viele weitere Daa'muren mochten inzwischen geschlüpft sein? Hunderte? Tausende? Fast täglich holten Todesrochen neue Kristalle aus dem See und flogen sie in die Bruthöhlen am Ufer. Was nur bedeuten konnte, dass die körperlosen Geister der Daa'muren aus den grünen, fast einen Meter großen Strukturen in frisch geschlüpfte Echsenkörper überwechselten.
    Die Mutanten liefen dem Echsen-Trio entgegen. Das blieb jetzt stehen und wartete. Die Mutanten überreichten ihnen Stoffbündel und Schwerter. Die beiden Daa'muren rechts und links des Hünen hatten die Metamorphose ihrer Körper inzwischen abgeschlossen. Hochgewachsene, grauhäutige Gestalten mit schwarzen Hornplatten auf den Schädeln nahmen Kleider und Waffen entgegen. Sehnig waren ihre Körper nun, grobknochig und mit überproportional großen Füßen und Händen. In zwei Woiin'metcha hatten sie sich verwandelt, in zwei Schwertkrieger. Jetzt erst erkannte Smythe sie: Ordu'lun'corteez verhüllte seine Blöße mit einem roten Mantel, Thul'hal'neiro mit einem schwarzen. Der anthrazitfarbene Riese mit der quastigen Schuppenhaut ließ sich in einen braunen Ledermantel helfen. Das Spiel seiner gewaltigen Brust- und Schultermuskulatur beeindruckte den Professor aus der Vergangenheit.
    Smythe wandte sich an Liob'lan'taraasis. »Darf ich fragen, um wen es sich bei diesem, äh, Gentleman handelt?«
    »Das ist der Sol. Ora'sol'guudo, unser Oberster.«
    »Der… Sol?« Smythes Glubschaugen traten noch ein Stück weiter aus den Höhlen; sein heißer Atem beschlug den Gesichtsschirm seines Helms. Bisher
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