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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen
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mit dir reden, dich dazu bringen, dass du mir zuhörst. Du weißt ja nicht, wie das ist, Brian, sich immer zu fragen, wie man die Miete bezahlen soll und ob genug Geld für Essen da ist. Ich kann mir keine schicken Sachen mehr kaufen oder abends ausgehen!«
    »Also willst du Geld?«
    Sie zögerte eine Sekunde zu lange. »Ich will dich, Bri, schon immer.«
    Johnno drückte seine Zigarette im Topf einer Plastikpflanze aus. »Weißt du, Bri, hier wird dauernd von diesem Kind geredet, aber es ist keine Spur von ihm zu sehen.« Er stand auf und warf gewohnheitsmäßig seinen glänzenden dunklen Haarschopf zurück. »Können wir hier verschwinden?«
    Jane warf ihm einen hinterhältigen Blick zu. »Emma ist im Schlafzimmer, und ich lasse nicht zu, dass ihr alle da reintrampelt. Das geht nur Brian und mich an.«
    Johnno grinste sie an. »Du hast schon immer deine beste Arbeit im Bett geleistet, was, Schätzchen?« Ihre Augen trafen sich, und die Abneigung, die schon immer zwischen ihnen bestanden hatte, flackerte wieder auf. »Bri, sie mag ja mal eine Edelnutte gewesen sein, aber heute ist sie nur noch zweitklassig. Können wir weitermachen?«
    »Du miese Schwuchtel!« Bevor Brian sie um die Taille fassen konnte, ging Jane auf Johnno los. »Du wüsstest ja gar nicht, was du mit einer richtigen Frau anfangen solltest, selbst wenn sie dich am Schwanz packen würde!«
    Sein Grinsen blieb unverändert, aber seine Augen wurden hart. »Möchtest du's mal ausprobieren, Süße?«
    »Zähl nur auf Johnno, wenn es darum geht, etwas in Ruhe zu besprechen«, brummte Brian vor sich hin und drehte Jane herum. »Du hast gesagt, das hier geht nur dich und mich an, also bleib dabei. Ich werde mir das Mädchen ansehen.«
    »Die beiden aber nicht.« Sie zeigte Johnno die Zähne, der nur die Achseln zuckte und sich eine weitere Zigarette anzündete. »Nur du. Das bleibt Privatsache.«
    »Gut, wartet hier.« Er hielt Jane am Arm fest, als sie ins Schlafzimmer ging. Es war leer. »Ich bin das Spielchen leid, Jane.«
    »Sie versteckt sich, das ist alles. Die ganzen Leute machen ihr Angst. Emma! Komm sofort zu Mamma!« Jane kniete sich neben das Bett und rappelte sich dann hoch, um den engen Schrank zu durchsuchen. »Vielleicht ist sie auf dem Klo.« Sie stürmte hinaus und riss die Tür zum Flur auf.
    »Brian.« Von der Küchentür machte Johnno ihm ein Zeichen. »Hier ist etwas, was du dir ansehen solltest.« Er hob ein Glas und prostete Jane zu. »Du hast doch nichts dagegen, dass ich mir einen Drink genehmige, Schätzchen? Die Flasche war schon offen.« Mit dem Daumen seiner freien Hand deutete er auf den Schrank unter der Spüle.
    Hier war der abgestandene Geruch noch stärker, schaler Gin, gärende Abfälle, vor sich hin schimmelnde Lumpen. Brians Schuhe blieben am Linoleum kleben, als er zum Schrank ging und sich bückte. Er öffnete die Tür und spähte hinein.
    Klar erkennen konnte er das Mädchen nicht, er sah nur, dass es sich in die Ecke geduckt hatte und etwas Schwarzes im Arm hielt. Sein Magen hob sich, aber er versuchte zu lächeln.
    »Hallo.«
    Emma vergrub ihr Gesicht in dem schwarzen Fellbündel in ihrem Arm.
    »Verdammte Gör, ich werde dir helfen, dich vor mir zu verstecken.« Jane wollte nach ihr greifen, aber ein Blick von Brian hielt sie zurück. Er streckte seine Hand aus und lächelte erneut.
    »Ich fürchte, ich passe nicht mehr mit rein. Wie wär's, wenn du kurz rauskommst?« Er sah sie über ihre verschränkten Arme hinweg blinzeln. »Niemand tut dir weh.«
    Er hat so eine schöne Stimme, dachte Emma, weich und melodisch, wie Musik. Das Licht aus dem Küchenfenster fiel auf sein sattblondes Haar und ließ es wie Engelshaar glänzen. Kichernd krabbelte sie hervor.
    Ihr neues Kleid war schmierig und voller Flecken, ihr wuscheliges Babyhaar von einem Leck unter der Spüle feucht. Beim Lächeln zeigte sie weiße Zähnchen, ein Schneidezahn stand schief. Brian fuhr mit der Zunge über ein Gegenstück in seinem Mund. Als sie die Lippen krümmte, tanzte genau wie bei ihm ein Grübchen im linken Mundwinkel, und seine eigenen tiefblauen Augen sahen ihn an.
    »Und dabei hatte ich sie so hübsch zurechtgemacht.« Janes Stimme klang weinerlich, der Geruch nach Gin ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen, aber sie hatte Angst, sich ein Glas einzuschenken. »Ich habe ihr extra gesagt, sie soll sich nicht schmutzig machen. Habe ich dir das nicht gesagt, Emma? Ich werde sie waschen gehen.« Sie fasste Emma so hart am Arm, dass das
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