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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen
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Mädchen in die Höhe sprang.
    »Lass sie los.«
    »Ich wollte sie doch nur...«
    »Laß sie los«, wiederholte Brian mit flacher, bedrohlicher Stimme. Wenn er sie nicht unverwandt angestarrt hätte, wäre Emma wohl wieder unter die Spüle gekrochen. Sein Kind. Für einen Moment konnte er sie nur weiter anstarren, sein Kopf wurde leicht und sein Magen verkrampfte sich. »Hallo, Emma.« Nun schwang in seiner Stimme diese Süße mit, in die sich Frauen verliebten. »Was hast du denn da?«
    »Charlie. Mein Hündchen.« Sie hielt Brian das Stofftier zur Inspektion hin.
    »So ein schönes Hündchen.« Es drängte ihn, sie zu berühren, ihr über das Gesicht zu streichen, aber er beherrschte sich. »Weißt du, wer ich bin?«
    »Auf den Fotos.« Zu jung, einem Impuls zu widerstehen, griff sie in sein Gesicht. »Schön!«
    Johnno lachte und nahm einen Schluck Gin. »Typisch Frau.«
    Ohne auf ihn zu achten, zupfte Brian an Emmas feuchten Locken. »Du aber auch.«
    Er redete Unsinn, wobei er sie genau beobachtete. Seine Knie waren wie Gummi, und in seinem Magen tanzten ein paar Schmetterlinge. Beim Lachen verstärkte sich ihr Grübchen, es war, als würde er sich selbst zusehen. Es wäre einfacher und mit Sicherheit bequemer, dies abzustreiten, aber es war unmöglich. Gewollt oder ungewollt, er hatte sie gezeugt. Doch sie zu beschützen, hieß nicht, sie zu akzeptieren.
    Er erhob sich und wandte sich an Pete. »Wir sollten besser zur Probe gehen.«
    »Du willst weg?« Jane sprang auf und verstellte ihm den Weg. »Einfach so? Schau sie dir doch an!«
    »Ich weiß, was ich sehe.« Ein plötzliches Schuldgefühl durchzuckte ihn, als Emma zum Schrank zurückschlich. »Ich brauche Zeit zum Nachdenken.«
    »O nein, du haust mir nicht einfach ab. Du denkst nur an dich, wie immer. Was ist am besten für Brian, was ist am besten für seine Karriere. Ich lasse mich nicht noch mal beiseite stoßen.« Er war schon fast an der Tür, als sie Emma hochriss und ihm nachlief. »Wenn du gehst, bringe ich mich um.«
    Er hielt lange genug inne, um sich umzudrehen. Diesen Text kannte er, er hätte ein Lied daraus machen können. »Das zieht schon lange nicht mehr.«
    »Und sie.« Voller Verzweiflung stieß sie diese Drohung hervor und ließ sie in der Luft schweben. Ihr Griff um Emmas Taille wurde so fest, dass das Mädchen zu schreien begann.
    Panik wallte in Brian hoch, als die Schreie des Kindes, seines Kindes, von den Wänden widerhallten. »Lass sie los, Jane, du tust ihr weh.«
    »Was geht dich das an«, schluchzte Jane; ihre Stimme wurde schriller und schriller bei dem Versuch, ihre Tochter zu übertönen. »Du gehst einfach weg.«
    »Nein, das tue ich nicht. Ich brauche nur Zeit, um über alles nachzudenken.«
    »Klar, Zeit, damit dein sauberer Manager eine hübsche Geschichte erfinden kann, meinst du.« Ihr Atem ging heftig, sie hielt die sich wehrende Emma mit beiden Händen fest. »Ich will mein Recht, Brian.«
    Er ballte die Fäuste. »Laß sie runter.«
    »Ich bringe sie um.« Sie wurde ruhiger, konzentrierte sich auf diesen Gedanken. »Ich schwöre dir, ich schneide erst ihr die Kehle durch und dann mir selber. Kannst du damit leben, Brian?«
    »Sie blufft doch nur«, murmelte Johnno, doch seine Handflächen wurden feucht.
    »Ich habe nichts mehr zu verlieren. Glaubst du, ich will so weiterleben? Ganz allein das Gör großziehen, während die Nachbarn über mich herziehen? Nie mehr ausgehen und mich amüsieren können? Denk darüber nach, Bri, und denk daran, was die Presse mit dir macht, wenn ich die ganze Geschichte erzähle. Und das mache ich - ich sage alles, bevor ich uns beide umbringe.«
    »Miß Palmer.« Pete hob beruhigend die Hand. »Ich gebe Ihnen mein Wort, dass wir eine allseits befriedigende Lösung finden werden.«
    »Laß Johnno Emma in die Küche bringen, Jane, und wir besprechen alles.« Brian näherte sich ihr vorsichtig. »Wir werden einen Weg finden, der für alle Seiten akzeptabel ist.«
    »Ich will doch nur, dass du zu mir zurückkommst.«
    »Ich bleibe noch hier.« Erleichtert bemerkte er, dass sie ihren Griff lockerte. »Wir reden darüber.« Er nickte Johnno leicht zu. »Wir reden jetzt über alles, komm, setzen wir uns erst mal.«
    Zögernd nahm Johnno das Mädchen auf den Arm. Pinge- lig wie er war, rümpfte er die Nase, als er den unter der Spüle angehäuften Unrat sah, aber er trug sie in die Küche. Da sie nicht aufhörte zu weinen, nahm er sie auf den Schoß und streichelte ihr Haar.
    »Komm schon,
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