Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Äußeres von allen Seiten. Das dunkelblaue Kleid schmeichelte ihrer üppigen Figur und brachte ihre vollen Brüste zur Geltung. Brian hatte ihre Brüste immer gemocht, erinnerte sie sich und fühlte einen kurzen Schub sexueller Erregung. Himmel, niemand je vor oder nach ihm konnte ihm im Bett das Wasser reichen. In ihm brannte ein wilder Hunger, den er hinter seiner kühlen, selbstbewussten Fassade so gut verbarg. Sie kannte ihn seit seiner Kindheit und war über zehn Jahre lang mit Unterbrechungen seine Geliebte gewesen. Niemand wusste besser als sie, wozu Brian in höchster Erregung fähig war.
    Einen Moment lang stellte sie sich vor, wie es wäre, wenn er ihr das Kleid abstreifen, sie mit den Augen verschlingen und mit seinen schlanken Musikerfingern das enge Mieder aufhaken würde.
    Sie waren gut miteinander ausgekommen, dachte sie und spürte ihre eigene Erregung. Sie würden wieder gut miteinander auskommen.
    Reiß dich zusammen, befahl sie sich und griff nach der Bürste, um sich das Haar zu kämmen. Die Hälfte des Haushaltsgeldes hatte sie beim Friseur gelassen, um ihre schulterlangen, glatten Haare im gleichen Farbton wie die Emmas zu färben. Sie schüttelte den Kopf, dass die Haare flogen. Nach dem heutigen Tage würde sie sich nie wieder Sorgen um Geld machen müssen.
    Ihre Lippen waren sorgfältig blassrosa geschminkt - in derselben Farbe, die das Supermodel Jane Asher auf der Titelseite der neuen Vogue verwendet hatte. Nervös griff sie zu ihrem schwarzen Kajalstift und betonte die Augenwinkel stärker.
    Fasziniert beobachtete Emma ihre Mutter. Heute duftete sie nach Parfüm statt nach Gin. Versuchsweise langte sie nach dem Lippenstift und bekam sofort einen Klaps auf die Hand. »Laß die Finger davon.« Ein weiterer Klaps. »Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst meine Sachen nicht anfassen?«
    Emma nickte, ihre Augen schwammen bereits in Tränen.
    »Und fang bloß nicht an zu heulen. Ich will nicht, dass er dich das erste Mal mit roten Augen und verquollenem Gesicht sieht. Er sollte eigentlich schon hier sein.« In Janes Stimme schwang ein Unterton mit, der Emma veranlasste, sich vorsichtig außer Reichweite zu begeben. »Wenn er nicht bald kommt...« Sie brach ab und listete im Geiste ihre Vorzüge auf, während sie sich im Spiegel bewunderte.
    Schon immer war sie üppig, jedoch nie dick gewesen. Vielleicht saß das Kleid etwas eng, aber es betonte die richtigen Stellen. Dünne Frauen mochten ja in Mode sein, aber sie wusste, dass Männer die kurvenreichen bevorzugten, sobald das Licht ausging. Lange genug hatte sie von ihrem Körper gelebt, um sich dessen sicher zu sein.
    Ihr Selbstvertrauen wuchs noch, als sie sich betrachtete und sich einredete, dass sie den blassen, ewig gelangweilten scheinenden Modellen glich, die zur Zeit in London tonangebend waren. Sie war nicht einsichtig genug zu erkennen, dass das neue Make-up ihr nicht stand und die neue Frisur ihr Gesicht bitter und hart erscheinen ließ. Sie wollte im Trend liegen, wie immer.
    »Vielleicht glaubt er mir ja nicht - oder will mir nicht glauben. Kein Mann will Kinder.« Sie zuckte die Achseln. Ihr eigener Vater hatte sie nie gewollt, bis sich ihre Brüste zu entwickeln begannen. »Denk immer daran, Emma-Kind.» Ihr abschätzender Blick glitt über Emma. »Männer wollen keine Kinder. Sie wollen eine Frau nur für das eine, und was das ist, wirst du früh genug herausfinden. Wenn sie mit dir fertig sind, sind sie fertig, und du sitzt da mit einem dicken Bauch und gebrochenem Herzen.«
    Sie griff nach einer Zigarette, rauchte mit kurzen, abgehackten Zügen, während sie auf und ab ging. Hätte sie doch nur etwas Gras, süßes, beruhigendes Gras, dachte sie, doch sie hatte das gesamte restliche Geld für Emmas neues Kleid ausgegeben. Die Opfer einer Mutter.
    »Na ja, vielleicht will er dich ja nicht, aber nach dem ersten Blick kann er nicht abstreiten, dass du von ihm bist.« Mit schmalen Augen betrachtete sie ihre Tochter durch den Rauch und fühlte so etwas wie mütterlichen Stolz. Das kleine Biest war tatsächlich bildhübsch, wenn es sauber und ordentlich aussah. »Du bist sein gottverdammtes Ebenbild, Emmaschatz. In der Zeitung steht, dass er diese Wilson-Schlampe heiraten will - jede Menge Geld und was Besseres aber wir werden sehen, wir werden ja sehen. Er wird zu mir zurückkommen. Ich hab' immer gewusst, er kommt zurück.« Die Zigarette landete in einem überquellenden Aschenbecher und qualmte dort weiter. Jane brauchte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher