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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen
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dringend einen Drink - nur einen Schluck Gin, nur, um ihre Nerven zu beruhigen. »Du setzt dich aufs Bett. Bleib da sitzen und sei still. Und wehe, du gehst an meine Sachen, dann setzt es was.«
    Als es an der Tür klopfte, hatte sie zwei Drinks heruntergekippt. Ihr Herz begann wild zu klopfen. Wie die meisten Alkoholiker fühlte sie sich nach ein paar Gläschen wesentlich attraktiver und selbstbewusster. Sie glättete ihr Haar, setzte ein, wie sie meinte, verführerisches Lächeln auf und öffnete.
    Er sah blendend aus. Einen Augenblick sah sie nur ihn in der hellen Sommersonne, groß und schlank, mit seinen wehenden blonden Haaren und dem vollen, ernsten Mund, der ihm das Aussehen eines Dichters oder Apostels verlieh. Soweit sie überhaupt dazu fähig war, war sie verliebt.
    »Brian. Nett von dir, kurz reinzuschauen.« Ihr Lächeln verblasste, sowie sie die beiden Männer hinter ihm bemerkte. »Reist du neuerdings in Begleitung, Bri?«
    Er war in schlechter Stimmung, verspürte einen unterschwelligen Zorn, dass er gezwungen war, Jane wiederzusehen, und gab daran hauptsächlich seinem Manager und seiner Verlobten die Schuld. Nun, da er einmal hier war, wollte er nur noch so schnell wie möglich wieder fort.
    »Du erinnerst dich an Johnno?« Brian betrat die Wohnung. Der Geruch nach Gin, Schweiß und dem gestrigen Mittagessen erinnerten ihn unangenehm an seine eigene Kindheit.
    »Klar.« Jane nickte dem großen Bassisten kurz zu. Er trug einen Diamantring am kleinen Finger und ließ sich einen buschigen schwarzen Bart stehen. »Du hast es zu was gebracht, wie, Johnno?«
    Dieser blickte in die schäbige Wohnung. »Manche schaffend eben.«
    »Das ist Pete Page, unser Manager.«
    »Miß Palmer.« Der ruhige Dreißiger zeigte beim Lächeln ein strahlendweißes Gebiss und streckte eine manikürte Hand aus.
    »Ich hab' schon viel von Ihnen gehört.« Sie legte ihre Hand mit dem Rücken nach oben in die seine, eine Aufforderung, sie an die Lippen zu führen. Er übersah die Geste. »Sie haben unsere Jungs zu Stars gemacht.«
    »Ich habe nur den Weg geebnet.«
    »Vor der Königin spielen, Fernsehauftritte, ein neues Album in den Charts und demnächst eine große Amerikatournee.« Sie sah wieder zu Brian. Sein Haar fiel ihm fast bis auf die Schultern, sein Gesicht war schmal, blass und empfindsam. Dieses Gesicht zierte die Zimmer von Jugendlichen auf beiden Seiten des Atlantiks, seit sein zweites Album, Complete Devastation, die Hitparaden erobert hatte. »Jetzt hast du ja alles, was du willst.«
    Der Teufel sollte ihn holen, wenn er sich von ihr Schuldgefühle machen lassen würde, nur weil er etwas aus sich gemacht hatte. »Stimmt genau.«
    »Manch einer kriegt mehr, als er verdient.« Sie warf das Haar zurück. Die Vergoldung ihrer großen Ohrringe blätterte bereits ab. Mit ihren vierundzwanzig Jahren war sie ein Jahr älter als Brian und hielt sich für sehr viel erfahrener. »Ich würde euch ja Tee anbieten, aber auf eine Party war ich nicht gefasst.«
    »Wir sind nicht zum Tee gekommen.« Brian schob die Hände in die Taschen seiner Jeans. Der missmutige Gesichtsausdruck, den er während der gesamten Fahrt zur Schau getragen hatte, verstärkte sich. Er mochte jung sein, aber er hatte seine Lektionen gelernt. Diese abgewrackte, trinkfreudige Vettel würde ihm keinen Ärger mehr machen. »Diesmal habe ich die Polizei noch aus dem Spiel gelassen, Jane, nur wegen der alten Zeiten. Aber wenn du mich weiter dauernd anrufst, mit Drohbriefen bombardierst und Erpressungsversuche startest, glaub mir, dann wird das anders.«
    Ihre zu stark geschminkten Augen verengten sich. »Du willst mir also die Bullen auf den Hals hetzen. Tu das nur, Freundchen. Wir wollen doch mal sehen, was passiert, wenn all deine kleinen Fans und ihr Spießbürgerpack von Eltern lesen können, wie du mich geschwängert und dann mit einem armen kleinen Mädchen sitzengelassen hast, während du in Geld schwimmst und dir ein schönes Leben machst. Wie würde das wohl ankommen, Mr. Page? Können Sie Bri und den Jungs dann noch einen Auftritt im Königshaus verschaffen?«
    »Miss Palmer.« Petes Stimme blieb ruhig und gelassen. Er hatte Stunden damit verbracht, das Für und Wider der Lage abzuwägen. Ein Blick überzeugt ihn, dass das reine Zeitverschwendung gewesen war. Hier ging es nur um Geld. »Ich bin sicher, dass Sie Ihre persönlichen Angelegenheiten nicht in der Presse wiederfinden möchten. Ich denke auch, dass Sie nicht böswilliges Verlassen
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