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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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zamorianischen Grenzpatrouille. Vor vier Tagen wurde unser Kommandant ermordet. Wir nehmen an, dass seine Mörderin auf ihrer Flucht in diese Gegend kam.«
    »Mörderin?«
    »Sie nennt sich Rote Sonja – eine Hyrkanierin in Schuppenpanzer. Sie ist …«
    Zu dieser Zeit saß Sonja mit Hefei, Sobut, Mophis und noch einigen im Palast beim Mittagsmahl. Jene, die ihr an der Tafel Gesellschaft leisteten, hielten sich mit ihrer Neugier einstweilen noch zurück und waren mäßig freundlich – jedenfalls im Augenblick nicht feindselig.
    Als das köstliche Mahl Sonjas Hunger gestillt hatte, fragte sie kühn: »Wie kommt es, dass eine Stadt wie eure in dieser Wildnis blüht?«
    »Die Stadt war ursprünglich ein zamorianischer Vorposten«, antwortete Hefei. »Die Regierung gab ihn auf, doch General Zumbrom, ein zamorianischer Aufständischer, übernahm sie. Im Lauf von drei Generationen wurde der ehemalige Vorposten zu der Stadt, wie du sie jetzt siehst – abgelegen, autonom. Nur, wenige, von einigen unserer Priester abgesehen, pflegen Verbindung mit der Außenwelt. Bäche aus Quellen in den südlichen Bergen erlauben uns, in einem Teil des Tales Getreide anzubauen, und das Weideland im Norden und Süden bietet uns Futter für unsere Rinder- und Ziegenherden.«
    Völlig wohl fühlte Sonja sich in dieser Gesellschaft nicht, trotzdem konnte sie es nicht unterlassen zu fragen: »Was ist mit diesen Frauen vor der Stadtmauer – jene, die geopfert wurden?«
    Hefei warf Mophis einen warnenden Blick zu, ehe sie antwortete: »Wir sind kein sonderlich gläubiges Volk, doch wissen wir, dass es Wesen auf dieser Welt gibt, die über den Menschen stehen und ihm feindlich gesinnt sind. Als es erschaffen ward, verfluchten die Götter dieses Land. Eine Rasse von Kreaturen, die wir das Erdvolk nennen, treibt hier ihr Unwesen. Sie ist versessen auf Menschenfleisch. Zu regelmäßig wiederkehrenden Zeiten müssen wir ihnen Opfer überlassen.«
    Sonja entsann sich des seltsamen Gefühls, das sie hin und wieder empfunden hatte, seit sie in dieses Gebiet gekommen war. »Weshalb bleibt ihr dann hier?« fragte sie, »wenn sie so gefährlich sind? Warum …«
    »Gehen wir nicht fort?« beendete Hefei den Satz für sie. »Weil es unser Zuhause ist. Wir sind Menschen, wir …«
    »Ich wollte sagen«, unterbrach Sonja die andere nun ihrerseits, »warum kämpft ihr nicht, statt …«
    »Herrin!«
    Hefei blickte hoch. Alle Köpfe am Tisch drehten sich, als einige Soldaten die Halle betraten, an ihrer Spitze – Gevem.
    »Herrin, dieser Mann berichtet, dass …«
    »Erlik!« Sonja sprang auf und stieß ihren Stuhl zurück, dass sie Bewegungsfreiheit hatte. »Wie kommst du …«
    »Das ist sie!« schrie Gevem und sein Gesicht verzog sich zu einem grimmigen Grinsen. »Diese Frau hat Hauptmann Vos im Grenzlager ermordet!«
    »Fasst sie!« brüllte einer der Wachsoldaten.
    Sofort stellten sich drei Priester schützend vor Hefei. Doch Sonja hatte nicht die Absicht, ihr oder sonst jemandem im Raum – außer Gevem – etwas anzutun. Sie wich zur Wand zurück und zog die Klinge.
    »Gevem!« knurrte sie. »Wo ist Keldum, der wirkliche Mörder Hauptmann Vos’? Sag es mir, du Sohn einer Hündin!«
    »Mörderin – ich bringe deinen Kopf auf meiner Schwertklinge zurück!«
    »Erlik! Komm her und versuch es, du …«
    Hefei fand, dass das bereits zu weit ging. Der Roten Sonja war nicht zu trauen. Sie nickte Mophis zu. Sofort zog der Priester das Rohr aus dem linken Ärmel, hob es an die Lippen, zielte und blies.
    Sonja bemerkte es zu spät. Gerade, als sie springen wollte, spürte sie einen Stich – nicht schlimmer als der einer Mücke – am Hals, und in Herzschlagschnelle schien ihr Kopf anzuschwellen. Gevem wirkte weit entfernt und schrumpfte immer mehr. Sie hörte jemanden rufen: »Fasst sie!« Diese Worte dehnten sich aus und wurden zum nimmer endenden Echo. Darin spürte sie, wie sie nach vorn kippte, wusste, dass ihre Knie und Ellbogen auf dem Boden aufgeschlagen waren, aber sie empfand keinen Schmerz.
    Ihr. Gesicht prallte auf den Steinboden, und kurz ehe sie die Besinnung verlor, spürte sie, wie ihr Magen sich zusammenzog und aufbegehrte.
    Dann wusste sie nichts mehr.

 
3
     
    Tiamu war bange. Sie hatte gehört, dass das Erdvolk bei Vollmond ein weiteres, größeres Opfer verlangte. Sie hatte gestern gesehen, wie sechs ihrer Freundinnen aus dem Tempel erwählt, aus der Stadt geführt, ausgezogen und geschlagen und dann an Pflöcke gebunden und zum Sterben
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