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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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einzugestehen.«
    Sonja blickte zum Tal, in dem die tote Stadt lag. Immer noch stieg leichter Rauch davon auf. »Vielleicht hatte Saureb doch recht, sie zu vernichten.«
    »Sonja! Hört!« rief Peth.
    Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als auch sie es vernahm: das melodische Trillern eines Vogels. Sie drehte sich um und sah einen der hageren Steppenvögel auf einem nahen Strauch sitzen – und staunte. Diese Vögel waren so dürr und sahen so mitgenommen aus, dass man sie für halb tot halten musste, und nie zuvor hatte Sonja sie auch nur zwitschern gehört. Und nun tirilierte dieser Vogel hörbar aus Lebensfreude.
    »Es ist ein Wunder!« sagte sie. »Freut er sich, dass das Erdvolk fort ist? Ich muss gestehen, auch ich spüre das Böse nicht mehr, das ich im Tal fast körperlich fühlte.«
    »Es ist durchaus möglich, dass er deshalb singt«, meinte Peth.
    Sonja lauschte – und hörte nun auch das Trillern und Zwitschern anderer, entfernterer Vögel.
    »Ehe Ihr geht, Sonja, möchte ich, dass Ihr mir die Gelegenheit gebt, Euch etwas zu beweisen.«
    Sie blickte ihn an. »Was wollt Ihr mir denn beweisen, Peth?«
    Als Antwort strich er mit der Hand durch die Luft und pfiff.
    »Was macht Ihr da, Peth?«
    »Ich sagte Euch doch, ich verstehe ein bisschen was von Zauberei, auch wenn ich noch viel zu lernen habe. Ebenfalls sagte ich Euch, dass viele Pferde der Vernichtung Elkads entgangen sind. Ich fühlte eines in der Nähe. Horcht!«
    Sonja drehte sich um, als sie Hufklappern hörte. Ein wunderschöner Schimmelhengst tänzelte auf den Felsen in der Nähe. Peth beschrieb ein weiteres Zeichen und das Pferd kam näher.
    Sonja lachte. »Ihr solltet mich das lehren, Peth. Wie oft habe ich mir schon gewünscht, ich könnte ein Pferd aus dem Nichts herbeirufen, damit es mich forttrage!«
    »Möchtet Ihr denn eine Zauberin werden, um das zu lernen?«
    Sonja grinste. »Würdet Ihr Eure Zauberkünste gegen mein Schwert tauschen?«
    »O nein! Ganz sicher nicht!«
    »Das gleiche sage auch ich, Peth.«
    Einen Augenblick lachten sie beide, doch dann wurden sie wieder ernst. Sonja ging dem Pferd entgegen. Ohne Scheu kam es herbei und ließ sie aufsitzen. Sonja ritt es zu Peth.
    »Kein Sattel, aber Zaumzeug. Es ist wirklich ein edles Tier.«
    »Wollt Ihr nicht wenigstens Brot und Obst mitnehmen?«
    »Obst finde ich unterwegs. Ich werde bestimmt nicht verhungern. Trotzdem, vielen Dank.«
    Peth neigte den Kopf. »So lebt denn wohl, Sonja.«
    »Lebt auch Ihr wohl, Peth.«
    »Und denkt nicht schlecht von Saureb und mir.«
    Sie zuckte die Schulter und lachte.
    Plötzlich sagte Peth: »Ich kann ein wenig Eurer Zukunft sehen. Möchtet Ihr sie wissen?«
    »Nein, Peth, natürlich nicht. Aber – ich sehe auch ein bisschen von Eurer Zukunft. Soll ich davon sprechen?«
    »Nein.«
    »Dann noch einmal: Lebt wohl, Peth!« Sonja lenkte ihr Pferd vorsichtig den Hang hinunter.
    Peth blickte ihr nach. Als Sonja durch die Entfernung bereits sehr klein war, murmelte er: »Ja – vielleicht konnte sie wirklich meine Zukunft sehen …« Dann drehte er sich um und kehrte in die Höhle zurück.
     
    Als die Nacht kam, und während Tiamu und Sost noch schliefen, machten Saureb und Peth ein Feuer. Sie rösteten Brot und Käse und wärmten ein wenig Met. Nach ihrem Abendessen zogen sie sich in die inneren Kammern zurück – und entzündeten entspannendes Räucherwerk. Dann setzte Saureb sich vor seinen Spiegel und sprach die Worte, die die Bilder der Welt auf seine Oberfläche zauberten.
    »Ja«, sagte er, während er in die kristallene Tiefe blickte. »Die Stadt ist tot. Und das Erdvolk, das gar nicht wirklich von der Erde war, ist zu den Sternen zurückgekehrt, die es gebaren. Friede sei mit dir, o Zarutha, Meister, der mich lehrte.«
    Peth blickte über seine Schulter ebenfalls in den Spiegel. »Was ist mit Sonja?«
    Bei seiner Frage änderte sich das Bild im Spiegel und zeigte nun die Rote Sonja an ihrem Lagerfeuer mitten in der weiten Steppe. Ihr Pferd hatte sie an einen Dornbusch angebunden, und das dunkle Grasland erstreckte sich ringsum bis weit in die mondhelle Ferne.
    »Seltsam«, murmelte Peth, »wie sie zum Faden wurde, der unsere Schicksale zusammenband.«
    Saureb nickte. »Ja. Eine seltsame Seele – so seltsam wie mancher Wanderstern. Sie hat wahrlich keine leichte Bestimmung, aber sie ist nicht unterzukriegen.«
    Er starrte in den Spiegel. Erneut änderte sich das Bild, und wieder war die zerstörte Stadt zu sehen: die Nekropole von Hefei und
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