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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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von sich. »He, Wachen! Ihr am Hintereingang – haltet sie’ auf!«
    Doch die Rote Sonja war zu flink. Sie stürmte zu diesem schmalen Tor. Die Bewegungen ihrer Hände waren kaum zu sehen, so schnell waren sie. Und als sie durch den Eingang war, blieben zwei tote Posten zurück.
    »Zu den Stallungen!« Keldums Stimme überschlug sich schier vor Zorn. »Holt eure Pferde und Verpflegung – schnell! Ich will diese Frau!«
    Die Soldaten zögerten. Sie wussten nicht recht, ob sie seinen Befehlen gehorchen sollten, fürchteten jedoch seine Unbeherrschtheit.
    »Vos ist tot – jetzt bin ich der Kommandant dieses Forts!« brüllte Keldum und fuchtelte mit den Fäusten. »Ein Trupp begleitet mich! Gevem, stell die Männer zusammen! Sorg für Marschverpflegung! Das Weib darf der gerechten Strafe nicht entgehen!«
    Er ist besessen, dachte Gevem, als er zur Stallung eilte. Die rothaarige Hexe hat ihn mit Zauber geschlagen!
    Keldum zitterte vor Anspannung und Wut, während er der Hyrkanierin nachstarrte, die südostwärts in die Steppe ritt – und schließlich in der aufgehenden Sonne zum winzigen Punkt wurde.

 
ERSTER TEIL
 
 
SAUREB
     
     
     
     
     
     
     
     
    Lasst unheilige Kreaturen der Finsternis über die Erde herfallen,
    Lasst den Qualm der Opferfeuer den Himmel verderben,
    Lasst jungfräuliche Maiden zu Ehren des. Schwarzen
    Gottes sterben,
    Und alle Welt vom bösen Jubel widerhallen.
     
    ROBERT E. HOWARD
    ›Was kaum verstanden wird‹

 
1
     
    Durch den Osten Zamoras ritt Sonja, jenseits des Grenzforts, in dem der jetzt tote Hauptmann Vos Befehlshaber gewesen war. Das Land fiel zur weiten, grasbewachsenen Ebene ab. Im Osten erstreckten sich tiefe Wälder, strömten dunkle Flüsse und erhoben sich kühle Höhen. Sonja hatte ihre Jugendzeit östlich von Turan und der Vilayetsee verbracht. Hier jedoch, wo sie nun ritt, war ein Niemandsland zwischen Hyrkanien und der westlichen Welt. Ein kahles Gebiet war es, vielleicht nicht eine echte Wüste, aber auch nicht viel angenehmer für Durchreisende. Trotz der Sonne war der Mittagshimmel dieser Steppe grau und trostlos wie das Land selbst.
    Die Rote Sonja ritt allein durch das karge, in Büscheln wachsende Gras und die verkrüppelten Dornbüsche, und sie ritt schnell, das einzige Lebewesen in dieser stillen, leeren Weite: eine hochgewachsene Frau auf einem scheckigen Rotschimmel, der von dem dreitägigen, fast pausenlosen Ritt kaum weniger müde war als sie. Sie trug ein kurzes Mieder aus Schuppenpanzer, leicht und schützend für dieses Klima, aber unzureichend für eine Schlacht. An der Hüfte hing ein Langschwert: eine schwere Gebrauchswaffe, wie auch Männer sie trugen. Außer dem Schuppenpanzer – ein knappes Mieder und ein kurzer Rock – Stiefel und Wildlederhandschuhen belastete sie sich mit keiner Kleidung. Ihre Arme und Beine und die Mittelpartie zwischen Mieder und Rock gewährten der wärmenden Sonne Zugang, und das flammendrote Haar flatterte in der milden Brise. Sie hielt die Zügel ihres Hengstes fest und trieb ihn an, doch ohne die Hast der Verzweiflung.
    Im Sattel drehte sie sich um und hielt Ausschau nach ihren Verfolgern. In beachtlicher Entfernung erhoben sich die sanften Hügel, die sie am Morgen überquert hatte. An ihren Hängen sah sie nichts, was darauf hinwies, dass die Männer, die hinter ihr her waren, sie erreicht hatten. Das bedeutete natürlich nicht viel. Vielleicht verbargen die Halunken sich in einer Mulde oder einem Tal. Möglicherweise waren sie viel näher, als sie dachte, trotz ihres anfänglichen Vorsprungs.
    »Narren! Hunde!« fluchte sie. »Wenn du mich verfolgst, Keldum, bring’ ich dich und jeden Zamorier deines Trupps …«
    Plötzlich sah Sonja Geier – kleine schwarze Punkte gegen die grauen Wolken im Norden – am Himmel, die allmählich immer tiefer kreisten.
    Welche Beute hatten sie erspäht? Ein Opfer von Keldums Zorn, den er unbegraben hatte liegen lassen? Oder Überreste der letzten Lagermahlzeit?
    Höchstwahrscheinlich, denn Sonja hatte in den vergangenen drei Tagen keine Zeichen anderer Menschen hier bemerkt.
    Aber sonst sah sie auch jetzt nichts. Wieder blickte sie südwärts, studierte die trostlose Öde und seufzte tief beim, Anblick der scheinbar endlosen Steppe und der verhangenen Sonne. Wie viel länger würde sie ihren Hunger noch mit Mehlbeeren und Wurzeln stillen müssen? Mitra! Unter welchem Unstern stand sie nur seit ihrer Geburt? Warum zwang das Schicksal sie seit ihrer frühen Jugend zum
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