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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Hand als Signal zum Aufbruch. Noch einmal schmetterte die Trompete. Keldum lenkte sein Pferd südostwärts.
    Gevem übernahm den Befehl über seine Hälfte des Trupps und führte sie nach Süden. Im grauen wolkigen Morgen ritten sie auf die Ebene mit ihrem windbewegten braunen Gras und den Dornbüschen. Wieder würden sie einen, Tag im Sattel Verbringen.
    Keldums verfluchter Stolz, dachte Gevem, als der Morgen sich dahinzog. Sinnlos! Zwecklos! Bildet er sich ein, er kann sie sich mit Gewalt gefügig machen?
    Gegen Mittag erspähte er in einer Senke eine Stadt.
     
    »Bist du wach?« fragte Sobut.
    Sonja war es. Die sich der Stallung nähernden Schritte hatten sie geweckt. Sie setzte sich auf. Sie strich Stroh von ihren Armen und Beinen und fuhr mit den Fingern durchs Haar, um es auch dort zu entfernen. Ihr Haut juckte vom Staub und den vereinzelten Getreidekörnern im Stroh, die sich in ihren Rücken gepresst hatten. Ihr Mund und ihre Kehle waren trocken wie altes Pergament.
    »Dein Hengst scheint sich gut erholt zu haben«, sagte Sobut und lächelte im Dämmerlicht kaum sichtbar. »Und wie hast du geschlafen?«
    »Nicht schlecht.« Sonja nieste und wandte sich ihm zu. »Aber ich brauche dringend ein Frühstück, und zuvor möchte ich mich waschen.«
    »Ich bringe dich in die Esshalle der Soldaten. Aber du wirst mit rauen Spaßen rechnen müssen. Die Männer sind keine Kriegerinnen hier in Elkad gewöhnt.«
    Sonja schüttelte abfällig den Kopf. »Wenn Männer ihre . rauen Späße unterließen, müsste ich glauben, dass die Welt sich über Nacht geändert hat. Weis mir den Weg, Sobut. Ich bin am Verhungern und schmutzig, als hätte ich mich im Morast gesuhlt.«
    Er lachte und ging voraus. Im grauen Morgen war es im Freien kaum weniger dämmrig als im Stall. Vor einem vollen Trog zum Tränken der Pferde blieb Sonja stehen, beugte sich darüber und tauchte Gesicht und Arme ein. Sobut blieb stehen und bewunderte die Schönheit dieser rothaarigen Kriegerin in der knappen Schuppenrüstung – aber er erinnerte sich an ihre Reaktion, als er nur eine Locke ihres Haares hatte berühren wollen, und kleidete seine Bewunderung deshalb nicht in Worte. Als sie sich gewaschen hatte, führte er sie in das Kasernengebäude.
    Der köstliche Duft gebratenen Geflügels und Rindfleischs schlug ihnen entgegen und erhöhte Sonjas Hunger noch mehr.
    Sobut öffnete die schwere Holztür für sie und blieb stehen, um ihr höflich den Vortritt zu lassen. Sonja lachte leise und schob ihn vor sich her. Als sie eingetreten waren, schloss sie die Tür hinter sich.
    Etwa fünfzig Augenpaare wandten sich ihr sichtlich erstaunt zu. Fünfzig lärmende Stimmen, das laute Gelächter, das Klirren des einfachen Bestecks, das Scharren rückender Hocker, alles verstummte plötzlich, und eine Stille wie in der Halle der Toten setzte ein.
    Sobut seufzte und deutete auf einen freien Tisch. »Hovar und seine Leute werden gleich kommen. Wir frühstücken mit ihnen.«
    Ohne die auf sie gerichteten Blicke zu beachten, setzte Sonja sich und schenkte sich einen Becher des auf dem Tisch stehenden kühlen Weines ein.
     
    »Ich reite allein in die Stadt«, wandte Gevem sich an die Männer um ihn. »Das ist am einfachsten und sichersten. Falls ich bis Sonnenuntergang noch nicht zurück bin, gebt ihr Hauptmann Keldum Rauchzeichen. Aber ich glaube nicht, dass wir etwas zu befürchten haben.« Er lächelte ein wenig schief, betrachtete die Hufspuren im Gras und rieb sich die Hände.
    »Wollt Ihr sie wirklich allein stellen, Leutnant? Wäre es nicht besser, wenn wenigstens ein paar von uns …«
    »Nein, das würde sie misstrauisch machen – oder gar jene verärgern, die in dieser Stadt herrschen. Die Rote Sonja ist müde, ausgehungert, ja vielleicht dem Tod nah, und sie suchte diese Stadt auf, weil sie in ihr den einzig möglichen Schutz sah. Ich kann mich als Bevollmächtigter Zamoras ausweisen, das ist vielleicht wirkungsvoller als eine ganze Armee.
    Also – ihr bleibt hier, verstanden? Haltet euch genau an meine Anweisungen. Wenn nichts schief geht, bin ich vor dem Abend zurück – mit der Roten Sonja in Ketten.«
    Gevem gab seinem Pferd die Fersen und galoppierte den Hang zum Tal hinab, in dem die Stadt lag. Seine Leute konnten inzwischen den Tag nutzen, sich auszuruhen.
    Peth saß ab und führte sein Pferd fort von den anderen zu einer Baumgruppe, wo er es festband und sich ins Gras setzte. Er leerte die Leseknöchelchen aus ihrem Beutel und schüttelte sie vor
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