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1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

Titel: 1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel
Autoren: Jason Dark
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Er sprach auch gern mit anderen Menschen darüber und versuchte, ihnen dieses Feeling näher zu bringen.
    Viel Erfolg hatte er damit nicht. Paraglider blieben in der Minderheit, und selbst seine Frau hatte er bisher nicht überzeugen können.
    Kate wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen, wenn er sie zu einem Lehrgang überreden wollte. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, wie toll ein solcher Flug war, doch Angst durfte man nicht haben. Das war genau verkehrt, und so hatte Sean es aufgegeben.
    Wenn er flog, saß seine Frau des Öfteren auf dem Balkon des Hotelzimmers und schaute ihm zu. Falls sie Lust verspürte. Ob sie ihn jetzt beobachtete oder Kate sich in die Wellness-Oase zurückgezogen hatte, das konnte er nicht sagen.
    Es war mal wieder grandios. Er war sehr hoch gestiegen. Unter sich sah er die Grate der Berge, die hier in der Nähe des Achensees nicht so hoch waren.
    Er sah die grüne Fläche des Sees, die Straßen, die wie schmale Hosenträger wirkten, und über ihm gab es nur die blaue Unendlichkeit.
    Von keiner Wolke wurde sie gestört, und Sean erlebte wirklich einen Tag wie gemalt.
    Das war Leben und Freiheit pur. Da dachte man an alles, nur nicht an sein Ende.
    Und doch traf es ihn wie der Blitz aus heiterem Himmel!
    Es gab wirklich keinen Grund für eine Störung. Er flog unter idealen Bedingungen, und Sean Finley wusste nicht, woher die scharfe Bö plötzlich gekommen war, die ihn brutal erwischte und seinen Körper in die Höhe schleuderte. Er überrollte sich. Er verlor die Orientierung. Er wusste nicht, wo oben oder unten war, er hörte ein scharfes Rauschen und zugleich ein seltsames Surren, das ihn sofort an die Seile denken ließ, mit denen möglicherweise etwas geschehen war.
    Wieder erwischte ihn der Schlag.
    Finley wurde nach vorn getrieben, als hätte ihm jemand eine Faust in den Rücken geschmettert. Seine Beine flogen zwangsläufig in die Höhe. Er kippte dabei nach hinten weg, und in dieser Position gelang ihm der Bodenblick. Mein Gott, ich bin zu hoch!
    Sean dachte daran, wie man sich in Notlagen verhalten musste. Er kannte die Regeln, nur war es ihm nicht mehr möglich, sie anzuwenden.
    Das Schicksal hatte etwas anderes mit ihm vor.
    Eine ungewöhnliche Musik erreichte seine Ohren. Mit hohen Tönen und auf ihre Weise schrill. Sean legte den Kopf in den Nacken, er sah den knallroten Schirm über sich, aber der trieb plötzlich von ihm weg.
    Es gab keine Seile mehr, die ihn hielten.
    Und Sean fiel!
    Wer oder was die Seile zerrissen hatte, das war ihm nicht klar. Zudem hatte Sean andere Sorgen, denn er raste dem Boden entgegen und damit hinein in den Tod.
    Fallen – aufschlagen – vorbei!
    So würde es sein, und wahrscheinlich erlebte er in den letzten Sekunden seines Lebens das, von dem die Leute immer sprechen. Auf dem Weg in den Tod liefen noch mal die wichtigsten Ereignisse seines Lebens ab, da zogen sich die knappen Sekunden in die Länge, bevor das richtige Aus für ihn kam.
    Er hörte das Pfeifen und Brausen der Luft, die ihn umströmte. Er hörte sich auch schreien, weil sich seine Panik einfach freie Bahn verschaffen musste, und in seine Schreie hinein klang plötzlich der ferne, etwas süßliche Gesang.
    Sean wusste nicht, ob er sich täuschte, doch dann glaubte er, in der Luft stehen zu bleiben, was bestimmt nicht zutraf, aber es war nun mal so.
    An seiner Seite erschien mitten auf dem Weg nach unten eine Gestalt. Sean Finley konnte nicht sagen, ob er sie nun in der Realität sah oder er sie sich als Wunschtraum hingezaubert hatte, jedenfalls blieb sie an seiner Seite.
    Sie flog mit ihm nach unten, aber sie sah so anders aus als ein normaler Mensch. Man konnte sie als durchscheinend und feinstofflich bezeichnen. Sie war wie ein Hauch, der sich aus den Resten tief hängender Wolken gebildet hatte.
    Sie sprach mit ihm. Ihre Worte drangen in seinen Kopf ein. Sie wollte ihm Mut machen.
    »Nicht alles ist mit dem Tod vorbei. Es tut mir Leid für dich, aber du wirst es erleben…«
    Sean Finley wusste nicht, ob erträumte. Er hatte seine Angst verloren und fragte sich, ob das, was er hier erlebte, auch der Wirklichkeit entsprach oder er nicht plötzlich in seinem Bett aufwachte.
    Seine Augen hielt er so weit wie möglich geöffnet. Er sah etwas weghuschen.
    Schnitt!
    Sean fiel wieder!
    Der Mann erlebte das Grauen der letzten Sekunden mit all der Angst, die einen Menschen erfassen konnte.
    Dann schlug er auf!
    Es war schlimm. Nur nicht für ihn, denn Sean verspürte es
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