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1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

Titel: 1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel
Autoren: Jason Dark
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verstorbenen Mann stehen.
    Die blonde Frau mit den verweinten Augen drehte sich langsam um. Dann tat sie etwas, was sie vor einer halben Stunde nicht für möglich gehalten hatte.
    Sie rief mit leiser Stimme den Namen des Verstorbenen.
    »Sean…?«
    Mehr schaffte Kate nicht. Gespannt und leicht geduckt blieb sie auf der Stelle stehen, und sie merkte, dass über ihren Nacken hinweg eine unsichtbare Krallenhand strich.
    Jetzt bewegte sie auch ihre Augen. Sie schaute in die verschiedenen Richtungen, aber weder von ihrem verstorbenen Mann noch von der Stimme erhielt sie ein Zeichen.
    Kate Finley strich über ihre Stirn, um die dort klebenden Haare zu entfernen. Gegen ihren Nacken drückte eine schwere Last, und so hatte sie Mühe, überhaupt normal stehen zu bleiben. In ihrem Kopf tuckerte es. Sie hielt den Atem an und versuchte, sich noch stärker zu konzentrieren, was leider unmöglich war.
    Nichts hörte sie…
    Aber der Geruch war da. Süßlich. Als hätte jemand auf den Auslöser einer Sprayflasche gedrückt, um den normalen Geruch hier zu verändern. Das alles schoss ihr durch den Kopf, aber es waren keine normalen Gedanken, die von einer gewissen Logik geleitet wurden.
    All das, was sie hier erlebte, kam ihr so schrecklich unlogisch vor. Es war so weit weg von jeder Normalität, sie konnte es nicht begreifen und musste sich zunächst mal fangen. Ob ihr das gelang, war fraglich, denn die unheimlichen Vorgänge ließen keinen normalen Gedanken zu.
    So blieb ihr einzig das Warten, dass vielleicht doch noch etwas geschah, was sie weiterbrachte.
    Es tat sich nichts.
    Die Stille blieb bestehen, und auch der Geruch verflüchtigte sich nicht.
    Kate Finley wusste nicht, was sie noch denken sollte. In ihrem Kopf rauschte es. Sie sah die Tür und stellte sich vor, dass sie sich öffnen würde und ihr Mann eintrat, lächelnd, sehr lebendig, um sie in die Arme zu schließen.
    Es war leider ein Wunsch, der sich nicht erfüllte. Trotzdem ging Kate davon aus, dass etwas nicht stimmte mit Seans Tod. Es hatte sich da eine Tür spaltbreit geöffnet und für einen kurzen Moment einen Blick in eine fremde Welt erlaubt.
    Ein Gruß aus dem Jenseits? Aus der Totenwelt?
    Kate machte dieser Gedanke Angst, aber sie brachte es auch nicht fertig, ihn völlig aus dem Gedächtnis zu verbannen. Hier war einiges durcheinander geraten.
    Und nun?
    Abwarten vielleicht. Wollte Sean aus einer anderen Welt den Kontakt mit ihr aufnehmen? Hatte er vor, ihr eine Botschaft zu übermitteln? Möglicherweise über seinen Tod, der trotz allem ein Anschlag auf ihn gewesen war, obwohl die Untersuchungskommission nichts gefunden hatte?
    Sie machte sich schon ihre Gedanken, aber sie musste auch die einzelnen Teile des Puzzles zusammensetzen, was ihr verdammt nicht leicht fiel.
    Es passierte nichts mehr. Kate Finley wollte nicht länger an diesem Ort bleiben. Sie fürchtete sich auch vor den Folgen, und deshalb ging sie mit schleppenden und schleifenden Schritten auf die Tür zu, um die Leichenhalle zu verlassen.
    Sie musste raus aus diesem Raum. Erst draußen konnte sie wieder richtig Luft holen.
    Mehr taumelnd als normal verließ sie das schaurige Haus. In ihrem Kopf drehte sich alles, und ihre Knie waren nach wie vor weich wie Pudding. Aber sie hielt durch. Es bedeutete Kampf für sie, und auch ihr weiteres Leben würde nichts anderes sein.
    Sie musste vergessen, wie sie bisher gelebt hatte. Jetzt ging es um sie, auch um die kleine Firma, das Ingenieurbüro, das Sean aufgebaut hatte. Kate war bei ihm angestellt gewesen. Sie hatte die buchhalterischen Tätigkeiten übernommen, von der eigentlichen Materie hatte sie keine Ahnung. Vielleicht fand sich jemand, der die Firma übernahm, und ihr spukte bereits ein Name durch den Kopf. Zugleich schämte sie sich wegen ihrer eigenen Gedanken, denn ihr Mann lag noch nicht mal unter der Erde.
    Ihr Blick ging zum Himmel, der sich so herrlich blau über den Bergen spannte. Wie sehr hatte Sean ihn geliebt. Wie froh waren er und sie in den Bergen gewesen, wunderbare Urlaube lagen hinter ihnen.
    Das war nun vorbei. Ob sie die Alpen jemals wieder besuchen würde, daran glaubte sie in diesem Moment nicht.
    Der nächste Weg würde sie ins Hotel führen. Dort wollte sie packen. Am nächsten Tag sollte der Tote überführt werden. Mit der Bahn waren sie an den Achensee gekommen, mit dem Flieger würde sie zurück nach London reisen.
    Dort würde Sean auf einem recht kleinen Friedhof sein Grab bekommen. Komisch, als hätte er es
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