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1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel

Titel: 1433 - Der Engel, die Witwe und der Teufel
Autoren: Jason Dark
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sehen…«
    Sie glaubte immer noch daran, ihrem Mann gegenübertreten zu können. Ich sah die Dinge etwas anders, behielt sie aber für mich, denn ich wollte ihr nicht wehtun. Die Wahrheit würde sie früh genug erfahren, und ich hoffte nur, dass sie nicht zu grausam war.
    Dass wir uns unter Umständen in Gefahr begaben, stimmte auch.
    Nur hütete ich mich davor, sie darauf anzusprechen. Ich wollte Kate nicht noch mutloser machen.
    Wer immer nach ihr gerufen hatte, er wartete.
    Wieder vernahmen wir seine Stimme.
    »Kate – bitte – willst du mich nicht mehr? Warum kommst du denn nicht zu mir?«
    »Geben Sie Antwort!«, flüsterte ich.
    Es fiel ihr schwer. Trotzdem spielte sie mit. Sie rief: »Ja, ich habe es gehört. Keine Angst, ich werde kommen. Ich will dich ja sehen, Sean.«
    »Oh, das freut mich. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich noch immer liebe.«
    »Und wo bist du?«
    »Wo schon? In meinem Arbeitszimmer.«
    Kate drehte mir den Kopf zu. »Haben Sie alles gehört?«, wisperte sie.
    »Klar. Gehen Sie.«
    »Und Sie?«
    »Ich bleibe in Ihrer Nähe, machen Sie sich keine Sorgen. Wir beide packen das schon.«
    Zuerst wollte sie widersprechen. Es war ihr anzusehen. Dann sah sie ein, dass etwas getan werden musste, um den Fall zu Ende zu bringen, und sie stimmte durch ihr Nicken zu.
    »Ich bete, dass es gut geht«, hauchte sie.
    »Es wird gut gehen, verlassen Sie sich darauf.«
    Ein letzter Blick traf mich, bevor sie ging. Kein hoffnungsfrohes Lächeln mehr. Jetzt bewegte sich Kate Finley wie ein Roboter. Sie setzte einen steifen Schritt vor den anderen. In ihrem Gesicht regte sich kein Muskel.
    Kate hatte es nicht weit bis zur offen stehenden Wohnzimmertür.
    In ein paar Sekunden würde sie die Schwelle erreichen, sie überschreiten und in den Flur eintauchen.
    Ich hatte mir nicht die ganze Wohnung angeschaut. Ich kannte nur die Küche und das Wohnzimmer. Kaum war Kate aus meinem Blickfeld verschwunden, da setzte ich mich in Bewegung und schlich ihr mit lautlosen Schritten nach.
    Vorsichtig lugte ich um die Ecke. Sie hatte sich nach links gedreht, und dort sah ich sie auch. Kate hatte das Ende des Flurs erreicht.
    Dort ging sie nach rechts und war meinen Blicken entschwunden.
    Sehr gut, denn jetzt konnte ich den Raum verlassen. Leise ging ich weiter. Am Ende des Flurs, wo Kate nach rechts gegangen war, rechnete ich damit, eine Tür zu sehen, die in ein anderes Zimmer führte.
    Da hatte ich mich getäuscht.
    Es gab keine Tür. Dafür existierte ein weiterer Flur. Er war wesentlich kürzer, und er endete dort, wo sich das Arbeitszimmer befand.
    Man konnte es direkt betreten, denn hier stand die Tür offen.
    Kate stand bereits darin. Aber um sie herum war es dunkel, denn die andere Person hatte das Licht nicht eingeschaltet, was Kate verunsicherte, denn sie ging nicht weiter. Es war leicht, sich vor der Dunkelheit zu fürchten, besonders dann, wenn gewisse Gefahren darin lauerten.
    »Sean…?«, rief sie leise.
    »Ja…«
    Es musste wieder die Stimme ihres Mannes gewesen sein, denn Kate reagierte nicht abwehrend.
    »Wo steckst du?«
    »Mach Licht. Nein, warte. Ich werde es machen. Ich sitze an meinem Schreibtisch.«
    »Gut.«
    Kate Finley ging nicht weiter. Auch ich traute mich nicht in den kleinen Flur hinein, sondern blieb an dessen Beginn stehen. Es verstrichen einige Sekunden, in denen sich die Spannung erhöhte, weil das Licht noch nicht eingeschaltet war.
    Das ließ nicht mehr lange auf sich warten. Nach einem leisen Geräusch wurde es plötzlich hell. Nicht strahlend, sondern einfach nur heller im Bereich eines Schreibtisches, denn genau dort saß die Person, wer immer sie auch war.
    Mein Blick war ebenso gut wie der Frau. Doch beide sahen wir nicht, wer sich dort aufhielt, denn die Person saß mit dem Rücken zur Tür in einem Schreibtischstuhl mit einer sehr hohen Lehne. Das dunkle Leder reichte hoch bis zum Kopf des Mannes.
    »Ich bin gekommen, Sean.«
    »Seht gut, meine Liebe.«
    Der Sessel bewegte sich. Zuerst rechnete ich damit, dass er nur leicht schwanken und sich die Gestalt erheben würde.
    Dann aber wurde er gedreht, sodass wir nicht mehr auf die Lehne schauten, sondern auf den Mann, der im Sessel saß.
    »Sean?« Es war eine Frage und ein Schrei zugleich, den Kate Finley ausstieß.
    Aber es war nicht Sean.
    Im Sessel saß Glen Griffin, derjenige, der auf den Teufel gesetzt hatte…
    ***
    Die Enttäuschung musste für die Frau so groß sein, dass sie nichts sagen konnte. Das allerdings
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