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0121 - Ich suche Jerry Cotton

0121 - Ich suche Jerry Cotton

Titel: 0121 - Ich suche Jerry Cotton
Autoren: Heinz Werner Höber
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Wir wußten nicht, ob Jerry Cotton noch lebte.
    Ich, Phil Decker, lag im Behandlungszimmer unseres Doc. Jod brannte an mehreren Stellen meines Körpers.
    Mister High, unser Distriktchef, stand neben der Pritsche, auf der ich lag.
    »Verdammt«, kächzte ich mit einer Stimme, die ich selber nicht kannte, »hat denn keiner einen Schluck Whisky?«
    Mister High verschwand schnell. Er war noch schneller mit der Flasche aus seinem Schreibtisch wieder da.
    Ich nahm einen kräftigen Schluck.
    »Gratuliere, Phil«, sagte der Chef. »Wir haben eine Reihe von Diebesbanden ausgehoben. Sie haben einen Mörder gefangen, wir haben Morton. Das ist ein sehr beachtlicher Erfolg für einen Tag.«
    Ich richtete mich ächzend auf.
    »Wirklich?« fragte ich bitter. »Ist das ein Erfolg?«
    Mister High preßte die Lippen zusammen. Er senkte den Kopf. Ich wußte, daß er das gleiche dachte wie ich: Jerry?
    Wo ist Jerry?
    »Phil«, murmelte er vorsichtig, »Phil, wir - hm - wir haben Jerrys Wagen von Yonkers geholt, wo er gefunden wurde…«
    Ich schoß hoch.
    »Wo ist er?«
    »In der Fahrbereitschaft. Der Spurensicherungsdienst…«
    Ich hörte nichts mehr. Ich war bereits unterwegs. Daß ich kein Hemd trug, war mir absolut gleichgültig.
    Ich fand den Wagen sofort.
    Er war bedeckt von Staub, mit dem man Fingerabdrücke sichtbar zu machen sucht. Ich beugte mich nieder, ohne den Wagen zu berühren.
    Wie oft hatte ich Jerry auf diesem Sitz hinter dem Steuer sitzen sehen.
    Auf einem Sitz, der jetzt dunkel gefärbt war von Blut…
    Ich fuhr hinauf ins Office. Es war selten vorgekommen, daß ich allein im Lift stand. Meistens war Jerry dabei. Es war zum Verrücktwerden. Jede Kleinigkeit erinnerte an Jerry. Im Lift hatte ei sich meistens gegen die Wand gelehnt und auf die Tür gestarrt, die sich automatisch öffnete und schloß. Im Flur waren wir oft wie die Einbrecher entlanggeschlichen wenn wir den aufdringlichen Reportern entkommen wollten.
    Wo man auch hinsah, an jedem Gegenstand, jeder Kleinigkeit hing ein Stück von Erinnerung. Und alles war Erinnerung an Jerry.
    Ich rief die Fahrbereitschaft an und fragte, wie lange es noch mit der Untersuchung von Jerrys Wagen dauern würde.
    »Bestimmt noch zwei bis drei Stunden«, wurde mir gesagt.
    Ich rief Mister High an.
    »Sie fahren sofort nach Hause, Phil!« sagte er in sehr bestimmtem Ton.
    Ich nickte nur resigniert. Der Hörer glitt mir aus der Hand und klatschte mit einem klappernden Geräusch auf die Gabel. Ich verließ das Office und sprach mit dem Leiter der Fahrbereitschaft.
    Ich wäre nicht mehr imstande gewesen, einen Wagen zu steuern. In meinem Gehirn zuckten Sterne und rote Nebel. Der Kampf gegen den Schlächter hatte mich ausgepumpt.
    Alle Welt scheint schon überzeugt zu sein, daß Jerry tot ist. Himmel, ich will das nicht glauben. O nein, so leicht ist Jerry nicht umzulegen. Das weiß ich am besten. Niemand kennt ihn besser als ich, Phil Decker, sein Freund.
    »Wir sind da, Phil«, sagte der Kollege am Steuer.
    Ich fuhr aus meinen trüben Gedanken hoch:
    »Was ist los?«
    »Wir sind da.«
    »Wo?«
    Er warf mir einen seltsamen Blick zu
    »Bei dir! Du wolltest doch nach Hauv gefahren werden!«
    »Ach so… Ja. Danke.«
    Ich stieg aus. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als ob der Kollege mir mitleidig nachblickte. Von mir aus hätte man Marsmenschen mit uns unbekannten Vernichtungswaffen im Anflug auf New York melden können.
    Ich weiß nicht mehr; wie ich ins Bett kam. Ich weiß nur, daß ich das Gefühl hatte, als hätte ich mich gerade hingelegt, als der Wecker rasselte. Meine Glieder waren bleischwer.
    Mit zusammengebissenen Zähnen schlich ich ins Badezimmer. Eine eiskalte Dusche trommelte mir auf die Haut und brachte sie zum Brennen. Danach fühlte ich mich besser.
    Ich nahm ein Taxi zum Distriktgebäude und fuhr hinauf in die Kantine. Dort bestellte ich ein kräftiges Frühstück und ein Kännchen Mokka.
    Als ich dann im Office saß, war es noch nicht ganz acht. Mir juckte es in den Fingern, aber ich wußte, daß ich bis acht warten mußte. Mit Gewalt zwang ich mich zur Ruhe.
    Langsam rauchte ich eine Zigarette. Punkt acht Uhr nahm ich den Telefonhörer und wählte die Fahrbereitschaft.
    »Hier ist Phil«, sagte ich. »Wie ist die Untersuchung von Jerrys Wagen verlaufen?«
    »Ruf Jack Blaster im Labor an! Der hat die Untersuchung geleitet.«
    »Okay.«
    Ich drückte die Gabel nieder, ließ sie wieder hochschnellen und rief unser Labor.
    »Gebt mir Jack Blaster an die
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